Weihnachten mit einem Dieb (Romeo & Julian) (German Edition)
freundlich. „Der Grund für meinen Besuch ist vermuteter Identitätsdiebstahl.“
Für den Bruchteil einer Sekunde weiteten sich Romeos Augen vor Überraschung, dann fing er sich und versteckte sich wieder hinter seiner Maske aus unbekümmertem Charme. Julian jedoch reichte das kurze Flackern um zu wissen dass er einen Treffer gelandet hatte.
„Erzähl mir mehr“, sagte Romeo. Seine Haltung hatte sich nicht verändert. Die Tür war noch immer offen für Julian.
„Die Dame an der Rezeption hat dich als John Duncan identifiziert. Ich nehme nicht an, dass das dein richtiger Name ist, oder?“
„Es ist nicht der Name mit dem ich geboren wurde“, antwortete Romeo und verneigte sich kaum merklich.
Eine kleine Welle von Stolz durchflutete Julian als er das Hotelzimmer betrat. „Tja, dann habe ich gerade wohl eine weitere deiner Scheinidentitäten aufgedeckt. Oh, und nur für den Fall dass du dir nicht sicher bist—du bist verhaftet. Behalte deine Hände bitte da, wo ich sie sehen kann.“
„Ja, das dachte ich mir schon.“ Romeo lächelte ihn unbekümmert an als er gehorsam die Hände hob. „John Duncan ist aber keine Scheinidentität und ich bin mir sicher, er wäre dankbar seine Brieftasche und Karten wiederzubekommen. Darf ich?“ Die Augenbrauen erhoben, bewegte er eine Hand langsam in Richtung seiner Brusttasche.
Julian nickte ihm auffordernd zu und sah zu wie Romeo eine dunkelbraune, ziemlich abgetragene Geldbörse aus seiner Innentasche nahm. Er nahm sie aus Romeos ausgestreckter Hand und schaute hinein um den Inhalt zu überprüfen. Was er sah, bestätigte seine Vermutung. John Duncan. Er warf einen Blick auf den Führerschein. John war Anfang dreißig, und obgleich er ganz gut aussah, besaß er nicht einmal annähernd Romeos Klasse. Die Ähnlichkeit war gerade genug um jemanden zu täuschen der entweder keine Lust hatte den Ausweis zu prüfen oder der glauben wollte dass der Mann vor ihm der richtige war.
„Wie lautet deine Geschichte?“
„Meine Geschichte?“
„Ja. Du würdest dich wohl kaum hiermit erwischen lassen wenn du keine Erklärung hättest.“ Julians Stimme war erstaunlich fest wenn man bedachte was in seinem Kopf los war. Er hätte es wissen müssen. Damit rechnen müssen. Natürlich würde sich Romeo nicht dabei erwischen lassen wie er eine falsche Identität benutzte. Oder vielleicht doch?
„Es gibt keine Geschichte. Zumindest nicht eine von der Art wie du sie hören möchtest. Ich habe einen Mann auf der Straße bestohlen weil er mir ähnlich sieht. Naja, ähnlich genug jedenfalls. Dann habe ich seine Kreditkarte und seinen Führerschein benutzt um ein Zimmer in diesem Hotel zu buchen. Ende der Geschichte.“
Julian atmete ganz langsam aus während er nachdachte. Es nützte nichts. „Warum solltest du das tun? Wozu brauchst du ein Hotelzimmer?“
„Damit wir uns an einem ruhigen Ort unterhalten können, natürlich. Einen Ort an dem ich mir sicher sein kann dass uns niemand stört.“
„Das ergibt aber nur dann Sinn, wenn du wusstest dass ich dich verfolge und wolltest dass ich dich finde.“
„Wenn du meinst.“ Romeo lächelte noch immer.
„Du wolltest dass ich dir folge und dich erwische?“
„Glaubst du wirklich du hättest es geschafft mich zu verfolgen ohne dass ich es merke?“
So gesehen… Julian hatte sich schon etwas gewundert wie einfach es gewesen war. Naja, nicht direkt einfach, eher so als habe Romeo Julian seinen nächsten Schritt immer mitbekommen lassen. Er hatte nichts Unvorhersehbares getan, und keinen richtigen Versuch unternommen, Julian abzuschütteln. Julian hatte bisher nicht so genau darüber nachgedacht, da er davon ausgegangen war dass Romeo gar nichts von seinem Verfolger gewusst hatte. Aber was wenn er sich dessen doch bewusst gewesen war? Julian wusste dass es stimmte. Romeo hatte ihm erlaubt, ihn zu verfolgen. Es musste so sein, denn sonst hätte Julian wohl wirklich keine Chance gehabt.
„Warum?“ fragte er. Seine Stimme war rau.
Das Lächeln auf Romeos Gesicht erlosch und sein Ausdruck wurde sanft, beinahe melancholisch. „Kannst du dir das nicht denken?“
Julian schüttelte den Kopf. Er konnte es sich nicht denken. Und der einzige Grund, den er sich wünschte war so weit hergeholt dass er nicht einmal daran dachte ihn laut auszusprechen.
Romeo gab einen seltsamen Ton von sich, eine Mischung zwischen Traurigkeit und Belustigung. Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen—der untypisch passive Versuch, sich Zeit zu
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