Weihnachten mit Hund und Engel (German Edition)
Natürlich kann ich das verstehen. Aber schau mal bitte nach draußen! Es hat heute Nacht noch mehr geschneit. Tommi kann sich eine Unterkühlung holen, wenn er die ganze Nacht da draußen herumgelaufen ist. Wir werden sofort mit dem Jeep losfahren und ihn suchen. Andrea, zieh dir etwas Warmes an.« Er wandte sich wieder an Emma. »Hast du eine Ahnung, wo er hingelaufen sein könnte?«
Emma schüttelte den Kopf. »Er kann überall sein. Vielleicht im Wald hinter dem Weiher? Da konnten wir gestern nicht mehr suchen. Ich weiß nicht.« Plötzlich fiel ihr etwas ein. »Hey, wenn so viel Schnee liegt, können wir vielleicht seine Spuren verfolgen!« Sie rannte zur Haustür und öffnete sie. Doch dann ließ sie entmutigt die Schultern hängen. »O nee, so ein Mist! Die haben heute schon den Schnee von der Straße geräumt!«
Karl blickte ihr über die Schulter. Tatsächlich führten frische Spuren durch den Garten, die jedoch an der Straße endeten, wo sich links und rechts hohe Schneeberge aufgetürmt hatten. »Das wäre wohl auch zu einfach gewesen. Also los, wir sollten keine Zeit verlieren. Emma, du bleibst hier am Telefon, falls er sich von irgendwo meldet oder wir dich brauchen.«
»Wenn wir ihn in einer Stunde nicht gefunden haben, gehen wir zur Polizei«, fügte Andrea hinzu.
Kurz darauf fiel die Haustür hinter den beiden ins Schloss, und der Motor des Jeeps heulte auf.
Emma zog sich an und wanderte dann unruhig im Haus herum, von einem Zimmer ins nächste und wieder zurück. Sie hasste es, hier warten zu müssen. Sie konnte rein gar nichts tun!
Erregt trat sie ins Wohnzimmer und betrachtete den Tannenbaum, der noch immer ungeschmückt dastand.
Abrupt drehte sie sich um und lief in die Küche, setzte sich an den Tisch und stützte den Kopf in die Hände.
Lange hielt sie es jedoch nicht aus, dann sprang sie auf.
»Ich werde verrückt, wenn ich hier so tatenlos rumsitzen muss!«, fluchte sie.
In einem spontanen Entschluss lief sie in den Keller und schleppte die beiden Kisten mit dem Weihnachtsbaumschmuck ins Wohnzimmer. »Wenn schon Weihnachten ist, kann ich auch den Baum schmücken. Auch wenn wir nichts zu feiern haben«, flüsterte sie vor sich hin und schüttelte gleichzeitig den Kopf über sich. Jetzt führte sie schon Selbstgespräche!
Die Lichterketten gleichmäßig auf der Tanne zu verteilen war gar nicht so einfach. Gewöhnlich machten das ihre Eltern gemeinsam.
Emma brauchte fast eine halbe Stunde, bis sie mit dem Ergebnis ihrer Bemühungen zufrieden war. Probehalber schloss sie die Ketten ans Stromnetz an und betrachtete nickend ihr Werk. Dann begab sie sich an die roten und goldenen Kugeln, die bunten Glöckchen, weißsilbrigen Sterne und das Lametta.
Über eine Stunde später packte sie die leeren Kartons wieder in den Keller und sank befriedigt in einen Sessel. Ihre Aufregung hatte sie nun abreagiert, die Besorgnis blieb jedoch. Warum meldeten sich ihre Eltern denn nicht? Waren sie inzwischen schon bei der Polizei? Wo steckte Tommi nur? Ob er Otter gefunden hatte? Hoffentlich war ihm in der Nacht da draußen nichts passiert!
In diesem Moment klingelte es an der Haustür. Emma schrak auf und lief im Eilschritt hin, um zu öffnen.
»Hi, Emma, frohe Weihnachten!« Stefan lächelte sie an und hielt ihr ein kleines, liebevoll verpacktes Päckchen hin. Als er ihr Gesicht sah, stutzte er jedoch: »Was ist los? Ist was passiert?«
»Tommi ist weggelaufen!«, platzte es aus Emma heraus. Sie trat einen Schritt zur Seite, damit Stefan eintreten konnte. »Er ist irgendwann heute Nacht losgezogen. Meine Eltern suchen ihn gerade.«
»Auch das noch!« Stefan biss sich auf die Lippen, dann nahm er Emma fest in die Arme. Dankbar hielt sie sich einen Augenblick an ihm fest. »Was soll ich denn jetzt machen? Ich muss hier warten und auf das Telefon aufpassen. Aber ich will lieber selbst nach ihm suchen.«
Sie blickte auf und begegnete seinem besorgten Blick.
»Kann ich gut verstehen, aber ...« Er stockte. Dann hellte sich seine Miene auf. »Ich hab eine Idee! Habt ihr eine Telefon-Anlage? Dann kannst du doch die Anrufweiterleitung auf dein Handy schalten. So können wir uns auch noch auf die Suche machen, sind aber trotzdem erreichbar. Ich rufe schnell zu Hause an und gebe Bescheid, dass ich mit dir losziehe.«
Emma nickte, wollte aber gleichzeitig den Kopf schütteln. »Das mit der Anrufweiterleitung ist eine gute Idee. Aber du kannst doch nicht am Heiligen Abend mit mir zusammen auf Suche gehen!
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