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Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Titel: Weihnachtsglanz und Liebeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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Ich schämte mich für meine Schwester: Im Süßholzraspeln war sie Weltbeste. Im Fach Schmeichle-dem-Kerl eine Naturbegabung. Rese war ein Miststück. Jetzt flötete sie:
    »Weshalb willst du eigentlich reiten, Jan Jörk?«
    »Weil ich die Leinen straff in der Hand halten, die Segel in den Wind stellen und ordentlich Fahrt aufnehmen will!«, zischte er und fuhr so waghalsig zwischen den anderen Radlern durch, dass Rese – und ich auch – ohne in Lebensgefahr zu geraten nicht mithalten konnten.
    »Ich glaube«, sagte meine Schwester versonnen, »der Wikinger hat einen Vogel. Reiten hat doch nichts mit Segeln zu tun, oder? Was meinst du, Ally?«
    So ’ne Frage beantwortete ich nicht. Aber ich kicherte.
    Während des Unterrichts verging mir das Kichern. Du meine Güte, da hatte ich mir eine gewaltige Aufgabe vorgenommen! Wir wohnten zwar in einer Kleinstadt, aber wollte ich wirklich alle Straßen, auch die kleinsten und kürzesten abradeln? Nur wegen einer verschwundenen Girlande? Ally, sagte ich mir, Diebstahl ist Diebstahl. Vielleicht steigert der Dieb seine Aktionen? Zuerst Kleinigkeiten wie eine Decke und gefütterte Handschuhe, dann etwas Größeres, die Girlande samt Lichterkette nämlich, und dann? Etwa doch ein Pferd? Das durfte nicht sein.
    So kam’s, dass ich nach dem Unterricht nicht sofort nach Hause, sondern durch die Siedlung in der Oststadt gondelte. Ohne Ergebnis. Natürlich standen jede Menge weihnachtlich geschmückter Bäume in den Vorgärten, und etliche Girlanden entdeckte ich auch, aber Haustüren waren nun mal schmaler als unsere Stalltür, und somit waren die Girlanden kürzer.
    Ich kam zu spät zum Mittagessen.
    »Musstest du nachsitzen, Ally?«, erkundigte sich Nick mitleidig.
    »Nö.«
    »Was dann?«
    »Stundenplanänderung«, erklärte ich knapp. Es war meine private Stundenplanänderung gewesen, aber das verschwieg ich, rutschte zu Rese und Nick auf die Bank und ließ mir von Ma den Teller füllen. Es gab Würstchen mit Sauerkraut und Kartoffeln. Das roch gut, und Hunger hatte ich auch.
    »Jan und ich sind zusammen nach Hause geradelt«, sagte Rese beiläufig.
    »Warum nicht? Er wohnt ja gleich hinter der Brücke übern Zipfelbach«, entgegnete ich und zermanschte eine Kartoffel mit der Gabel.
    »Ach, stimmt ja!« Rese schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. »Wie blöd von mir! Ich dachte, er fände mich toll. Wo doch die Bremsen an meinem Rad nicht funktionierten …«
    »Was«, erkundigte ich mich mit harmloser Miene, »haben deine Bremsen damit zu tun, dass Jan dich toll finden könnte?«
    »Weil ich doch auf seinem Gepäckträger saß. Jan musste ziemlich strampeln, aber das hat ihm nichts ausgemacht. Im Gegenteil …« Lächelnd säbelte Rese ein Stück von ihrem Würstchen. »Ich musste mein Rad in der Schule stehen lassen. Wegen der Bremsen.«
    Sorgfältig legte ich Messer und Gabel auf den Teller. »Ok, Therese. Du hast dir also endgültig den Wikinger gekrallt. Meinen Glückwunsch.«
    »Danke, Ally.« Sie lächelte. »Und was ich dir noch sagen will: » Mein Problem ist gelöst. Zum Glück, denn Jan ist echt ein toller Junge.«
    »Welches Problem? Ich versteh nur Bahnhof. Sagt mal, wovon redet ihr eigentlich?«, erkundigte sich Nick.
    »Geht dich nichts an, Kleiner«, meinte Rese mitleidig.

    Nach dem Mittagessen teilte sie mir mit, dass sie Clemens auf dem Schulhof überrascht hatte, wie er mit Clarissa knutschte.
    Clemens war erst in der Zehnten, weil er mal ein Jahr parkte, und über Clarissa war allgemein bekannt, dass sie mit jedem Jungen ging. »Wundert dich das? Der Clemens ist ein Miststück. Clarissa auch. Die passen zusammen. Aber Rese! Dein Freund ist der Giselbert; was willst du mit Jan?«
    »Giselbert ist eine Übergangslösung«, entgegnete Rese hochnäsig. »Hab ich dir schon mal gesagt, Ally.«
    »Er ist aber verliebt in dich!«
    »Sein Bier«, meinte Rese.



12. Dezember

I ch war sauer auf meine Schwester. Eisern blieb ich in meinem Zimmer und ging erst runter, als Jans Reitstunde um war.
    »Wenn du so weitermachst, Jan, kannst du noch vor Weihnachten mit uns ausreiten«, sagte mein Pa gerade zu ihm.
    Das freute Jan überhaupt nicht. »So spät erst? Dann muss ich noch mehr Fahrt aufnehmen.«
    I ch grinste und stieg auf mein Radl. »Was ist, Ally? Du siehst aus, als hättest du eins ut’n Kopp bekommen!«, rief er hinter mir her.
    Ich beachtete ihn nicht und radelte Richtung Innenstadt, weil ich endlich mal über den Weihnachtsmarkt bummeln und meine

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