Weihnachten mit Hund und Engel (German Edition)
herauszog und sich damit aufs Bett warf. Er legte sich neben dem Bett auf den Teppich und beschloss, ein Weilchen zu dösen.
Als es wenig später an der Tür klopfte und Andrea eintrat, hob er nur kurz den Kopf, legte ihn aber sogleich wieder auf seine Pfoten und beschränkte sich darauf, kurz mit der Schwanzspitze zu zucken. Zu mehr hatte er keine Lust. Der Ausflug in den Wald hatte ihn müde gemacht.
Andrea setzte sich auf die Bettkante. »Deine Physiklehrerin meinte beim letzten Elternsprechtag, du hättest in ihrem Fach arg nachgelassen.«
Emma zog einen genervten Flunsch. »Deshalb übe ich ja auch. Was kann ich dafür, wenn ich das mit der Reibung und diesem ganzen verdammten Mist nicht kapiere?«
»Emma! Hör bitte auf zu fluchen. Ich habe dich doch überhaupt nicht dafür verurteilt. Mit Physik hatte ich auch nie etwas am Hut. Ich dachte nur ... In den anderen Fächern hast du nicht nachgelassen. Das freut uns natürlich, aber es wundert mich ein bisschen. Warum nur Physik?«
»Weiß ich auch nicht.« Emma starrte missmutig in ihr Buch, doch dann klappte sie es mit einem Mal heftig zu. »Hey, du glaubst doch wohl nicht etwa, ich wäre nur schlechter geworden, damit Stefan ... Also echt, Mama! Wofür hältst du mich eigentlich? Stefan ist ja ganz nett, aber er ist eigentlich gar nicht mein Typ.«
»Ist er nicht?«
»Nein. Und selbst wenn, würde ich nie auf so eine dämliche Idee kommen. Meinst du, ich will mir wegen einem Typ den Notendurchschnitt vermasseln?«
»Dann bin ich ja beruhigt.« Andrea lächelte über das aufgebrachte Gesicht ihrer Tochter. »Weißt du, ich hab so was nämlich mal versucht, da war ich in der elften Klasse. Aber bei mir war es Mathematik. Es gab da so einen Jungen in der Abiturklasse, der gefiel mir sehr, aber ich wusste einfach nicht, wie ich ihn auf mich aufmerksam machen sollte. Er war ein Mathe-Ass, ich in diesem Fach nur Durchschnitt. Tja, und da lag es nahe ...«
»Du hast dich wegen ihm im Unterricht verschlechtert?« Emma riss verblüfft die Augen auf. »Das war doch wohl hoffentlich nicht der, der dich damals so hat sitzen lassen?«
Andrea lachte. »Nein, das war ein anderer und ein ganzes Jahr vorher. Und ja, ich bin absichtlich ein halbes Jahr lang in Mathe schlechter geworden und musste mir deshalb einiges von unserem Lehrer anhören. Schließlich hat er den Jungen gebeten, mir Nachhilfe zu geben.«
»Also hat dein Plan auch noch funktioniert?« Kopf schüttelnd drehte Emma das Physikbuch in den Händen.
»Und wie er geklappt hat! Nach ein, zwei Nachhilfestunden stellte sich nämlich heraus, dass der besagte Junge schon länger ein Auge auf mich geworfen und sich nur nicht getraut hatte, mich anzusprechen.« Bei der Erinnerung lächelte Andrea wieder. »Aber was ich damit sagen wollte, ist, dass das vielleicht einmal bei mir funktioniert hat, aber ich würde es dennoch nicht gutheißen, wenn du so etwas tätest, Emma. Es gibt auch andere Wege ...«
»Mama!« Emma verdrehte die Augen. »Ich hab dir doch gesagt, dass ich nicht deshalb schlechter geworden bin. Ehrenwort! Ich kapiere den Stoff nur einfach nicht.« Sie hielt inne und sah ihre Mutter neugierig an. »Von dieser Sache hast du vorher noch nie geredet. Was ist denn aus diesem Mathe-Ass geworden?«
Etwas verlegen zuckte Andrea mit den Achseln. »Ich habe ihn geheiratet.«
Emma klappte die Kinnlade herunter. »Du hast...? Papa war das? O Gott, Mama!«
»Was denn? Natürlich nicht gleich. Du weißt doch, wann wir geheiratet haben und auch, dass wir vorher schon einige Jahre zusammen waren. Na, und jetzt weißt du auch, wie es dazu gekommen ist.«
»Du hast doch immer gesagt, ihr hättet euch vor dem Eingang der Fachhochschule kennengelernt.«
Andrea nickte. »So war es im Grunde auch. Wir trafen uns vor der ersten Nachhilfestunde dort, denn er hatte vorher einen Termin in der Fachhochschule, um sich für das Architekturstudium einzuschreiben.«
Emma ließ sich in ihre Kissen sinken und schlug das Buch wieder auf. »Also wirklich, was man nicht alles über die eigenen Eltern erfahren kann! Na ja, ich muss jetzt wirklich Physik lernen, aber bestimmt nicht, um Stefan dann für seine Nachhilfe zu heiraten!« Andrea blinzelte ihr zu. »Für die Nachhilfe habe ich deinen Vater auch nicht geheiratet. Aber du weißt doch, wo die Liebe hinfällt ...«
»Ja, ja. Aber bei mir fällt momentan gar nix. Und schon gar nicht auf Stefan. Der ist viel zu ... ich weiß auch nicht.«
»Aha. Das sind meistens die
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