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Weihnachten mit Mama

Weihnachten mit Mama

Titel: Weihnachten mit Mama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thanner
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11
    Bitte … nicht in diesem Ton!
    I ch folgte Mama in die Küche. Es wurde Zeit für das ultimative Hilfsangebot. Damit das Weihnachtsprojekt endlich einen richtigen Schritt nach vorn kam.
    »Mama … was hältst du von folgender Idee?«
    Meine Mutter blickte mich skeptisch an. Jahrzehntelange Erfahrung hatte sie gelehrt, den Ideen der Männer ihrer Familie prinzipiell nicht zu trauen. »Welche Idee denn, Buberl?«, fragte sie lauernd.
    »Nun ja … was hältst du davon, wenn wir den Salon heute Abend schon herrichten? Sobald Papa mit dem Weihnachtsbaum fertig ist natürlich.«
    »Herrichten? Wie meinst du das?«
    »Nun ja …« – Ich musste es mir wirklich abgewöhnen, dieses ständige Nun ja . – »Ich meine … wir könnten den Tisch abräumen, die Geschenke alle in eine Ecke, weißt du …« Ich hörte mich schon an wie Mama. »Und dann legen wir eine deiner schönen Tischdecken auf und decken schon einmal ein. Welches Geschirr hast du dir denn für das Souper ausgesucht?«
    Das Wort Souper schien meiner Mutter zu gefallen, ja, zu schmeicheln. Ein Weihnachtssouper, das klang wie der dritte Akt einer französischen Oper.
    »Eine goldene Tischdecke natürlich. Was sonst?«
    Ja, was sonst?
    »Welche goldene Tischdecke? Seit wann haben wir eine goldene Tischdecke?«
    Ich kannte nur den Traum in Rot und Grün, der jedes Jahr den weihnachtlichen Tisch zierte. Bestickt mit putzigen Rehlein und Rentieren und schneebedeckten Tannen unterm sternenübersäten Himmelszelt. Ein Familienerbstück, das seit Jahrzehnten unser aller Auge und Herz erfreute.
    »Wir haben keine, Buberl. Noch nicht.«
    »Und wo sollen wir die herbekommen?«
    »Aber Johannes, nun sei nicht so schwer von Begriff. Wir kaufen eine.«
    »Mama, morgen ist Heiligabend. Wo willst du denn jetzt noch eine goldene Tischdecke herbekommen?«
    »Das wird sich schon finden. Immer machst du alles so kompliziert, Johannes, wirklich …«
    »Und welches Geschirr?« Ich hoffte inständig, dass das nicht auch noch gekauft werden musste.
    »Das goldene natürlich.«
    »Das goldene … ah … ja.« Ich nickte, als sei es das Selbstverständlichste von der Welt und als könne nun wirklich kein anderes infrage kommen. »Und wo ist dieses Geschirr?«
    »Na, im Keller natürlich. Meinst du, wir hätten nicht das passende Geschirr für unser Fest?«
    Ich schüttelte beflissen den Kopf. Das goldene Geschirr. Immerhin war das nun klar. Immerhin etwas.
    »Bist du so lieb und holst es nach oben?«
    »Aber ja … gern.«
    »Schön. Es ist im Keller, gleich links von der Tür, drei dunkelrote Kisten …«
    Warum an diesem Abend im Keller das Licht nicht ging, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich knipste den Schalter, wieder und wieder. Es blieb finster. Fluchend bahnte ich mir den Weg die Treppenstufen hinunter, tastete mich an der Wand entlang, hielt mich am Geländer fest. Schritt für Schritt. Ein zur Straße gelegenes Kellerfenster ließ eine fragile Dosis Helligkeit herein, von den alten, milchiges Licht verströmenden Straßenlaternen. Immerhin konnte ich so meiner Ahnung, wo unser Keller lag, nachgehen. Hatte ich den Schlüssel für das antike Vorhängeschloss, mit dem die Siebenschöns ihren Krempel sicherten, mitgenommen? Nein, hatte ich nicht. Also wieder zurück, die Treppe hoch, in den ersten Stock. Nun war auch im Treppenhaus das Licht ausgefallen. Mir fehlte die Energie, um der Sache auf den Grund zu gehen, den Sicherungskasten zu suchen und zu fahnden, welche Sicherung da den Geist aufgegeben hatte. Sollten sich andere Hausbewohner damit abplagen.
    Ich holte den Schlüssel und ging den Weg zurück. Es war so dunkel wie zuvor. Hatte ich eine Taschenlampe mitgenommen? Hatte ich nicht. Mein Fluchen wurde etwas lauter, etwas unweihnachtlicher. Wütend rammte ich eine Faust in die Hosentasche. Und stieß … o Glück! … auf eine Schachtel Streichhölzer. Na, wer sagt’s denn.
    Ich rüttelte an unserer Kellertür. Sie sprang einfach auf, als hätte ich Zauberkräfte. Mama hatte vergessen, sie abzuschließen. Ich fluchte noch einmal, dass ich den Weg zurückgegangen war, um den Schlüssel zu holen.
    Ich ratschte eines der Zündhölzer an. Wir alle wissen, wie lange ein kleines Zündhölzchen brennt, bevor es die Fingerkuppen versengt und erlischt. Es war von deprimierender Kürze. Ich zündete ein neues an und schwenkte es hin und her, sodass es sogleich seinen Geist aufgab. Ein drittes … ein viertes … dann hatte ich die Kisten

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