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Weichei: Roman (German Edition)

Weichei: Roman (German Edition)

Titel: Weichei: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Boltz
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überspielen, stürze ich mich in eine, wie ich zumindest glaube, sichere Aussage.
    »Wo ist denn die geile Natascha?«
    Damit kann ich nicht danebenliegen, schließlich hatte sie so inseriert. Der junge Mann, dessen Schambehaarung wild wuchernd in schwarz krauseligem Haar vom Bauchnabel bis zu den Kniescheiben zu reichen scheint, schaut mich irritiert an. Ich schaue irritiert zurück. Erstens, weil er mich dabei ertappt hat, wie ich ihm auf sein Gemächt geschaut habe, und
zweitens, da ich neidisch bin, dass dieser offensichtliche Vollpfosten keine Probleme mit Rasurbrand im Intimbereich hat. Mit seiner Brille und der Topffrisur erinnert er mich dazu an eine Figur, die in jeder Schulklasse und fast jedem Teenagerfilm der achtziger Jahre vorkam: der Klassendepp!
    Ich tippe gedankenschnell auf den Namen Florian, Alfred E. Neumann oder eventuell auch Joachim. Und nun bewegt er sich sogar noch und macht Anstalten zu sprechen.
    »NanaNatascha ist eine j-j-j-junge Frau, der man m-m-m-mit Respekt entgegentreten muss. N-n-n-nur weil sie S-S-S-Sex mag, ist sie keinesfalls ein b-b-b-billiges Flittchen.«
    Er ist es! Der Klassendepp! Der arme Kerl stottert also auch noch und erreicht damit auf der nach oben offenen Klischeeskala die volle Punktzahl. Er hat es sicherlich nicht leicht in seinem Leben. Aber immerhin hat er es hierher geschafft. Was mich andererseits nicht wundert. Er vertippt sich sicherlich nicht wie ich im Internet. Wahrscheinlich lebt er im Internet und verlässt nur für Natascha alle paar Wochen seine Welt aus Bits und Bytes. Und er kann bestimmt jedes einzelne verdammte Kürzel, das es auf dieser Welt gibt, entschlüsseln. Außerdem scheint er Natascha bereits zu kennen. Die Arme. Mir kommt die schlüssige Idee, dass sich die beiden vielleicht aus der Berufsschule kennen und er sie mit seinen phänomenalen Internetfähigkeiten im Netz entdeckt hat und sie nun erpresst.
    Na ja, vielen Dank jedenfalls für die Richtigstellung, denke ich und setze mich auf einen freien Stuhl. Die Situation wird jedoch noch seltsamer. Es klingelt erneut an der Tür, und der nächste Mitstreiter kündigt sich wohl gerade an. Sind wir nun also schon zu viert.
    »Kann ma einer von eusch uffmache«, hallt Bäddricks Stimme durch das Haus. »Isch sitz grad am Klo.«
    Florian alias Joachim alias Klassendepp schaut an seinem nackten Körper herunter, dann wandert sein Blick zu mir. Ja, ich bin auch nackt, aber ich bin der Neue, und das qualifiziert mich wohl für den Gang zur Tür. Irgendwie bin ich auch dankbar, diesen Raum für einen Moment verlassen zu können. Freunde sind wir in der kurzen Zeit jedenfalls nicht geworden.
    Ich gehe hinunter, öffne die Tür und blicke … ins Nichts. Zumindest in der Höhe, in der ich schaue. Erst beim zweiten Hinsehen bemerke ich, dass ein kleinwüchsiger Mann vor mir steht und darauf wartet, von mir eingelassen zu werden.
    »Oh«, stottere ich unsicher und schaffe es sogar, noch ein weiteres Oh anzufügen, als ich den Weg freigebe. Doch der kleinwüchsige Mann scheint diese Reaktion gewohnt zu sein und geht damit weitaus entspannter um als ich. Kaum habe ich mich umgedreht, klingelt es schon wieder, und da ich gerade in Übung bin, öffne ich die Tür erneut und blicke, schlau aus Erfahrung, zunächst nach unten.
    Guter Gedanke  – schlechtes Resultat.
    Denn dort sehe ich sportlich getragene Adidas-Badelatschen, in denen nackte Füße mit splissigem Nagelbett stecken. Dagegen ist Bäddricks Sandwalker-Fuß ein Traum. Tragen die hier alle Sandalen und Flipflops im Winter?
    Der Rest des dickbäuchigen Mannes ist winterfest in einer Art roten Daunensack gekleidet, aus dessen offenem Ende am oberen Rand mir ein weißbärtiges Gesicht zunickt. Der Weihnachtsmann. Und sogleich sondiere ich die Straße auf der Suche nach einem Rentierschlitten. Ohne etwas zu sagen, drängt Nummer fünf sich derweil an mir vorbei ins Haus. Ich schwöre es hoch und heilig: Nur einen Monat später zur Weihnachtszeit, und ich hätte ihm meine Schuhe vor die Tür gestellt und darauf gehofft, dass er sie mir mit Schokolade
und Spekulatius füllt. Doch selbst der Weihnachtsmann trägt ja wohl Stiefel und gönnt sich ein Mindestmaß an Fußpflege.
    Was soll’s, denke ich, und als ich mich umdrehe, bin ich überrascht, wie schnell der kleinwüchsige Mann sich bereits komplett entkleidet hat. Noch überraschter bin ich jedoch von der Größe seines Genitals. Daran ist nämlich nichts, aber auch rein gar nichts

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