Weihnachten mit Hund und Engel (German Edition)
senkte den Kopf zu Boden, schob mit ihrer Nase den Schnee auf dem Weg beiseite, wandte sich dann um und lief gemächlich den anderen Wildschweinen hinterher.
Nach einigen hundert Metern blieb Otter stehen und blickte sich um. Er war wieder ganz allein weit und breit. Entmutigt und beschämt über seine Angst ging er seinen Spuren nach, bis er wieder vor seinem Unterschlupf stand.
Ich muss einen anderen Weg nehmen. Aber vielleicht ist es besser, ich warte , bis Tommi und Emma mich abholen. Bestimmt holen sie mich ab.
Er schob sich wieder zwischen die Bretter und legte sich in die Mulde, die er hinterlassen hatte.
Hier ist es nicht so kalt wie draußen. Aber lange will ich nicht mehr hierbleiben.
13. Kapitel
»Hey, Emma, was machst du denn da?«
Emma, die gerade eines der Plakate an die Litfaßsäule neben dem Bushaltehäuschen klebte, drehte sich um und sah sich Stefan gegenüber. Er war in einen dicken Mantel gehüllt und hatte sich einen Schal beinahe bis über die Ohren um den Hals geschlungen.
Neugierig trat er näher an das Plakat heran und schob den Schal ein wenig nach unten, um besser sprechen zu können. »Ist euch Otter weggelaufen? Wie konnte das denn passieren?«
Unwillkürlich machte sie einen Schritt zur Seite, weil Stefan ihr so nahe gekommen war. Warum sie das nervös machte, konnte sie sich nicht erklären. »Na gestern! Du weißt doch, was bei uns los war. Papa hat ihn rausgeworfen, und da ist er weggelaufen.«
Stefan machte ein besorgtes Gesicht. »Stimmt, als ich rausging, war das Gartentor offen. Ich hab mir gar nichts dabei gedacht.« Er hielt kurz inne. »O je, und er ist die ganze Nacht nicht zurückgekommen? Das ist wirklich übel.«
Emma nickte unglücklich. »Wir wissen auch nicht mehr weiter. Niemand will ihn gesehen haben, und dann hat es auch noch so stark geschneit! Wer weiß, wo er hingelaufen ist. Vielleicht findet er jetzt nicht mehr nach Hause, oder er traut sich nicht, weil mein Vater so gemein zu ihm war. Vielleicht erfriert er sogar!« Sie wandte sich ab und presste die Lippen zusammen. Auf gar keinen Fall wollte sie jetzt losheulen! Bestimmt hielt Stefan sie dann für ein hysterisches Kleinkind. Doch die ersten Tränen brannten bereits heiß in ihren Augen, und sie musste sich sehr anstrengen, sie zurückzuhalten.
»Hey, komm schon.« Stefan fasste sie am Arm und drehte sie zu sich herum. »Das wird schon wieder.«
Sie schüttelte den Kopf und hielt ihren Blick fest auf den Boden gerichtet. »Ich muss weiter, noch mehr Plakate aufhängen«, brachte sie schließlich mühsam hervor.
Stefans Hand lag noch immer auf ihrem Arm.
»Soll ich dir dabei helfen?« Er lächelte, als sie nun doch den Kopf hob. »Ich wollte zwar eigentlich mit dem nächsten Bus in die Stadt fahren und noch ein paar Weihnachtsgeschenke kaufen, aber das kann ich später auch noch.«
»Fährst du nicht mit dem Roller?«
»Nee, nicht bei dem Wetter. Die Straßen sind noch gar nicht alle geräumt. Also was ist, soll ich dir helfen?«
»Das ... das brauchst du nicht. Die paar Plakate kann ich auch allein aufhängen. Ist ja keine schwere Arbeit. Und ich möchte nicht, dass du meinetwegen ...« Sie hatte wieder Richtung Boden gesprochen.»Emma!«
Überrascht über seinen veränderten Tonfall blickte sie ihm wieder ins Gesicht. Er wirkte verdrossen und ein wenig wütend. »Ich habe doch gesagt, es macht mir nichts aus. Ich würde dir gerne helfen, und wenn es nur moralischer Beistand ist. Mensch, ich kann mir doch vorstellen, wie schlimm das für euch ist! Als ich klein war, ist meine Katze auf Nimmerwiedersehen verschwunden.« Sein Griff an ihrem Arm verstärkte sich kurz, dann ließ er ganz plötzlich los. »Aber es ist natürlich was anderes, wenn du mich absolut nicht dabei haben willst. Ich will dir bestimmt nicht auf die Nerven gehen.«
»Du gehst mir nicht auf die Nerven«, sagte Emma leise.
Doch, dachte sie gleichzeitig überrascht, das tust du. Nur nicht so, wie du glaubst...
»Versteh mich nicht falsch, Stefan. Ich will dich nicht loswerden. Es ist nur ...«
»Was?« Abwartend sah er sie an und hielt ihren Blick gefangen, bis sie spürte, dass ihre Wangen ganz heiß wurden. Ihr Herz vollführte mittlerweile einen Trommelwirbel in ihrer Brust, dass sie beinahe keine Luft mehr bekam.
»Ich weiß nicht.«
Er schwieg weiter, doch sein Blick machte sie immer kribbeliger.
»Du machst mich nervös«, gab sie schließlich zu.
Einen Moment lang wirkte Stefan überrascht, doch dann
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