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Weihnachten mit Mama

Weihnachten mit Mama

Titel: Weihnachten mit Mama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thanner
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mir.«
    »Karin, nimm deinen Löffel da weg, sonst garantiere ich für nichts. Ich möchte deine Creme nicht.«
    »Es ist doch gar nicht meine Creme. Ich mache sie immer ganz anders. Aber ich muss zugeben, diese hier ist vorzüglich.«
    »Das glaube ich dir gerne. Aber ich will sie nicht. Hörst du? Ich will sie nicht! «
    Spätestens jetzt hätte jeder ein Einsehen gehabt und den Rückzug angetreten. Nicht so Karin. Sie konnte einfach nicht begreifen, dass jemand eine solche Verführung so schmallippig ausschlagen konnte. So gurrte sie: »Charlotte … Liebes … das darfst du dir wirklich nicht entgehen lassen. Schau mal … nur ein Löffelchen …«
    Das cremegehäufte Löffelchen tanzte vor Charlottes Nase eine kleine Polka. Karin pfiff sogar eine Melodie dazu. Da wurde es ihrer Schwester zu dumm. Sie schlug mit einer harten, schnellen, präzisen Handbewegung nach dem Löffel, als verscheuche sie eine lästige Fliege. Und der Löffel beziehungsweise sein Inhalt landete in hohem Bogen auf Karins Kleid.
    Klatsch!
    Die Melodie meiner Lieblingstante erstarb augenblicklich. Sie starrte auf ihre Brust, wo die gelbliche Creme einen obszönen Eindruck hinterließ. Dann wieder auf Charlotte, die sich demonstrativ abgewandt und trotzig die Arme verschränkt hatte. Dann auf ihren Mann, dessen Blick pures Entsetzen spiegelte. Dann auf meine Mutter, die nicht wusste, wie sie reagieren sollte, als gute Gastgeberin. Dann auf den Klecks, der einen satten Fettfleck hinterließ, als die Schwerkraft ihn von der abschüssigen Brust des Tantchens nach unten auf den Tisch zog und dort final aufklatschen ließ.
    Dorle kicherte und stieß ihre Schwester an. Auch Tina und Julie glucksten. Es war einfach zu komisch!
    Die dräuende Gefahr jedoch, hier zum Gespött aller Leute zu werden, weckte in Karin ungeahnte Kräfte. Die sich zunächst in klirrender Stimmlage mit erhöhten Dezibel Ausdruck verschafften.
    »Bist du komplett übergeschnappt?«, kreischte sie Richtung Charlotte, die sich unbeeindruckt zeigte und vorgab, irgendwelche unsichtbaren Fusselchen von ihrem Kleid zu entfernen.
    »Wieso?«, fragte sie kühl. »Du wolltest mir was aufdrängen und ich habe ›Nein, danke‹ gesagt.«
    »Ist das deine Art, ›Nein, danke‹ zu sagen? Das ist ja nicht zu fassen! Weißt du, dass das ein Kleid von Rena Lange ist?«
    »Ach, wirklich? Ich dachte, es ist von C & A.«
    »Glaubst du, ich trage an einem solchen Abend was von C & A? Hast du den Verstand verloren? Was bildest du dir eigentlich ein?«
    »Ich bilde mir ein, nicht das kosten zu müssen, was du mir aufzudrängen versuchst.«
    »Nun mach aber mal einen Punkt. Ich habe dir höflich etwas von meinem Teller angeboten, weil ich dich an diesen wirklich wunderbaren Genüssen teilhaben lassen wollte.«
    Charlotte schnaubte. »Wenn ich etwas genießen will, kann ich es mir selbst nehmen. Ich brauche keine Vorkosterin und Vorlegerin.«
    »Du bist wirklich unglaublich!«
    »Ja, nicht wahr?« Charlotte wippelte etwas mit ihrem Stuhl, denn der Erregungsgrad war inzwischen auch bei ihr deutlich gestiegen.
    »Mädels, beruhigt euch wieder«, versuchte Oma ihre Töchter zur Raison zu bringen.
    »Ich bin ganz ruhig, Mutter«, zischte Charlotte.
    »Ich auch«, sagte Karin gedämpft, aber mit hörbar gefährlichem Unterton. »Und du …«, sagte sie zu Charlotte und stupste sie mit dem Finger an, »entschuldigst dich jetzt.«
    Es war nur ein Stups. Aber er reichte, dass der wippelnde Stuhl nach hinten kippte und meine kostprobenresistente Tante beinahe zu Boden riss.
    »Im Leben nicht«, rief sie noch, als sie sich gerade noch rechtzeitig fing. Unglücklicherweise hatte sie versucht, sich am Tischtuch festzuhalten und zog es ein ganzes Stück weit mit, sodass ihr nicht nur Teller und Besteck, sondern auch die Schüssel mit der Bayerisch Creme folgten. Die aber nicht auf Charlotte fiel, sondern von Bernhard bravourös aufgefangen wurde.
    Ächzend richtete sich meine Tante wieder auf.
    »Bist … du … vollkommen … von Sinnen? Beinahe wäre ich von deiner dämlichen Bayerisch Creme erschlagen worden«, rief sie. Mit wutverzerrtem Gesicht starrte sie Karin an, deren Überlebenstrieb sofort von Angriff auf Rückzug und Schadensbegrenzung umschaltete.
    »Aber … o mein Gott … das tut mir so leid. Das habe ich nicht gewollt … Bitte verzeih mir, Lottchen …«
    »Nenn mich nicht Lottchen!«
    »Natürlich nicht, Lott… Charlotte. Hast du dir wehgetan? Oder dir sogar was gebrochen?«
    »Nein, du

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