Weihnachten mit Hund und Engel (German Edition)
entweder sind Sie gegen Komplimente immun, oder ich bin mehr aus der Übung, als ich befürchtet hatte.«
»Ich ...« Hannah versuchte, sich zusammenzureißen. Das war ihr bisher noch nie passiert, aber wenn er ihr zu nahe kam, schien sich ein Teil ihres Gehirns abzuschalten. »Ich denke, Sie machen das ganz gut.« Sie rang sich ein Lächeln ab. »Wahrscheinlich bin ich es, der die Übung fehlt.«
»Wollen Sie mir erzählen, Sie würden niemals Komplimente bekommen?« Leon sah sie halb amüsiert, halb neugierig an.
Hannah blickte verlegen zu Boden. »Vermutlich schon, aber wahrscheinlich nehme ich sie meistens nicht wahr.«
Er stieß einen erheiterten Laut aus. »Nun haben Sie meinem Ego wieder auf die Füße geholfen. Vielleicht könnten wir ja ...«
Billa unterbrach ihn, indem sie einen kurzen Laut ausstieß. Im nächsten Moment klingelte Leons Handy.
»Entschuldigen Sie.« Bedauernd zog er sein Handy aus der Jacke und trat damit einen Schritt zur Seite.
»Wie? Wo? ... Könnt ihr das nicht alleine ...? Ja, ich weiß, dass du heute freihast. Ich übrigens auch ... Na gut, ich komme gleich.«
Leon schaltete das Handy ab und machte ein zerknirschtes Gesicht. »Es sieht so aus, als gäbe es hinten am Waldsee ein Problem wegen eines Sturmschadens. Da muss ich leider nach dem Rechten schauen.«
»Und Mario?«, fragte Hannah. Sie versuchte, sich die Enttäuschung über das abrupte Ende ihres Treffens nicht allzu deutlich anmerken zu lassen.
»Ich bringe ihn bei meiner Schwägerin vorbei. Mein Bruder bewirtschaftet einen Bauernhof nicht weit von hier.« Er warf einen Blick hinauf zum Baumhaus. »Es tut mir leid, dass der Nachmittag so schnell enden muss. Ich hätte Sie gerne noch ...«
»Vielleicht ein andermal«, unterbrach Hannah ihn rasch.
Wahrscheinlich war es sogar besser, wenn sie die Sache nicht überstürzten.
»Ja, vielleicht ein andermal.« Er zwinkerte. »Wenn Sie mir Ihre Telefonnummer geben, rufe ich Sie an.«
Hannah nickte und kramte in ihrer Jacke nach einem Stift, fand aber keinen. Leon hielt ihr zuvorkommend einen Block samt Kugelschreiber hin.
Sie nahm beides, doch nachdem sie ihre Festnetznummer notiert hatte, hielt sie inne. »Auch wenn ich Ihrem Ego damit einen erneuten Tiefschlag versetze, aber für einen Mann, der angeblich, was das Flirten angeht, aus der Übung ist, haben Sie immer erstaunlich schnell etwas zum Schreiben bei der Hand.«
Überrascht hob er die Brauen. Dann lachte er unsicher. »Das ist bloß eine alte Pfadfinder-Gewohnheit. Sie wissen schon: allzeit bereit.« Als sie den Kopf amüsiert auf die Seite legte, hob er beide Hände. »Schon gut, ich sage jetzt lieber nichts mehr, sonst rede ich mich noch um Kopf und Kragen.« Er blickte wieder zum Baumhaus hinauf und rief nach Mario und Paula.
Die beiden machten ihrer Enttäuschung über das Ende ihres Spiels lautstark Luft, und erst, als Hannah ihrer Tochter versprach, so bald wie möglich wieder herzukommen, ließ sie sich überreden, zurück zum Auto zu gehen. Dort angekommen, streckte Hannah Leon ihre Hand hin. »Auch wenn der Besuch sehr kurz war, danke ich Ihnen trotzdem für die nette Einladung.«
Leon ergriff ihre Hand und hielt sie länger fest als eigentlich nötig. »Ich danke Ihnen für den Besuch.« Lächelnd beugte er sich zu Paula hinunter. »Und du überredest deine Mama, ganz bald wieder hierher zu kommen, nicht wahr?«
Paula nickte heftig.
»Also dann.« Hannah öffnete die Autotür und ließ Paula und Billa einsteigen.
»Auf Wiedersehen – ich rufe Sie an.« Leon wartete, bis Hannah ihre Tochter angeschnallt hatte, dann hielt er ihr zuvorkommend die Fahrertür auf. »Und vergessen Sie den Quatsch, den ich eben geredet habe.«
Hannah, die sich hinter dem Steuer ihres Wagens etwas sicherer fühlte, zuckte betont lässig mit den Schultern. »Mal sehen.« Sie lächelte, schloss die Tür und ließ den Motor an.
Leon trat einen Schritt zurück und nahm Mario, der ihnen heftig nachwinkte, bei der Hand. Hannah sah im Rückspiegel, wie er ihnen nachblickte und dann seinen Sohn hochhob und einmal durch die Luft schwenkte, bevor er mit ihm davonging.
9. Kapitel
»Dir ist schon klar, dass du mir gerade ein Date versaut hast«, warf Leon seinem Freund und Kollegen Martin vor, während sie die halb gekippte Buche betrachteten, die, nur von wenigen Ästen der nebenstehenden Bäume gehalten, in den See und dort auf einen nagelneuen Anlegesteg zu stürzen drohte.
»Was sollte ich denn machen?
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