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Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Titel: Weihnachtsglanz und Liebeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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interessieren?!«, schrie ich ihm hinter, aber da düste er schon um die Ecke.
    Verblüfft starrte ich die Mistgabel an. »Hast du eine Ahnung, was in dem Typ vorgeht?«, fragte ich sie. Für die Mistgabel war die Antwort eine unnötige Sache, was mir bewies, dass auch sie der Ansicht war, Jan habe einen Sprung in der Schüssel. »Depperte Kerle können uns gestohlen bleiben, was?«, fragte ich sie noch, dann stellte ich sie an ihren Platz an der Stallwand.
    Am Montagabend wusste ich endlich, wie ich vorgehen würde. Eines war für mich sonnenklar: Wenn der Dieb die Girlande nicht sofort entsorgt hatte (Antwort a), hatte er sie deshalb geklaut, um damit seine eigene Haustür zu dekorieren (Antworten b – d). Man musste also nur durch die Straßen radeln und nach Girlanden über Haustüren Ausschau halten.
    Voll easy, was?
    Heute, am Dienstagmorgen also, wartete Jan mal wieder an der Kreuzung. Sowie Rese ihn erblickte, fuhr sie Schlangenlinien, schrie »Huch!« und »Was ist denn das?« und »Hilfe, die Bremse versagt!« Mich täuschte sie keinen Augenblick, aber ehrlich gesagt, ihr Theater kam ziemlich überzeugend rüber. Vor allem, weil sie in letzter Sekunde mit den Füßen über den Asphalt rutschte und das Radl direkt vor Jan zu Boden ging.
    Dann zog sie ihre »Ich-bin-die arme-kleine-Rese-und-brauche-deine-Hilfe-Nummer« ab. »Meine Bremse klemmt«, klagte sie. »Hilfst du mir mal?«
    »Nö.«
    »Wieso nicht?«
    »Mit Bremsen kenne ich mich nicht aus.«
    Na so was aber auch! Hatte er Reses Theater durchschaut? Wenn ja, war Jan ziemlich clever.
    »Rese, du nervst. Schieb einfach das Rad«, sagte ich und schubste sie ein bisschen.
    »Ally! Du tust mir weh!«
    »Muss deine Schwester immer im Mittelpunkt stehen?«, erkundigte sich Jan ungeduldig.
    »Das ist sie gewohnt.«



Jan machte tztztz . »Zeit, dass sich das ändert. Ally, steig auf; wir fahren zusammen weiter. Ich will dir doch den Unterschied zwischen gründeln und auf den Grund loten erklären.«
    Irgendwie hätte ich den Unterschied ja echt gern gewusst, aber die Info konnte ich mir auch aus dem Internet besorgen. » WIR ?«, fuhr ich ihn an. »Hast du WIR gesagt? Kannst dir die Mühe sparen!«
    Ich trat in die Pedale. Jan auch. Eisern blieb er an meiner Seite.
    »Aber hallo!«, rief Rese hinter uns her. »Ihr könnt mich doch nicht einfach stehen lassen! Das ist gemein!«
    »Musst du deiner älteren Schwester noch immer den Weg zur Schule zeigen, oder schafft sie’s auch allein?«, keuchte Jan, als es den Berg hochging.
    »Du!«, sagte ich drohend. »Über meine Schwester machst du dich lustig. Willst unnötige Infos an den Mann bringen. Willst, dass ich die Finger von Clemens lasse. Sag mal, warum willst du, dass ich will, was du willst?«
    Jan gab Gas, fuhr vor und bremste mich mal wieder mit quergestelltem Rad aus.
    »Und du!«, schrie er mir ins Gesicht. »Du kapierst nichts! Bist echt voll beklötert!«
    »Ach, rutsch mir doch den Buckel runter!« Es war ein kalter trüber Dezembermorgen. Ich stieg wieder auf, kurvte um Jan herum und wäre fast mit einem Kleinen aus der Fünften kollidiert. Mein Gott aber auch! Was ging’s mich an, ob er mich für beklötert hielt oder nicht. Ich war Ally, dreizehn Jahre alt, eine verwegene Reiterin, die, wenn sie im Sattel saß, mit ihrem Lieblingspferd Fury verwachsen war. Ich hatte einen kurzen Zopf, der waagrecht abstand, war Make-up-technisch gesehen eine Vollniete und trug am liebsten den alten, eingelaufenen Norwegerpulli meines Vaters. Meine Schwester war schön, aber mit mir konnte man Pferde stehlen. So. Ich näherte mich der Schule; das merkte man daran, dass immer mehr Leute auf ihrem Radl ankamen und man deshalb die Geschwindigkeit drosseln musste. Inzwischen hatte Rese mich eingeholt, und wie ich den Kopf ein bisschen drehte, stellte ich fest, dass ihr Rad einwandfrei funktionierte. Das überraschte mich kein bisschen. Aber dass Jan an ihrer Seite radelte, fand ich doch etwas komisch … Nachtragend war Rese noch nie gewesen; sie war ein Mädchen, das nie über ihren Schatten springen musste – sie übersah ihn einfach. Und jetzt machte sie Konversation zum Thema Reiten.
    »Du bist ein begabter Reitschüler«, sagte Rese und tat so, als wäre das ihr Verdienst. »Mein Vater ist echt stolz auf dich.«
    »Hrrmmm.«
    »Tu doch nicht so bescheiden. Ich finde es ja auch toll, wie du zu Pferde sitzt.«
    »Hrrrmmm.«
    Ich hörte mit, obwohl ich das nicht wollte. Das Mithören brachte mich zum Kochen.

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