Weihnachten mit einem Dieb (Romeo & Julian) (German Edition)
der Kasse die Kreditkartenbons durchsehen zu lassen. Die würden nicht weglaufen und er wusste nicht einmal ob Romeo mit Karte bezahlt hatte. Wohl eher nicht. Julian rief Barnes an, gab ihm die Adresse des Cafés und erklärte ihm wonach er Ausschau halten sollte während er selbst seine Zielperson im Auge behielt. Es war schon ein Weilchen her, und Romeo war niemand den man so einfach verfolgen konnte, aber als Julian sich wieder an die Vorgehensweise erinnert hatte, lief es wesentlich besser als er erwartet hätte.
Er folgte Romeo durch mehrere ziemlich überfüllte Bereiche, unter anderem einen öffentlichen Park, immer darauf bedacht, nicht gesehen zu werden. Schließlich ging Romeo, sehr zu Julians Überraschung, durch die große, einladende Tür des Hotel Centurion, einem Etablissement das, auch wenn es seine beste Zeit eindeutig hinter sich hatte, dennoch an den letzten Resten vergangenen Glanzes festhielt. Bevor er hineinging, spähte Julian durch die riesigen Glasscheiben an der Front des Hotels um sich zu vergewissern dass Romeo tatsächlich in einen der Fahrstühle einstieg.
Er durchquerte rasch das Foyer und ging zur Rezeption. Die junge Dame, eine gelangweilt wirkende Blondine die zu viel Make-Up im Gesicht und zu viele Pfunde auf den Hüften trug, sah ihn mit wenig Interesse an. Bis Julian seine Marke hochhielt und sie nach dem Namen des Mann fragte, der gerade hereingekommen war. Das hauchte ihr Leben ein. Naja, zumindest brachte es sie dazu, ihre langen roten Acrylnägel über die Tastatur vor ihr zu bewegen. Ihr Gesichtsausdruck war jedoch weiterhin ziemlich gelangweilt.
„John Duncan“, stieß sie schließlich hervor. „Zimmer 311. Dritter Stock“, fügte sie hilfsbereit hinzu. Julian war schon auf dem Weg. Der Fahrstuhl brauchte viel zu lange, aber daran konnte er wenig ändern. Die Treppen kamen nicht infrage.
Ungefähr eine Sekunde lang zog Julian die Möglichkeit in Betracht, abzuwarten und Verstärkung anzufordern damit er einige Agenten vor—und noch wichtiger, hinter—dem Gebäude platzieren konnte. Dann entschied er sich dagegen. Die bittere Schmach sein Team herbeizurufen nur damit er ihnen sagen konnte dass ihr Verdächtiger entkommen war steckte ihm noch zu sehr in den Knochen. Nein, er musste Romeo alleine fassen, wenn überhaupt. Und wenn ihm der Versuch misslang, dann wäre er wenigstens der Einzige, der davon wusste. Selbst als er an die Tür klopfte, war er keineswegs davon überzeugt dass Romeo sich in dem Zimmer aufhielt. Wenn er darin war, würde er wahrscheinlich nicht die Türe aufmachen oder noch eher über den Notausgang fliehen.
Romeo öffnete die Tür, lächelnd und ganz offensichtlich überhaupt nicht erstaunt. „Vermisst du mich etwa schon?“ fragte er.
„Wohl kaum. Kann ich reinkommen?“
„Na klar.“ Romeo trat einen Schritt zurück und hielt Julian die Tür auf.
„Du solltest dir darüber im Klaren sein, dass das hier ein offizieller Besuch des FBI ist“, verkündete Julian, wenig erfreut, aber er wusste dass wenn er die Regeln missachtete, diese Regeln gegen ihn verwendet und benutzt werden konnten um ihm in den Hintern zu treten. Auf gar keinen Fall würde er riskieren ein Gerichtsverfahren zu verlieren nur weil er einen Fehler gemacht hatte. Wenn es überhaupt jemals zu einem Gerichtsverfahren kam.
„Oh.“ Romeo sah ihn vollkommen ruhig an. „In diesem Fall, Agent Harris, darf ich fragen was der Grund Ihres Besuchs ist?“
Mistkerl. Julian musste schnell handeln. Wenn er jetzt den Rückzug antrat, war Romeo gewarnt und würde wohl kaum jemals wieder auftauchen. Weiterzumachen bedeutete dass Julian bei jedem einzelnen seiner Schritte extrem vorsichtig sein musste. Alles was er brauchte war etwas, das ihm erlaubte Anklage zu erheben. Wenn der Mann erst einmal eingesperrt war, hatten sie noch genug Zeit das Verfahren gegen ihn vorzubereiten und wasserdicht zu machen.
Er zerbrach sich den Kopf. Was er hatte waren Vermutungen und Verdachtsmomente ohne richtige Beweise. Wenn er jetzt irgendetwas davon verwendete, es zu gegebener Zeit aber nicht nachweisen konnte, wäre Romeo schneller wieder draußen als man ‚Fall vermasselt‘ sagen konnte. Und noch schlimmer war, dass selbst wenn sie irgendwann doch noch Beweise finden würden, sie Romeo dafür nicht mehr vor Gericht bringen könnten. Es sei denn… Capone war doch schließlich wegen Steuerhinterziehung verurteilt worden, oder nicht?
„Natürlich darfst du das fragen“, antwortete Julian
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