Weihnachten mit Hund und Engel (German Edition)
Dabei fiel ihr Blick auf den glänzend nassen Fußboden. »Was ist das denn? Seit wann macht ihr beiden denn den Hausputz? Oder hat Otter sich mal wieder verewigt?«
»O Mama.« Emma wischte sich die feuchten Hände an der Jeans ab. »Otter ist weggelaufen.« Sie schilderte mit wenigen Worten, was geschehen war. Andrea schüttelte verwundert den Kopf. »Was ist nur mit diesem Hund los, dass er es regelmäßig schafft, unseren Haushalt auf den Kopf zu stellen?«
»Mama!« Empört verschränkte Emma die Arme vor der Brust und ähnelte mit einem Mal sehr ihrem Vater. »Otter kann doch gar nichts dafür. Er ist doch ein Hund! Bestimmt hat er den Baum nicht mit Absicht umgeworfen. Gut, Tommi hätte ihn nicht von der Leine lassen dürfen, aber was sollen wir denn jetzt tun?« Sie drehte sich um und sah ihren Bruder an, der mittlerweile hinter ihr aufgetaucht war. Dann wandte sie sich wieder an ihre Mutter. »Wir wollen jetzt nach ihm suchen. Hilfst du uns?«
Andrea strich sich die Haare aus der Stirn und nickte. »Also gut. Aber sag, hattest du nicht heute eine Verabredung?«
Emma verdrehte die Augen. »Das ist mir doch so was von sch...« Sie hielt inne. »Ich habe Jan weggeschickt. Otter ist jetzt viel wichtiger!«
Andrea überlegte kurz. »Dann geht los, am besten trennt ihr euch und sucht in verschiedenen Richtungen. Nehmt eure Handys mit. Ich bleibe hier, falls Otter doch noch von selbst auftaucht.« Sie strich Tommi über den Kopf. »Nun mach nicht so ein Gesicht. Otter ist doch nicht dumm. Bestimmt ist er spätestens zum Abendessen wieder hier.«
»Und wenn nicht?« Tommi zog sich seinen Anorak an und schob sein Handy in die Tasche.
»Er wird zurückkommen, da bin ich mir ganz sicher«, sagte Andrea überzeugt.
»Komm, lass uns losgehen!« Emma wickelte sich ihren Schal um den Hals, zog den Reißverschluss ihres Mantels zu und steckte sich ihre Handschuhe ein.
»Geh du nach rechts, zum Dorfanger«, meinte sie, als sie auf der Straße standen. »Ich suche drüben beim Wildacker.«
»Aber nicht allein in den Wald, habt ihr verstanden?«, rief Andrea ihnen mahnend zu. »Geht nur zusammen und auch dann nicht zu weit. Die Polizei hat noch immer keine Spur von den Holzdieben, und wer weiß, was die machen, wenn ihnen jemand begegnet.«
»Okay.« Tommi war sichtlich erleichtert, dass er endlich nach Otter suchen durfte. Er sog die kalte Luft ein. »Es riecht nach Schnee.«
Emma nickte und sah hinauf zu den Wolken, die schon den ganzen Tag den Himmel bedeckten. »Ich hoffe, es fängt erst morgen an. Bis nachher und viel Glück!«
Tommi marschierte los, und auch Emma machte sich auf den Weg. Leider waren nirgends Spuren zu erkennen. Sie ging mit weit ausholenden Schritten hinaus aufs freie Feld; dort rief sie nach Otter, doch ohne Erfolg. Alle Wege, die sie bisher mit ihm gegangen war, lief sie ab, doch Otter war und blieb verschwunden.
Wind kam auf und pfiff in hohen Tönen. Dazwischen meinte Emma auch noch ein Klirren oder Klimpern zu hören, doch sie konnte sich auch getäuscht haben.
Plötzlich klingelte ihr Handy. Sie blickte auf das Display und meldete sich dann. »Hast du ihn gefunden?«
»Nein.« Tommi klang wieder weinerlich. »Er ist nicht am Dorfanger gewesen. Frau Reimbold war dort und meinte, sie hätte ihn bestimmt gesehen.«
»Aha.« Verzagt nickte Emma vor sich hin. Frau Reimbold war eine nette ältere Dame, die jeden Tag mit ihrer Katze an der Leine am Dorfplatz spazieren ging. Die Katze trug so ein komisches Geschirr, und Emma hatte sich schon oft darüber amüsiert. Aber wenn Frau Reimbold sagte, sie habe Otter nicht gesehen, dann war es auch so. Ihr entging nämlich so gut wie nichts. »Dann such weiter! Hast du schon am Weiher oder hinten im Wald an der Kapelle geschaut?«
»Da will ich jetzt hin. Alleine wollte ich nicht, wegen Mama ...«
»Okay, ich komme gleich zu dir.« Emma schaltete das Handy ab und machte sich im Laufschritt auf den Weg zurück ins Dorf.
Eine Stunde später standen Emma und Tommi wieder vor ihrem Haus und blickten einander ratlos an.
»Otter ist wie vom Erdboden verschluckt.« Sie rieb sich die Hände, die trotz der Handschuhe eiskalt geworden waren. »Aber Papa ist wieder da, vielleicht hat er jetzt eine Idee.«
9. Kapitel
»So ein Unsinn! Der Hund taucht schon wieder auf. Und so schnell verhungert er auch nicht.« Karl schüttelte ungehalten den Kopf über Tommis Ängste. Allerdings warf er selbst einen kurzen Blick zum Fenster. »Es fängt an zu
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