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Weichei: Roman (German Edition)

Weichei: Roman (German Edition)

Titel: Weichei: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Boltz
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kleinwüchsig!
    Ganz im Gegenteil. Das einzig Seltsame an diesem Prachtexemplar ist die pralle Eichel, die sich wie ein ausgewachsener Fliegenpilz knallrot über sein Glied spannt. Und bei ganz genauem Hinsehen bemerke ich zu meinem Entsetzen, dass nicht nur die Farbe, sondern sogar einige kleine weiße Pünktchen die verblüffende Ähnlichkeit mit dem Schattengewächs noch zu verstärken wissen.
    Mir wird nun etwas mulmig, und ich wanke wie in Trance wieder hinauf in das Spielzimmer zu Florian alias Joachim alias Klassendepp. Ich brauch jetzt einfach etwas Vertrautes.
    Außerdem ist dessen Genitalbereich fliegenpilzfrei oder wenigstens gegen Pilzsammlerblicke durch reichlich Gestrüpp im Unterholz bestens getarnt.
    Wenige Augenblicke später kommen auch Fliegenpilz und Adilette herein und setzen sich neben Florian alias Joachim alias Klassendepp auf das durchgesessene Sofa. Alle splitterfasernackt und mir  – jeder auf seine eigene Weise  – unsympathisch. Außerdem glaube ich bei Adilette einen Hauch von Schrittschweiß zu riechen.
    Wenn es jemals eine Frauenbewegung geben sollte, die ekelhafte Männergenitalien abschaffen möchte, ich würde die Schilder für die Demonstration eigenhändig zusammennageln und mich in erster Reihe auf die Straße stellen.
    Mir wird immer mehr bewusst, dass es an der Zeit wäre zu gehen. Auf der anderen Seite bin ich ja auch nicht wegen dieser Ansammlung menschlicher Absurditäten hier. Nein. Ich habe ein Match zu spielen. Auch wenn sich der Boden eher als Ascheplatz denn als feinster englischer Rasen darstellt.
    Aber mein Ziel, meine Mission hat einen Namen: Natascha.
    Sie ist der Grund, warum ich all dies auf mich zu nehmen bereit bin. Außerdem kann ich nicht leugnen, dass ich gespannt bin, wie skurril diese Situation noch werden kann.
    Man nenne mich krank oder pervers, aber jetzt will ich es wissen.
    Oder um es noch treffender in Emiles Sprache zu formulieren: Jetzt fresse ich Gras, ich gehe dahin, wo es wehtut. Hier ist nicht mehr One-Touch-Fußball gefragt, sondern die robuste Kreisklassen-Grätsche. Ich versuche, über den Kampf zurück ins Spiel zu finden. Scheißegal, nur noch lange Bälle nach vorn in den gegnerischen Sechzehner schlagen, um vielleicht mit der Brechstange die Situation doch noch zum Guten umzubiegen.
    Und dann biegt sich tatsächlich etwas. Allerdings nicht die Situation und schon gar nichts zum Guten. Natascha. Sie kommt zu uns ins Zimmer. Und wie sie kommt. Die Holzdielen biegen sich wie ein Ein-Meter-Sprungbrett und ächzen schmerzdurchzogen, als Natascha, die Teenie-Dreilochstute, einschwebt. Man kann nicht sagen, dass die Annonce eine direkte Lüge war. Eher eine subtile und dehnbare Auslegung der Gegebenheiten. Ähnlich wie man einen schrottreifen VW-Bus bei mobile.de anzupreisen versucht, ließ man auch hier einige kleine, jedoch nicht unwichtige Details einfach weg und beschränkte sich auf die sachlichen Fakten wie das Baujahr. Denn zunächst einmal ist sie tatsächlich jung, meinetwegen sogar neunzehn, aber damit enden auch schon
jegliche Übereinstimmungen. Ein Faktor, der mich in diesem Moment ohnehin nur noch am Rande interessiert.
    Aber Natascha hat mich bereits entdeckt und steuert auf mich zu. Meine letzte Hoffnung besteht darin, dass ihre beiden schielenden Augen vielleicht den restlichen Teil ihres massigen Körpers fehl- und somit an mir vorbeileiten könnten. Ich halte die Luft an.
    In einer Fachzeitschrift habe ich mal gelesen, dass man sich im Falle eines Nashornangriffs einfach ruhig hinstellen soll, da Rhinozerosse zwar gewaltige Lebewesen, aber fast stockblind seien. So verfalle ich in eine Art namibische Safaristarre, die jedes Rhino in den sicheren Wahnsinn treiben würde. Doch Natascha scheint neben ihren schwachen Augen noch über weitere Orientierungshilfen zu verfügen. Entweder ist sie mit einer genetischen Wärmebildkamera ausgestattet, oder sie nennt einen herausragenden Geruchssinn ihr Eigen. Jedenfalls hat sie Witterung aufgenommen, und am Ende ist es wohl mein Angstschweiß, der mich verrät.
    Jedenfalls fahren ihre beiden massiven Arme wie ein Gabelstapler auf mich zu und drücken mich fest an ihren Körper. Um mich herum wird es dunkel. Ich bin ihr ganz nah. So nah, dass mein Gesicht eine feucht klebrige Sekundensymbiose mit ihrem Delfintattoo eingeht, welches sich farbenfroh in ihrem Dekolleté abzeichnet. Reflexartig versuche ich, mich von Flipper zu trennen und insgesamt vor ihrem Faltenberg zu versperren,

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