Weihnachten mit Hund und Engel (German Edition)
meinte Emma hoffnungsvoll. »Wir müssten jetzt ungefähr an der Stelle sein, wo wir gestern umgekehrt sind, nicht wahr?«
»Ungefähr«, stimmte Stefan zu. »Weißt du, wie weit der Weg hier noch führt und wo er endet?«
»Früher sind wir ziemlich oft hier spazieren gegangen. Der Weg führt von hier aus noch bestimmt zwei oder drei Kilometer geradeaus, allerdings in leichten Windungen. Da gehen dann auch mehrere Pfade links und rechts ab.« Sie überlegte kurz. »Irgendwo müssten auch mehrere alte Jägerunterstände stehen. Keine Ahnung, ob die heute noch benutzt werden. Inzwischen wurden ja neue Hochsitze gebaut.«
»Könnte Tommi sich dort versteckt haben?« fragte Stefan nachdenklich.
Emma hob die Schultern. »Vielleicht zum Verschnaufen. Aber er ist ja auf der Suche nach Otter, da wird er sich bestimmt nicht irgendwo hinsetzen.«
»Schauen wir trotzdem mal nach.« Entschlossen ging Stefan wieder los, immer den Spuren im Schnee nach. Emma folgte ihm ein Stück, als plötzlich ihr Handy klingelte.
»Warte mal!« rief sie und schaute auf den Display. »Papa? Habt ihr ihn gefunden? Wo ...?«
Stefan kehrte um, während Emma lauschte. Sie verzog enttäuscht das Gesicht. »Und jetzt fahrt ihr zur Polizei? Nein, ich bin nicht zu Hause. Ich habe alle Anrufe auf mein Handy umgeleitet und bin mit Stefan noch mal in den Wald ... Okay, bis dann.«
Sie schaltete ihr Handy aus. »Mein Vater hat sich auf einem Feldweg mit dem Jeep festgefahren«, erklärte sie. »Mama musste einem Bauern Bescheid geben, der die beiden mit dem Trecker aus dem Graben gezogen hat. Sie haben keine Spur von Tommi und wollen jetzt in die Stadt zur Polizei.« Sie hob den Kopf. »Da ist das komische Klingeln schon wieder.«
»Komm, gehen wir noch ein Stück. Wie weit ist es noch bis zu den Unterständen?«
»Ich weiß es nicht genau. Der erste müsste bald in Sicht kommen.«
Emma und Stefan staksten weiter durch den Schnee, der an einigen Stellen durch den Wind zu hohen Wehen aufgetürmt war. Der Pfad machte hier eine sehr lang gezogene Biegung nach rechts. Stefan deutete auf eine aufgewühlte Stelle am Wegesrand. »Hier scheinen vor kurzem Wildschweine entlang gekommen zu sein. Vielleicht sollten wir ein bisschen aufpassen. Begegnen möchte ich denen lieber nicht.«
»Ich auch nicht!« Emma schauderte. »Da sind noch andere Abdrücke im Schnee. Die könnten von Pfoten stammen!«
»Ein Fuchs vielleicht?«
»Oder ein Hund!« Emma blickte sich mit neuer Aufmerksamkeit um.
21. Kapitel
Das Geheul kam so unerwartet und plötzlich, dass Emma und Stefan zusammenschraken. Im nächsten Moment schoss etwas Haariges auf sie zu und warf Emma beinahe um.
»Otter!« Sie kniete sich in den Schnee und ließ es zu, dass der Hund ihr Gesicht leckte. Immer wieder bellte er aufgeregt, bis sie ihn fest an sich zog. »Da bist du ja, Otter. Wo kommst du denn bloß her?« Ihr stiegen Tränen der Freude und Erleichterung in die Augen.
Auch Stefan ging in die Hocke und streichelte Otters Kopf. »Hallo, Alter. Du hast uns ja ganz schön in Atem gehalten. Ist Tommi bei dir?«
Als er Tommis Namen hörte, legte Otter den Kopf auf die Seite.
Tommi? Der schläft in meinem Versteck.
Er bellte und rannte ein Stück voraus.
»Komm!« Stefan half Emma beim Aufstehen, und sie folgten dem erneut bellenden Hund.
»Wie ist er bloß so weit in den Wald gekommen?«, wunderte Emma sich. »Und warum ist er nicht zurückgekommen?«Stefan zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat er vor lauter Schnee den Weg nicht mehr gefunden. Ich habe ...«
»Psst!« Emma legte den Zeigefinger an die Lippen und wies dann auf den verfallenen Jägerunterstand, der vor ihnen in Sicht kam. Otter hatte sich vor etwas Rotblaues gesetzt, das sich als Schlafsack entpuppte, in den sich Tommi fest eingerollt hatte und schlief. Neben ihm lag eine Plastiktüte mit einem Rest Hundekuchen und sein Pfadfinderrucksack, aus dem eine Stablampe herausragte.
»O Mann, Tommi!«, seufzte Emma voller Erleichterung und wischte sich die letzten Tränen aus den Augenwinkeln. Dann trat sie auf ihren Bruder zu und rüttelte ihn leicht an der Schulter. »Hey, wach auf!«
Tommi brummelte etwas und blinzelte dann. Als er Emma erkannte, war er schlagartig hellwach.
»Emma! Stefan! Wo kommt ihr denn her?« Er sah sich um. Otter kam von der Seite und stupste ihn mit seiner feuchten Nase an.
Zeit aufzustehen, kleiner Freund.
»Ich habe Otter gefunden«, triumphierte Tommi und legte dem Hund die Arme um
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