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Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Titel: Weihnachtsglanz und Liebeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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für sein Futter.«
    Soso. Geld für Futter. Nur für Eselfutter? »Warum frierst du? Brauchst du Geld, um dir eine warme Jacke zu kaufen?«
    Wieder schüttelte der Junge den Kopf.
    »Wo wohnt ihr denn?«, erkundigte ich mich weiter.
    »Och.« Sam deutete auf eine Stelle, die sich irgendwo hinter seinem Rücken befand. »Warum willst du das wissen?«
    »Der spielt doch nur Theater«, sagte jemand geringschätzig – es war die Dame im schicken Pelz, die sich für die giftgrünen Socken interessiert hatte.
    »Das glaube ich nicht. Schauen Sie sich nur den Esel an. Er ist krank«, widersprach ich ihr. »Das sieht doch jeder!«
    Die Dame ging achselzuckend weiter.
    Der Esel war ein klarer Fall für meinen Bruder Nick, und so wie ich ihn kannte, würde das arme Tier über kurz oder lang bei uns im warmen Stall unser hochwertiges Futter bekommen. Aber das war eine Sache, die ich unseren Eltern überließ. Man kann sich nicht gleichzeitig um verwahrloste arme Esel und verschwundene Girlanden kümmern; man muss Prioritäten setzen, und die Suche nach dem Dieb stand gerade ganz oben auf meiner Liste.
    Trotzdem warf ich mein ganzes Kleingeld in die Mütze, Jan legte noch was hinzu, dann schoben wir Seite an Seite die Räder weiter.
    Als wir die Tüte mit den gebrannten Mandeln geleert hatten, schaute ich mich nach einem Abfalleimer um. Einen solchen sah ich nicht, aber etwas anderes, etwas sehr Merkwürdiges, fiel mir ins Auge. »Aber hallo!«, sagte ich verdutzt.
    Ich schob Jan das Rad zu und raste los. »Sie da! Halt! Halt! Sie haben eine Krippenfigur mitgehen lassen!« Ich griff nach dem Arm der Dame im schicken Pelz und hielt sie fest. »Ich hab’s genau gesehen! Sie haben eine Krippenfigur geklaut!«
    Wer mit einer zickigen Schwester und einem pfiffigen kleinen Bruder aufwächst, ist auf Widerstand gefasst. Gegen mich hatte die Dame keine Chance; ich hing wie ein Stein an ihrem Arm.
    Klar, sie wehrte sich. »Lass mich los!«, schimpfte sie. »Was für eine Unverschämtheit von dir, mich zu verdächtigen!«
    Ich wusste, ich hatte mich nicht getäuscht; ich hatte ganz genau gesehen, wie sie die Krippenfigur in ihre Tasche gleiten ließ, während sie sich mit der Verkäuferin unterhielt. »Zu Hilfe!«, brüllte ich.
    Wer kam mir zu Hilfe? Na klar – es war Jan! Aber auch andere Leute standen jetzt um uns herum, und ich hoffte, dass es nur noch Sekunden dauern würde, bis Hans Kuder angetrabt käme.
    Da kam er auch schon. Die Umstehenden schimpften und lachten, Kuder verlangte die Tasche, nahm sie der Dame, die sich heftig sträubte, einfach ab – und dann war die Sache ausgestanden: Er entdeckte nicht nur eine, sondern drei Krippenfiguren. Die Verkäuferin versicherte, die Dame habe nichts bezahlt, und zwei Frauen bestätigten es.
    »Die muss mir jemand heimlich in meine Tasche gesteckt haben«, kreischte die Dame. Es half ihr nichts. Sie musste bezahlen.
    Kuder, unser Polizist, legte mir die Hand auf die Schulter. »Gut gemacht, Ally!«
    »Woher kennst du ihn?«, wollte Jan später wissen. »Hast du mal was ausgefressen?«
    »Er lauert uns immer wieder auf dem Fahrradweg auf und quatscht jeden Schüler an, der morgens ohne Licht zur Schule radelt.« Das erinnerte mich an meinen ursprünglichen Plan – an die Suche nach der geklauten Girlande. »Ich muss jetzt los«, sagte ich.
    »Wohin denn? Kann ich dich begleiten?«
    »Ne«, sagte ich entschieden. »Die Sache geht nur mich was an.«
    »Mensch, Ally«, beschwerte er sich. »Das sagst du dauernd!« Er äffte mich nach: »Die Sache geht nur mich was an!«
    »Kümmere dich um Reses Bremsen«, empfahl ich ihm, stieg auf, kurvte zwischen den Buden und Fußgängern hindurch und war weg.
    Längst war es dunkel geworden. In den Sträßchen, die durchs Neubauviertel führten, herrschte kaum Verkehr, die Straßenlampen brannten, in manchen Vorgärten standen Bäumchen mit Lichterketten, viele Fenster waren mit Sternen dekoriert, und von einigen Balkons hingen die blöden Nikoläuse. Wer die erfunden hatte, hatte echt einen Sprung in der Schüssel, dachte ich geringschätzig und drehte mich um, weil ich ein komisches Gefühl hatte: Wurde ich verfolgt?
    Ne. Da war nur ein Hund, der mit seinem Frauchen Gassi ging.
    Ich strampelte weiter – und da war es wieder, das Gefühl in meinem Rücken! Himmel noch mal, schimpfte ich mich, Ally, hab dich nicht so! Trotzdem schrak ich fürchterlich zusammen, als eine Katze – eine schwarze Katze! – von einem Mäuerchen sprang und

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