Weihnachten mit Hund und Engel (German Edition)
Klaps auf die Schulter. »Aber nicht zu lange. Es ist schon ziemlich kalt heute. Eine halbe Stunde dürft ihr oben bleiben.«
»Au ja!« Mario schnallte sich den Rucksack auf den Rücken und war in Windeseile wieder oben im Baumhaus.
»Gehen wir ein paar Schritte?«, fragte Leon und wies mit dem Kinn auf den schmalen Weg, der weiter in den Wald hinein führte. »Wir bleiben auch in Hörweite.«
»Also gut – warum nicht?« Hannah folgte ihm den Weg entlang; Billa ging ruhig neben ihr her.
Die Bäume hatten ihr Blätterkleid schon fast vollständig abgeworfen, so dass die Novembersonne ihren Weg bis zum Waldboden fand, auf den sie unruhige Muster aus Licht und Schatten warf. Die Luft war erfüllt von würzigen Herbstdüften, die Hannah tief einsog.
»Das ist ein Grund, weshalb ich Förster geworden bin«, sagte Leon und sah sie von der Seite an. »Ich liebe diese Luft und wie sie sich im Laufe der Jahreszeiten verändert.«
Hannah nickte verständnisvoll und schaute sich um. Als sie die riesige Tanne erblickte, die am Rande einer Schonung am Boden lag, blieb sie überrascht stehen. Der Stamm war im unteren Viertel wie ein Streichholz abgeknickt. »Was ist denn da passiert?«
Leon ging zu dem gefällten Baum hin und stützte sich gegen den Baumstumpf. »Das war der Sturm von neulich«, erklärte er. »Wir hatten nicht erwartet, dass er in diesem Gebiet so stark wüten würde, und hatten eine ziemliche Menge Arbeit, die schlimmsten Schäden zu beseitigen. Auf der anderen Seite des Waldes haben wir noch gar nicht damit angefangen. Da werden wir noch ein, zwei Wochen brauchen, bis wir die gestürzten Bäume alle herausgeholt haben.«
»Eine gefährliche Arbeit«, befand Hannah. »Wenn so ein Stamm nur noch von den danebenstehenden Bäumen gestützt wird, kann beim Fällen doch allerhand schiefgehen, oder?«
Leon schüttelte den Kopf, nickte dann aber. »Sicher, ganz ungefährlich ist es nicht, aber ich habe einen Trupp gut ausgebildeter Waldarbeiter, die das erledigen. Und mit den entsprechenden Maschinen geht es meist reibungslos.«
»Aber wenn hier mal ein Unfall passiert ...« Hannah ließ den Satz unvollendet, schauderte jedoch.
»Machen Sie sich Sorgen um mich?«
Hannah blieb stehen und blickte angestrengt geradeaus. »Um Ihr Ego mache ich mir jedenfalls keine Sorgen.«
»Autsch.« Leon grinste. »Das hat gesessen.«
»Vielleicht sollten wir umkehren.« Hannah drehte sich um und ging mit Billa langsam den Weg zurück, den sie gekommen waren.
Leon war mit wenigen Schritten wieder an ihrer Seite. »Im Ernst, ein Förster hat keinen sonderlich gefährlichen Beruf. Die halbe Zeit verbringe ich mit Papierkram. Da könnte ich mir vorstellen, dass eine Baustellenbegehung für Sie wesentlich riskanter ist.«
Hannah antwortete nicht darauf, und so schwiegen sie, bis sie wieder beim Baumhaus angekommen waren. Von oben hörten sie nur leises Gemurmel und dazwischen fröhliches Kinderlachen.
»Paula ist ganz begeistert«, sagte Hannah und lehnte sich mit der Schulter gegen die Leiter. »Jetzt wird sie mir bestimmt täglich in den Ohren liegen, wieder hierherzukommen.«
»Sie ist jederzeit herzlich willkommen«, meinte Leon und lächelte. »Zumindest, solange sie noch in dem Alter ist, in dem Baumhäuser reine Abenteuerspielplätze sind.«
Hannah blickte ihn einen Moment lang irritiert an, und er lachte. »Ab einem gewissen Alter dürfte der Reiz eines ruhigen, romantischen Plätzchens nicht mehr in den Süßigkeiten liegen, die man da oben heimlich in sich hineinstopfen kann.«
»Ich vermute, Sie sprechen aus Erfahrung?«
Leon schwieg einen langen Moment. »Nein, bisher nicht.«
Er trat einen Schritt auf Hannah zu und stützte sich mit einer Hand neben ihrem Kopf ab. Forschend sah er sie an. »Wäre es Ihnen lieber, wenn es so wäre?«
»Ich, äh ...« Hannah blickte unruhig links und rechts an ihm vorbei und überlegte, wie sie etwas Abstand zwischen ihn und sich bringen konnte, damit sich ihr Herzschlag wieder beruhigte. Doch sie rührte sich nicht von der Stelle.
»Sie haben interessante Augen«, sagte er. »Blaugrau mit grünen Einsprengseln. Je nach Lichteinfall verändern sich die Farben.«
Da ihr partout keine Antwort darauf einfallen wollte, schwieg Hannah. Er hob die freie Hand und spielte mit einer Haarsträhne, die sich aus dem lockeren Knoten an ihrem Hinterkopf gelöst hatte. »Ihr Haar gefällt mir übrigens ebenfalls.« Als sie noch immer nichts sagte, lächelte er. »Verzeihen Sie, aber
Weitere Kostenlose Bücher