Weihnachten mit Hund und Engel (German Edition)
man sich nach einem Spaziergang durch die winterlich eisige und mit Raureif überzogene Landschaft so wunderbar an seinem offenen Kamin aufwärmen.
Achselzuckend öffnete sie den Brief. Torsten und seine Frau Birgit waren wohl – außer Silke – die einzigen Menschen, die sie sich ohne Vorbehalte traute, hierher einzuladen. Dennoch überlegte sie, ob sie den beiden diesmal nicht lieber raten sollte, in einem Hotel zu übernachten. Was war, wenn der Strom wieder ausfiel? Ihr Vermieter hatte bisher noch keinen Elektriker geschickt. Zwar hatte es seit neulich keinen Zwischenfall mit der Hauptsicherung gegeben, aber man konnte ja nie wissen.
Seufzend überflog Hannah die Zeilen, die tatsächlich hauptsächlich an Paula gerichtet waren. Torsten erzählte von seinem neuen Haus in der Schweiz und in seiner ihm eigenen lustigen Art von seiner und Birgits neuen Arbeitsstellen.
Als das Telefon klingelte, schrak Hannah zusammen.
»Mayer?« Sie grinste. »Ich lese gerade deinen Brief. Nein, natürlich nicht, sie schläft schon längst. Wie? Ach ja, ganz gut soweit. Ich habe einen Auftrag so gut wie beendet und zum Glück schon zwei neue. Wann wollt ihr denn hier sein?« Sie runzelte die Stirn. »So früh diesmal ... Nein, ist schon in Ordnung, das macht mir nichts aus. Ich müsste dann nur eine Verabredung absagen ...« Sie lachte. »Du wirst es kaum für möglich halten, die Verabredung ist mit einem Mann ... Nein, wirklich! Ach was, er wird euch sicher gerne kennenlernen. Am Samstagnachmittag also? Ja, schon, aber eigentlich wäre es mir lieber, wenn ihr in ein Hotel gehen würdet.« Sie verdrehte die Augen. »Haha, sehr witzig. Nein, weißt du, das Haus hier ist nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt habe. Eine Bruchbude, um genau zu sein. Dauernd geht etwas kaputt und der Vermieter ... Ach was, ich erzähle euch davon, wenn ihr hier seid. Aber unter diesen Umständen wäre es wirklich angenehmer für euch ... Doch, bestimmt! ... Na gut, dann bereden wir das am Samstag. Bis dann also! Und grüß Birgit von mir.«
Hannah schaltete das Telefon aus und legte es auf den Couchtisch. Torsten und Birgit wollten also schon an diesem Wochenende herkommen und bis zum dritten Advent bleiben. Hoffentlich kam bis dahin endlich ein Elektriker, um den verfluchten Sicherungskasten zu überprüfen, sonst würde sie selbst jemanden herbestellen.
Am besten versuchte sie, Leon gleich morgen zu erreichen, um ihn über ihre geänderten Pläne zu informieren und ihm ein gemeinsames Essen im Restaurant mit Torsten und Birgit vorzuschlagen. Sie hatte ihm ja bisher noch gar nichts über Paulas Vater erzählt, allerdings hatte er auch nicht danach gefragt. Vielleicht glaubte er, sie sei ähnlich traumatisiert wie er. Aus seinen wenigen Andeutungen hatte sie geschlossen, dass Marios Mutter ihn einst sehr verletzt haben musste.
Sie konnte wirklich von Glück sagen, dass ihr so etwas erspart geblieben war. Nach Paulas Geburt hatten sie und Torsten sehr schnell gemerkt, dass sie nicht für ein gemeinsames Leben bestimmt waren. Dennoch waren sie gute Freunde geblieben, und auch mit Birgit verstanden sie und Paula sich ausgezeichnet. Die Einzige, die kreuzunglücklich über das Ende ihrer Beziehung gewesen war, war Hannahs Mutter.
Sie seufzte erneut. Ihre Eltern würden zwischen Weihnachten und Silvester zu Besuch kommen. Und das war ihr unter den derzeitigen Umständen ganz und gar nicht recht. Ihre Mutter würde vermutlich, wie es ihre Art war, über all die kleinen Unzulänglichkeiten des Hauses mosern, und ihr Vater fühlte sich dann bestimmt befleißigt, den Heimwerker herauszukehren. Eine Sache, die sie gerne vermieden hätte, denn er war handwerklich vollkommen unbegabt.
Hannah schloss die Augen, öffnete sie jedoch sogleich wieder und blickte verwundert zum Flur, wo Billa ein leises Jaulen hatte verlauten lassen und nun an der Kellertür kratzte.
»Was ist denn nun schon wieder? Seit Tagen willst du dauernd da runter – was soll das? Ich gehe nicht noch einmal auf Mäusesuche mit dir.« Hannah schüttelte entschieden den Kopf.
Billa fiepte noch einmal, kam zu ihr und legte ihr schnaufend den Kopf auf den Oberschenkel. Eindringlich sah sie Hannah aus ihren treuen Hundeaugen an, doch die schüttelte noch einmal den Kopf. »Du kannst betteln, solange du willst. Ich gehe heute bestimmt nicht mehr in den Keller.«
Der Laut, den Billa nun ausstieß, klang fast resignierend. Die Hündin sah sie noch immer eindringlich an, doch als sich
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