Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weihnachten mit Hund und Engel (German Edition)

Weihnachten mit Hund und Engel (German Edition)

Titel: Weihnachten mit Hund und Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
Vom Netzwerk:
Zehenspitzen schlich Tommi die Treppe hinab. Auf dem Rücken trug er einen schweren Rucksack, seine Schneestiefel hielt er in den Händen, damit er niemanden durch seine Schritte aufweckte.
    Licht traute er sich auch nicht zu machen, also legte er im dunklen Flur den Rucksack ab, schlüpfte in die Stiefel und zog seinen dicken Anorak an. Auch wenn er sie eigentlich hasste, nahm er auch noch die Wollmütze und die Handschuhe und wickelte sich einen Schal mehrfach um den Hals.
    Sein Herz klopfte heftig, als er den Rucksack wieder schulterte und nach der Klinke der Haustür griff.
    Da fiel ihm noch etwas ein. »Futter!«, flüsterte er aufgeregt vor sich hin. »Otter hat bestimmt Hunger.« Eilig lief er in die Küche und zog eine Packung Hundekuchen aus dem Vorratsschrank. Die quetschte er noch in den Rucksack, dann schlich er wieder zur Haustür.
    Doch noch einmal machte er kehrt, zog die Schublade an der Garderobe auf und nahm die große Stablampe in die Hand, die dort für den Fall lag, dass der Strom ausfiel. Er lauschte noch einmal, ob auch wirklich niemand etwas gemerkt hatte, und öffnete entschlossen die Tür.
    Klirrende Kälte empfing ihn, doch wenigstens schneite es nur ganz sachte. Vorsichtig zog er die Tür hinter sich ins Schloss und stapfte los.
    Der Weg durch das Dorf kam ihm um diese Zeit, weit nach Mitternacht, ganz merkwürdig vor. Alles war still, die Straßenlaternen waren verschneit und warfen nur ein diffuses Licht zu Boden. Seine Schritte knirschten im Schnee, und in der Stille hallte dieses Geräusch besonders laut.
    Immer wieder blickte Tommi sich um, weil er glaubte, jemand müsse ihn hören und wolle ihn vielleicht aufhalten.
    Als er die letzten Häuserreihen hinter sich ließ und auf das freie Feld kam, wurde es richtig finster um ihn. Rasch schaltete er die Taschenlampe ein und leuchtete den tief verschneiten Feldweg ab.
    »Ich gehe noch mal in den Wald«, murmelte er und empfand die Stille nicht mehr so unheimlich, als er seine Stimme hörte. »Wir sind gar nicht weit genug gegangen. Bestimmt ist Otter da. Bestimmt! Er muss da sein.«
    Nachdem er die Felder durchquert hatte, tauchte er in die noch finsterere Schwärze des Waldes ein. Den Lichtpunkt der Lampe immer ein paar Schritte vor sich gerichtet, stapfte er mutig geradeaus. Ab und zu knirschten die kahlen Aste der Bäume, und sogar das Rieseln des Schnees war jetzt deutlich zu hören.
    Tommi lief bis zu der Stelle, an der sie am Nachmittag kehrtgemacht hatten und blieb unsicher stehen. »Wo soll ich denn jetzt langgehen?« Wieder hatte er laut gesprochen. Er leuchtete nach links und rechts und entschied sich dann. »Geradeaus. Bestimmt laufen Hunde immer geradeaus.« Er schniefte und zwinkerte heftig. »Ich will meinen Otter zurück!« Langsam ging er weiter. »Ich finde ihn, und dann laufen wir zusammen weg! Papa ist so gemein. Er darf ihn nicht zurück ins Tierheim bringen.«
    Erschrocken blieb Tommi stehen, als er neben sich ein heftiges Schnaufen hörte. Wie erstarrt lauschte er dem unheimlichen Geräusch, das sich in seine Richtung zu bewegen schien. Sein Herz pochte heftig gegen seine Rippen, und er hielt den Atem an. Was war das?
    Plötzlich hörte das Schnauben auf.
    Tommi nahm all seinen Mut zusammen und drehte den Lichtstrahl ganz langsam nach rechts. Zwei schwarze Augen starrten ihn aus dem Unterholz heraus an.
    Entsetzt sog Tommi die Luft ein, und dieses Geräusch schien sein Gegenüber zu erschrecken. Mit einem lauten Grunzen schüttelte die schwere Wildsau ihren Kopf, machte kehrt und rannte durch das Unterholz davon.
    »O Mann!« Tommi ließ die Hand mit der Taschenlampe sinken und atmete heftig ein und aus. »Mann o Mann«, wiederholte er und spürte, wie seine Knie zu zittern anfingen. Fast hätte er sich einfach in den Schnee sinken lassen.
    Doch ein Gedanke ließ ihn dann doch rasch weitergehen:
    »Hoffentlich fressen Wildschweine keine Hunde!«
    Mit allem Mut, den er aufbrachte, stapfte er den Waldweg entlang und versuchte, nicht auf das beklemmende Gefühl zu achten, das ihn beschlich, je länger er unterwegs war.
    »Ist mir egal!«, versuchte er sich selbst Mut zu machen. »Ich muss Otter finden, und dann bleibe ich bei ihm. Ich will gar nicht mehr nach Hause, wo alle so gemein sind.«
    Während er den Weg entlang stapfte, bildete er sich ein, über sich ein leises Klingeln zu hören, doch zu sehen war weit und breit nichts als Bäume und Dunkelheit.
    Nach einiger Zeit wurden Tommis Schritte jedoch langsamer und

Weitere Kostenlose Bücher