Weihnachten mit Hund und Engel (German Edition)
kalt! Ich will mich an der Heizung aufwärmen. Tommi soll mich mit dem Handtuch abrubbeln.
Mit einem leisen Winseln tapste er weiter und blieb plötzlich erschreckt stehen. Neben dem Weg, ein Stück hinter den ersten Baumreihen, war etwas in seinem Blickfeld aufgetaucht. Wieder ein Untier?
Starr wie ein Standbild blickte Otter das dunkle Etwas an. Nein, das war kein Tier.
Vorsichtig näherte er sich dem Ding und war erleichtert, als er erkannte, um was es sich handelte.
Otter stand vor einem baufälligen alten Jägerunterstand, gerade groß genug für einen Menschen.
Da drinnen schneit es nicht. Vielleicht hört es ja bald auf, wenn ich mich da hineinlege. Ob Tommi und Emma mich dann abholen?
Otter tappte durch die Öffnung zwischen zwei schräg stehenden Balken. Der Unterstand war eng und windschief, das Dach jedoch noch dicht, und zwei quer liegende Bretter bildeten eine kleine Nische, in die er nun hineinkroch. Er rollte sich zusammen und blickte unglücklich durch die Bretter hindurch nach draußen, wo die kalte weiße Decke immer höher wurde. Die Spuren, die er hinterlassen hatte, waren längst zugeschneit.
Ich will hier nicht sein. Aber wie komme ich nach Hause? Nimmt Herrchen mich wieder auf? Ich habe Hunger!
Wieder winselte Otter leise und legte den Kopf auf seine Pfoten.
10. Kapitel
Emma stand am Fenster und starrte wieder auf die Straße. »Klar, komm rein. Er taucht einfach nicht wieder auf.«
»Ich hab Angst.« Tommi zog den Kopf zwischen die Schultern und trat neben seine Schwester. »Bestimmt erfriert er da draußen. Vielleicht ist er schon ...«
»Ach was, so schnell erfriert ein Hund wirklich nicht.« Emma bemühte sich um einen sorglosen Ton, doch so ganz gelang ihr das nicht. »Ausgerechnet dieses Jahr kriegen wir weiße Weihnachten!«
»Ich habe keine Lust auf Weihnachten. Ohne Otter will ich nicht feiern.« Tommi schniefte, blickte jedoch mit trockenen Augen nach draußen.
Plötzlich fiel Licht auf den Vorgarten. Die Haustür hatte sich geöffnet, und Emma und Tommi beobachteten, wie ihr Vater nach draußen trat, zur Straße ging und sich umblickte.
»Er sucht nach Otter«, sagte Emma leise, während sie zusah, wie ihr Vater sich die Mütze tiefer ins Gesicht zog und in Richtung Dorfanger stapfte.
»Warum kommt Otter nicht wieder?«, fragte Tommi. »Meinst du, er hat sich verlaufen?«
»Kann ich mir nicht vorstellen.« Emma schüttelte den Kopf. »Hunde finden doch immer wieder nach Hause. Sie folgen einfach ihrer eigenen Fährte.«
»In dem Schnee?« Zweifelnd deutete Tommi mit dem Kinn auf die dicken Flocken, die vom Himmel segelten.
»Ich weiß auch nicht.«
Eine Weile schwiegen sie und hingen ihren Gedanken nach.
Plötzlich sah Tommi zu Emma auf. »Du glaubst auch nicht mehr an den Weihnachtsmann, oder? Ist doch bloß eine Geschichte für Kleinkinder.«
Überrascht blinzelte sie. »Wie kommst du denn jetzt darauf?«
Tommi zuckte verlegen mich den Achseln. »Weiß ich auch nicht. Ich dachte nur, wenn es den Weihnachtsmann wirklich gäbe, könnte der uns vielleicht helfen. Aber es ist ja bloß ein Märchen.«
Emma nickte und sah wieder hinaus. »Oma sagt immer, dass an Weihnachten alles möglich ist. Übermorgen ist Heiligabend.«
»Wenn ich noch an den Weihnachtsmann glauben würde, würde ich alle Wünsche von meinem Wunschzettel streichen und nur noch bitten, dass Otter zurückkommt.«
»Du schreibst noch einen Wunschzettel?«
Tommi biss sich erneut verlegen auf die Lippe. »Nur so aus Spaß. Da gibt es eine Adresse im Internet, das ist angeblich die Webseite vom Weihnachtsmann. Weißt du, da steht, er hätte sich jetzt auch die ganze moderne Technik zugelegt.«
»Aha.« Emma schmunzelte.
»He, lach nicht so! Ist doch nur ein Witz. Dachte, es könnte ja nicht schaden, mal einen Wunschzettel dorthin zu schreiben. Es gibt dafür auf der Seite einen extra Link. Eine Antwort hab ich auch gekriegt.«
»Und was stand da drin?«
Tommi zuckte mit den Schultern. »Ach, nur dass der Weihnachtsmann sich bemüht, alle Wünsche zu erfüllen, und dass man fest daran glauben muss und dass an Weihnachten gar nicht die Geschenke das Wichtigste sind. War aber eine nette E-Mail. Ich hab sie abgespeichert.« Tommi hielt inne und zog die Stirn kraus. »Eigentlich schon komisch. In dem Wunschzettelformular hab ich vergessen, meine E-Mail-Adresse anzugeben. Trotzdem ist die Antwort bei mir angekommen. Und dann stand da auch noch was von vielen Grüßen an meine
Weitere Kostenlose Bücher