Weihnachten mit einem Dieb (Romeo & Julian) (German Edition)
Tja, wenn Romeo auch nur halb so gut darin war, in anderen Menschen zu lesen wie Julian es annahm, dann würde ihm wohl bei dem was er in Julians Kopf vorfand ziemlich warm werden unter seinem Kaschmirpullover.
„Ja, stimmt.“ Julian räusperte sich. „Danke dass du hergekommen bist.“
Worüber hatte er noch gleich mit Romeo sprechen wollen? Von der Litanei an Vorwürfen und Anschuldigungen die er ihm gerne an den Kopf geworfen hätte mal abgesehen, aber das stand nicht zur Debatte.
„Ich hätte nicht gedacht, dich wiederzusehen nach…Weihnachten“, sagte er. Romeo schien ebenso überrascht wie er selbst von der Verletzlichkeit die seine Stimme bei diesen Worten offenbarte.
„Ich auch nicht“, gab Romeo nach kurzem Zögern zu.
„Diese Bedrohung von der du gesprochen hast—war die eine falsche Fährte?“
„Du meinst um dich zu beschäftigen damit du mich ein Weilchen in Ruhe lässt?“
„Du verstehst ja sehr schnell für jemanden der diese Möglichkeit nicht in Betracht gezogen hat“, sagte Julian.
Romeo hielt seinem Blick stand. „Ich dachte das wäre dein erster Verdacht als ich dir davon erzählte.“
„Du dachtest nicht ich würde dir glauben?“
„Nein.“
Julian war verblüfft. „Und dennoch kamst du um es mir zu sagen?“
Romeo zuckte gleichgültig die Schultern. Ein bisschen zu gleichgültig, vielleicht. „Das musste ich doch, oder etwa nicht?“
„Warum?“
„Weil…“ Romeo sah aus als verkneife er sich seine ursprüngliche Antwort um einer abgeänderten Version den Vorzug zu geben. „Ich bin ein Dieb , Julian. Ich stehle Dinge. Dabei zuzusehen, wie Menschen sterben ist nicht Teil meiner Jobbeschreibung.“
„Aber du musstest ja nicht zusehen“, bemerkte Julian. „Das heißt, sofern es wirklich stimmt. Du hättest es einfach geschehen lassen können, froh darüber sein dass jemand mich ausgeschaltet hat und—“
„Verdammt nochmal, Julian!“ Romeos Fluch und wütender Blick waren umso effektiver da er sie so selten einsetzte. Julian schwieg. Beobachtete. Gebrauchte seine eigene Fähigkeit, in Menschen zu lesen. Ganz offensichtlich hatte Romeo etwas zu sagen und es fiel ihm schwer, sich auszudrücken ohne die Dinge zu erwähnen die er nicht zugeben wollte.
„Ich habe davon gehört, okay? Das ist die Wahrheit. Ich habe dir gesagt dass ich versuche mehr herauszufinden, aber bisher war jede Spur der ich gefolgt bin, kalt. Ich weiß nicht was los ist, und ich weiß nicht, wer hinter dir her ist, aber ich bin mir ziemlich sicher dass etwas im Gange ist. Und was mich betrifft, reicht das aus um kein Risiko einzugehen. Zumindest nicht solange ich irgendwie eingreifen kann.“
„Ich… Äh, danke.“
„Gern geschehen.“
„Was denkst du ist da im Gange?“
„Wie?“
„Naja, du sagtest du seiest dir ziemlich sicher dass etwas im Gange ist. Was glaubst du ist es?“
„Das wüsste ich selbst gerne“, murmelte Romeo aber Julian ließ sich nicht täuschen.
„Komm schon. Du bist doch der mit den ausgefeilten Plänen. Du hast darüber nachgedacht, stimmt’s?“
Romeo wirkte unentschlossen als er seinen Kaffee trank, wahrscheinlich nur um sich ein bisschen Zeit zum Überlegen zu verschaffen. Julian fiel seine bisher ebenfalls unberührte Tasse ein und er griff danach.
„Ich habe eine Theorie“, gab Romeo schließlich zu. Er klang etwas unwillig, so als wolle er keiner Idee Ausdruck verleihen, die er nicht beweisen konnte. „Sie ist ein bisschen weit hergeholt, aber die beste die mir bisher eingefallen ist.“
„Erzählst du sie mir?“ Julian griff nach seinem pain au chocolat. Es sah gut aus, und gab ihm noch etwas anderes zu tun als Romeos innerem Kampf zuzusehen.
„Ich bin mir nicht sicher dass du es hören willst.“
„Warum erzählst du es mir nicht trotzdem?“
Romeo schnitt eine Grimasse, schüttelte aber den Kopf. „Ich muss noch ein bisschen darüber nachdenken. Ich will nicht dass du dir Sorgen machst nur weil ich was Falsches vermute.“
„Na toll. Und was heißt das jetzt?“
„Nichts.“ Romeo stand auf. „Ich werde weiterhin Augen und Ohren offen halten und wenn ich was habe, werde ich dich finden.“
„Was ist wenn ich etwas habe? Sollte ich dich dann kontaktieren?“
Die Frage ließ ein Grinsen auf Romeos Gesicht erscheinen. „Ich melde mich.“
Julian ließ ihn gehen. Geduldig. In dem Moment als das letzte bisschen schwarzer Mantel aus seinem Blickfeld verschwunden war, sprang er auf. Er verzichtete darauf das Mädchen an
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