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Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Titel: Weihnachtsglanz und Liebeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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würde.
    Also?
    Also blieb nur die Girlande. Die Girlande samt Präsentation des Diebs. Aber die hatte ich nicht. Und: was könnte ich Jan schenken? So wie es seit gestern Abend aussah, wurde er langsam und fast sicher mein Freund – der allererste in meinem leidgeprüften dreizehnjährigen Leben! Da konnte ich doch wirklich nicht mit einem »Gutschein für drei Küsse« oder so antanzen! Wo gab’s denn so was!
    Bei unserem Metzger könnte ich wahrscheinlich ein paar Knochen für Hektor und Josh erbetteln und für Sepi eine Falle mit einem Stückchen Käse aufstellen, in der Hoffnung, ein Mäuschen würde sich vom Geruch anlocken lassen. Die Leiche würde ich in ein Tütchen stecken, das ich mit Goldband zubinden – Himmel! Das Goldband! Wenigstens das hatte ich bereits. Allerdings – ein Band ohne Geschenk war ein Volltreffer ins Minus.
    Blieb noch meine Freundin Jule. Die hatte ich leider in den vergangenen Wochen etwas vernachlässigt, aber Fragen kostete ja nichts – schon wieder kosten!!!
    Jule zeigte mir zuerst einen Vogel und dann, wortlos, ihren geöffneten Geldbeutel. Gähnende Leere bis ins letzte Eckchen.
    Und in drei Tagen war Heiligabend!
    Die fehlenden Geschenke vermiesten mir den Ferienbeginn gründlich. Und noch etwas vermieste mir das Leben: Jan war wie vom Erdboden verschluckt. Morgens fuhr er mir mit seinem Rostradl nicht in den Weg. Er schwänzte den letzten Schultag, und keiner, nicht mal sein Klassenlehrer, hatte eine Ahnung, ob der Junge krank oder mit seiner Familie vielleicht schon zum Skifahren in die Berge oder zum Segeln zwischen Eisschollen hindurch in den Norden gefahren war. Und das, wo ich am Abend zuvor zum ersten Mal von ihm umarmt worden war!
    Das Leben meinte es nicht gut mit mir.
    »Die Hoffnung stirbt zuletzt« – das war der Titel eines sehr dicken Buches, das mal ein paar Wochen lang in unserem Wohnzimmer herumlag. Die Hoffnung stirbt zuletzt, murmelte ich hoffnungsvoll vor mich hin und schleppte mich nach dem letzten von uns Schülern und unseren Lehrern gegrölten »O du fröhliche, O du selige« zu meinem Rad, um zum Weihnachtsmarkt zu fahren, obwohl ich doch nur noch 27 Cent besaß.
    Eine ganze Menge Leute war auf der Suche nach Geschenken. Wie es sich für einen Weihnachtsmarkt gehörte, roch es wieder nach gebrannten Mandeln, nach Zuckerwatte und Glühwein. Die Budenbesitzer legten ihre Würste auf den Grill oder brieten Steckerlfische. In einem großen Kessel dampfte Sauerkraut, und mir lief das Wasser im Mund zusammen; kurz vor zwölf wartete der Magen automatisch auf Nahrung. Aber mit 27 Cent konnte ich mir nicht mal eine halbe Wurst leisten. Am Stand gegenüber, es war einer, der wie ein kleines Hexenhäuschen aussah und auch so dekoriert war, wurden bunte Holzfigürchen aus dem Erzgebirge angeboten; die waren wirklich hübsch, aber mit 27 Cent … Vergiss es.
    Ich lehnte mich an einen hohen runden Tisch, an dem zwei Männer ihre Nürnberger mit Sauerkraut futterten, und überlegte zum tausendsten Mal, ob ich nicht doch meine Ma oder meinen Pa um Taschengeldvorschuss anbetteln sollte – lieber Schulden als leere Hände! – als mir ein intensiver Bratgeruch in die Nase stieg. Ne, es war eigentlich kein köstlicher Geruch nach knusprigen Würsten; es roch … es roch wie gestern in unserer Küche. Nach was Verbranntem. Gleichzeitig sah ich die Katze ganz oben auf dem mit falschen Holzschindeln verkleideten Dach. Die miaute zum Steinerweichen, und wenn ich nicht durch unsere Sepi etwas von Katzen verstanden hätte, wäre es mir wahrscheinlich nicht weiter aufgefallen. Aber so war mir sofort klar: Die Katze hatte Angst. Dann sah ich das kleine graubraune Wölkchen, das wurde größer … im Nu kapierte ich.
    Und handelte.



Zuerst schubste ich einen der beiden Männer vors Hexenhäuschen. »Hände zusammen!«, schrie ich. »Ich muss aufs Dach!«
    Zum Glück hatte ich keinen Giselbert erwischt; der Mann ließ die angebissene Wurst fallen, verschränkte die Finger, ich stieg auf, warf mich mit Schwung aufs Dach, schob mich hoch, noch höher, bekam die Katze zu fassen, sprang in null Komma nichts aufs Pflaster, fischte das Handy aus der Anoraktasche und wählte 112.
    »Schade um die angebissene Wurst«, hörte ich jemand sagen. Inzwischen hatte sich das kleine graubraune Wölkchen zu einer prächtigen Wolke entwickelt. »Es war der Heizofen«, jammerte die dicke Budenbesitzerin und streckte die Arme nach der Katze aus. »Ich weiß gar nicht, wie das passieren

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