Weihnachten mit Hund und Engel (German Edition)
ihre Aktentasche, in der anderen Billas Leine, gutgelaunt zu ihrem Auto. Leon hatte am vergangenen Abend angerufen und sie für den nächsten Samstag erneut zu sich eingeladen. Und er hatte versprochen, diesmal keinerlei Störungen zuzulassen. Paula war vor Begeisterung, wieder mit Mario spielen zu dürfen, wie ein Derwisch durchs Haus gerannt, und es hatte Hannah einige Mühe gekostet, sie schließlich doch noch ins Bett zu bringen. Und dann hatte es noch länger gedauert, bis sie selbst eingeschlafen war,
Sie schmunzelte über sich selbst. Silke hatte schon recht, ein wenig mehr Souveränität im Umgang mit Männern würde ihr nicht schaden. Andererseits hatte sie den Eindruck gewonnen, dass auch Leon nicht zu der Sorte Mann gehörte, die massenhaft Frauenbekanntschaften machte. Ihr kam es eher so vor, als wäre genau das Gegenteil der Fall, und es interessierte sie brennend zu erfahren, weshalb das so war. Das Kribbeln, das sie seit dem Telefonat immer wieder durchrieselte, war eine angenehme Dreingabe, von der sie hoffte, dass sie sich am Samstag nicht wieder zu einem Aussetzen ihrer allgemeinen Denkfunktionen ausweiten würde.
Billa ließ sich anstandslos von ihr mit dem speziellen Hundegurt, den Silke ihr mitgebracht hatte, auf dem Rücksitz anschnallen. »Dann wollen wir mal los, nicht wahr, meine Süße?« Hannah streichelte Billa kurz über die Ohren, dann setzte sie sich hinters Lenkrad. »Wenn meine neuen Zeichnungen dem Kunden jetzt gefallen, bekomme ich vielleicht auch den Auftrag für seine Werkstatt. Wie findest du das?« Sie blickte in den Rückspiegel und hatte fast den Eindruck, als würde Billa ihr bestätigend zulächeln.
Der Weg zu ihrem Kunden, einem Automechaniker, der sich und seiner Familie den Traum vom Haus mit angeschlossener eigener Werkstatt erfüllen wollte, führte sie aus der Stadt hinaus und auch an Leons Forsthaus vorbei. Knapp einen Kilometer weiter kam das Dorf bereits in Sicht. Sie hatte sich mit dem Kunden auf dessen Bauplatz verabredet und war froh, dass es trotz der dunklen Wolken, die nicht ein Fleckchen Himmel freiließen, keinen Regen zu geben schien. Nur ein böiger Wind blies herbstlich braune Blätter über die Straßen und Wege.
Sie schnallte Billa ab, ließ sie jedoch im Auto und nahm nur ihre Aktentasche mit zu dem Treffen. Als sie jedoch eine Stunde später wieder zu ihrem Wagen zurückkehrte, erwartete sie eine böse Überraschung. Die hintere Tür auf der Fahrerseite stand offen und Billa war verschwunden.
»Das kann doch wohl nicht wahr sein. Billa!«, rief sie und blickte sich nach allen Richtungen um. Doch von der Hündin war weit und breit nichts zu sehen.
»Gibt es ein Problem?«, fragte eine besorgte Stimme hinter ihr.
Hannah drehte sich um und sah sich ihrem Kunden gegenüber, der ebenfalls auf dem Weg zu seinem Wagen war, den er weiter unten an der Straße geparkt hatte.
»Das kann man wohl sagen, Herr Solonka.« Sie strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr und blickte sich verzweifelt noch einmal um. »Ich hatte meine Hündin mit im Auto, und es scheint, als sei sie ausgerissen.«
»Aus dem verschlossenen Auto?«, wunderte sich Solonka und blickte sich nun ebenfalls um.
»Ja, das heißt, ich war mir eigentlich sicher, abgeschlossen zu haben. Aber das war wohl ein Irrtum.« Hannah lächelte kläglich. »Ich hätte allerdings auch nicht gedacht, dass Billa es schafft, Autotüren zu öffnen.«
»Tja, manche Hunde können so was.«
»Offensichtlich. Ich habe Billa noch nicht lange, und eigentlich ist sie auch gar nicht unser Hund ...« Hannah zuckte mit den Schultern. »Sie ist uns zugelaufen. Aber was mache ich denn jetzt? Ich habe keine Ahnung, wo ich sie suchen soll!«
»Spuren gibt es leider auch keine«, meinte Solonka, nachdem er mit den Augen den Boden abgesucht hatte. »Vielleicht ist sie in den Wald gelaufen.« Er wies auf den nicht allzu weit entfernten Waldrand. »Hunde streunen doch gerne im Wald, oder?«
»Hoffentlich nicht«, antwortete Hannah und zog besorgt die Stirn in Falten. »Das würde dem Förster bestimmt nicht gefallen.« Als ihr einfiel, wer der Förster dieses Waldgebietes war, entspannte sie sich ein wenig. Leon kannte Billa. Er würde sie bestimmt einfangen, wenn er sie sah. Aber was, wenn ein Jäger sie vorher beim Streunen erwischte?
»Tja, leider kann ich Ihnen nicht beim Suchen helfen. Ich habe noch einen wichtigen Termin.« Bedauernd hob Solonka die Schultern. »An Ihrer Stelle würde ich es wirklich zuerst
Weitere Kostenlose Bücher