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Weihnachten mit Maigret

Weihnachten mit Maigret

Titel: Weihnachten mit Maigret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Waise.
    Ist irgendetwas Schlimmes passiert...«
    »Ich weiß es noch nicht. Ein Mann hat sich heute Nacht, als Weihnachtsmann verkleidet, in Colettes Zimmer eingeschlichen.«
    »Hat er ihr nichts getan?«
    »Er hat ihr eine Puppe geschenkt. Als sie ihre Augen öffnete, war er gerade dabei, zwei Dielen aus dem Fußboden hochzuheben.«
    »Glauben Sie, dass ich anständig genug aussehe, um sie zu besuchen?«
    »Einen Moment noch. Wenn Sie wollen, können Sie sich hier rasieren und kämmen. Ist Ihr Bruder jemand, der etwas unter dem Fußboden verstecken würde?« »Er? Nie im Leben.«
    »Auch wenn er etwas vor seiner Frau zu verbergen hätte?«
    »Er verbirgt nichts vor ihr. Sie kennen ihn nicht. Wenn er nach Hause kommt, legt er ihr Rechenschaft ab wie einem Chef, und sie weiß genau, wieviel Taschengeld er hat.«
    »Ist sie eifersüchtig?«
    Der Mann antwortete nicht.
    »Sie täten gut daran, mir zu sagen, was Sie denken. Es geht nämlich um Ihre Tochter.«
    »Ich glaube nicht, dass Loraine so sehr eifersüchtig ist, aber sie ist selbstsüchtig. Wenigstens hielt meine Frau sie dafür. Meine Frau mochte sie nicht.«
    »Warum?«
    »Sie sagte, sie habe zu dünne Lippen, sie sei zu kühl, zu glatt und immer in Abwehrstellung. Ihrer Meinung nach hat sie sich Jean an den Hals geworfen wegen seiner Stellung, seiner Möbel, seiner Zukunftsaussichten.«
    »War sie arm?«
    »Sie spricht nie über ihre Familie. Nichtsdestoweniger haben wir herausbekommen, dass ihr Vater starb, als sie noch sehr klein war, und dass ihre Mutter Putzfrau war.«
    »In Paris?«
    »Irgendwo im Glacière-Viertel. Darum spricht sie nie von dem Viertel. Sie ist eine Person, die weiß, was sie will, wie meine Frau sagte.«
    »War sie Ihrer Ansicht nach die Geliebte ihres Chefs?«
    Maigret schüttete ihm etwas Schnaps ein. Der Mann sah ihn dankbar an, zögerte aber trotzdem, wohl wegen des Besuchs bei seiner Tochter, wegen seines Atems.
    »Ich werde Ihnen eine Tasse Kaffee kochen lassen. Ihre Frau hat sich wohl auch darüber ihre Meinung gebildet?«
    »Woher wissen Sie das? Glauben Sie mir, sie sprach nie schlecht über andere Leute. Aber gegen Loraine hatte sie eine fast körperliche Abneigung. Wenn wir meine Schwägerin treffen mussten, flehte ich meine Frau an, ihr Misstrauen oder ihre Antipathie nicht zu zeigen. Es ist seltsam, dass ich mit Ihnen darüber spreche, so wie die Dinge jetzt liegen. Vielleicht war es nicht richtig, Colette bei ihr zu lassen? Manchmal mache ich mir Vorwürfe. Aber was hätte ich sonst tun können?«
    »Sie haben noch nicht meine Frage nach Loraines ehemaligem Chef beantwortet.«
    »Ja. Meine Frau meinte, dass sie sich wie Eheleute benahmen und dass es für Loraine praktisch war, einen Mann zu heiraten, der die meiste Zeit unterwegs ist.«
    »Wissen Sie, wo sie vor der Hochzeit gewohnt hatte?«
    »In einer Straße, die auf den Boulevard Sébastopol führt, die erste Straße rechts, wenn man von der Rue de Rivoli zu den Boulevards geht. Ich erinnere mich daran, weil wir sie am Hochzeitstag mit dem Wagen dort abgeholt haben.«
    »Rue Pernelle?«
    »Genau. Das vierte oder fünfte Haus auf der linken Seite ist eine Pension, die ruhig und anständig wirkt. Dort wohnen vor allem Leute, die in dem Viertel arbeiten. Ich erinnere mich auch an ein paar Schauspielerinnen vom Châtelet.«
    »Wollen Sie sich rasieren, Monsieur Martin?«
    »Ich schäme mich. Und trotzdem, jetzt, da ich im Haus gegenüber meiner Tochter bin...«
    »Kommen Sie mit.«
    Er führte ihn durch die Küche, um das Schlafzimmer zu umgehen, in dem sich Madame Maigret aufhielt, gab ihm alles, was er brauchte, einschließlich einer Kleiderbürste. Als Maigret das Esszimmer betrat, öffnete seine Frau die Tür einen Spalt und flüsterte:
    »Was macht er?«
    »Er rasiert sich.«
    Wieder einmal hob er den Telefonhörer ab, um den tüchtigen Lucas anzurufen, dem er weitere Arbeit für den Weihnachtstag auftrug.
    »Bist du im Büro unabkömmlich?«
    »Nicht, wenn Torrence hierbleibt. Ich habe die Informationen, um die Sie mich gebeten haben.«
    »Sofort. Du wirst in die Rue Pernelle sausen, wo sich eine kleine Pension befinden muss. Ich habe sie, glaub ich, schon einmal gesehen, in einem der ersten Häuser zum Boulevard Sébastopol hin. Ich weiß nicht, ob die Besitzer in den letzten fünf Jahren gewechselt haben. Vielleicht treibst du jemanden auf, der vor fünf Jahren dort gearbeitet hat. Ich möchte alles über eine gewisse Loraine wissen...«
    »Loraine, und wie

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