Weihnachten mit Hund und Engel (German Edition)
ein Wörtchen reden, wenn er und Oma übermorgen kommen. Waren Papas Eltern auch so schlimm?«
»Aber klar!« Andrea lachte hell auf. »Was glaubst du, was mich meine Schwiegermutter auf Herz und Nieren geprüft hat, bevor sie mich zur Tür hereingelassen hat! Aber das kannst du sie doch auch fragen; sie kommen doch übermorgen ebenfalls. Vielleicht kannst du Stefan auch einladen? Zwar ist Weihnachten, und wahrscheinlich wird er keine Zeit haben ...«
»Doch. Er hat mich eben angerufen und gesagt, dass seine Mutter mich gerne am zweiten Feiertag einladen würde. Am ersten Feiertag bleiben sie meistens unter sich, und am zweiten Tag kommt dann bei ihnen die ganze Familie.«
»Siehst du!«, Andrea zwinkerte ihr zu. »Das passt doch wunderbar! Also lade ihn nur ruhig für übermorgen ein. Das Tribunal deiner vier Großeltern wird er schon überleben.«
»O Gott! Die werden doch nicht etwa ...?«, rief Emma erschrocken und setzte sich kerzengerade auf.
Andrea winkte lachend ab. »Ach was, so schlimm wird es schon nicht werden. Aber sie freuen sich bestimmt, ihn kennenzulernen.«
Beruhigt ließ sich Emma wieder in ihre Kissen sinken und spielte mit ihrem Samtherz herum. »Du nimmst die Sache mit uns echt ernst, oder?«
Aufmerksam legte Andrea den Kopf auf die Seite und sah ihr in die Augen. »Du nicht?«
»Doch.« Emma presste das Herz wieder an sich. »Doch, ich glaube, das ist ziemlich ernst. Und das kommt so unerwartet.«
»Ich weiß.«
»Mama, er hat gesagt, er glaubt, er liebt mich.«
Andrea nickte nur. »Und du?«
Emma schwieg einen Moment, dann atmete sie tief ein. »Ich habe gesagt, ich glaube, ich liebe ihn auch.«
Ein kleines Lächeln umspielte die Lippen ihrer Mutter. »Und ist das nicht das schönste Gefühl, das es gibt?« Andrea rückte näher an Emma heran und nahm sie in die Arme. »Meine Große, das habe ich schon gewusst, als ich euch heute Mittag vor dem Haus traf. Ich habe es an seinen Augen gesehen und an deinen.« Sie löste sich wieder etwas von ihrer Tochter und zwinkerte ihr wieder zu. »Das hätte ein Blinder mit Krückstock auf zehn Meilen Entfernung gesehen.«
»Mama!« Emma wurde wieder rot und zog Andrea an sich. »Du bist die beste Mutter, die man haben kann.« Eine kurze Weile verharrten sie in der Umarmung, dann rückte Emma ein Stück ab. »Mama?«
»Hm?«
»Darf ich dich was fragen?«
»Aber sicher doch.«
»Gewöhnt man sich eigentlich irgendwann daran? An dieses dauernde Herzklopfen und all das, meine ich? Weil ... weißt du, wenn das noch lange so weitergeht, kriege ich irgendwann bestimmt einen Herzinfarkt oder so was. Stefan muss nur meine Hand nehmen, und ...«
»Emma«, meinte Andrea und strich ihr übers Haar. »Wenn es eine gute Beziehung ist, wird sich das niemals ändern. Manchmal sehe ich deinen Vater an, wenn er lächelt oder wenn er auf mich zukommt, und bekomme selbst heute, nach fünfundzwanzig Jahren, noch weiche Knie.«
Emma legte das Herzkissen neben sich. »Also muss ich wohl damit leben, was?«
Andrea lachte. »Du musst und du wirst. Und du wirst es gar nicht anders haben wollen.« Sie stand auf. »Ich denke, wir gehen jetzt alle zu Bett, damit wir morgen wieder fit sind. Was meinst du?«
Emma nickte und griff nach ihrem Nachthemd.
»Außerdem werde ich deinem Vater noch Bericht erstatten müssen.«
»Mama!«
»Keine Angst, ich erzähle die gekürzte und zensierte Version.« Mit einem Blinzeln zog Andrea die Tür hinter sich zu.
Emma war beinahe schon eingeschlafen, als es erneut leise klopfte und dann ein Schatten auf ihr Bett zukam. Erschrocken setzte sie sich auf. »Tommi!« Sie rieb sich die Augen. »Was willst du denn hier? Du sollst doch längst schlafen!«
»Ich kann aber nicht«, antwortete Tommi leise, und sie erkannte an seiner zitternden Stimme, dass er wieder geweint haben musste. »Emma, ich will Otter wiederhaben.«
Sie klopfte auf die Bettkante, und er setzte sich neben sie.
»Ich auch.« Sie überließ ihm ein Stück ihrer Decke. »Aber jetzt, mitten in der Nacht, können wir doch gar nichts tun. Morgen früh ...«
»Vielleicht ist er morgen schon verhungert und erfroren!« Tommi hieb mit der Faust auf die Matratze. »Er ist jetzt schon die zweite Nacht da draußen!«
»Wahrscheinlich ist er gar nicht mehr draußen«, meinte Emma nachdenklich. »Sonst hätte er längst wieder hierher gefunden. Kann schon sein, was Papa gesagt hat, dass ihn jemand mitgenommen hat.«
»Das will ich aber auch nicht! Das ist doch
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