Weihnachtszauber 02
Nachbarn nicht, Mrs Stowe. Aber wenn Sie anderer Meinung sind – es gibt eine ganz einfache Möglichkeit, die Sie von solchen Sorgen befreien würde.“
„Oh? Bitte, erklären Sie mir doch, welche das ist?“
„Heiraten Sie mich.“
„Mr Wakefield!“
Verständlicherweise hatte er sich gewünscht, nach diesem Heiratsantrag würde sie seinen Namen in einem anderen Ton aussprechen. Aber davon ließ er sich nicht beirren. Erst jetzt erkannte er, welchen Fehler er trotz seiner besten Absichten begangen hatte. In der festen Überzeugung, seine Aktivitäten würden Isabella zum Vorteil gereichen, war er genauso unbesonnen und zielstrebig vorgeprescht wie in seiner Jugend.
„Ich weiß jetzt, ich habe Sie beleidigt, Mrs Stowe. Das bedauere ich aufrichtig. Doch ich versichere Ihnen, das hatte ich niemals vor. Ich wollte einfach nur für Sie sorgen.
Glauben Sie mir, das war mein einziger Beweggrund.“
„Für mich zu ‚sorgen‘? Das habe ich Ihnen nicht erlaubt. Und ich brauche auch niemanden, der für mich sorgt.“
„Dann geben Sie mir stattdessen das Recht, Sie zu lieben.“
Wieder einmal öffnete und schloss sie den Mund. Sekundenlang schöpfte er neue Hoffnung. Aber Isabellas Antwort belehrte ihn sofort eines Besseren.
„Wie ich sehe, wollen Sie keine Vernunft annehmen, Sir. Bitte, schicken Sie mir eine Liste aller Händler, die Sie in meinem Namen bezahlt haben, und fügen Sie auch die Summen hinzu. Diese Schulden werde ich so bald wie möglich begleichen.“
Sie steckte die Rechnung, die sie ihm gezeigt hatte, in ihr Retikül zurück.
Hocherhobenen Hauptes ging sie zur Tür, wo sie sich noch einmal umdrehte.
„Mr Wakefield, ich wünsche Sie nie wiederzusehen. Wenn Sie mir für die Begegnung in Frankreich wirklich dankbar sind – bitte, besuchen Sie mich nicht mehr, bevor Sie abreisen.“
„Isabella.“
Entrüstet zuckte sie zusammen. „Ich habe Ihnen nicht gestattet, mich so vertraulich anzusprechen. Bitte, tun Sie es nie wieder. Guten Tag, Mr Wakefield.“
Als sie die Tür öffnete, sah sie Andrews im Flur Wache halten.
„Entschuldigen Sie mich ...“, begann sie und wollte an ihm vorbeigehen. Beinahe brach ihre Stimme.
Der Kammerdiener wandte sich zu Guy. Fragend hob er die Brauen. „Mylord?“
Bei dieser Frage fuhr Isabella herum. Ungläubig starrte sie Guy an. Dann ging ihre Verblüffung in heißen Zorn über. „Gibt es irgendetwas , in dem Sie mich nicht getäuscht haben, Sir?“
Hastig schob sie sich an dem Dienstboten vorbei, der mittlerweile das Ausmaß seines Fehlverhaltens erkannt hatte.
„Was ich für Sie empfinde, war keine Täuschung!“, rief Guy.
Aber Isabella verschwand bereits im Dunkel des Korridors.
„Tut mir ... tut mir so leid, Mylord“, stotterte Andrews. „Soll ich ihr nachlaufen?“
Weil Guy wusste, wie sinnlos das wäre, schüttelte er den Kopf und starrte den Schmuck an, der immer noch in seiner Hand lag. Dann schloss er seine Finger um die Juwelen und drückte sie an seine Brust.
Genauso wie üblich hatte er sich benommen. Ungestüm war er über jede Hürde hinweggesprengt, die in seinem Weg gestanden hatte, in der Gewissheit, er würde sein Ziel erreichen, wenn er es nur mit aller Macht anstrebte. Oft genug hatte er dank dieser felsenfesten Entschlossenheit seine Siege errungen. Aber um Isabella Stowe für sich zu gewinnen, war das offenbar die falsche Taktik.
Natürlich war ihre Wut berechtigt. Was seine Identität betraf, hatte er sie tatsächlich getäuscht. Und er hatte kein einziges Mal an die Gefahr gedacht, er könnte ihrem Ruf schaden, wenn er ihre Schulden beglich.
So arrogant, dickköpfig und unfassbar dumm war er gewesen. Deshalb hatte er die Gefühle der Frau verletzt, die er liebte. Und jetzt, trotz all seiner Reue, wusste er nicht, wie er das wieder gutmachen sollte.
6. KAPITEL
Isabella konnte sich nicht erklären, was sie schon nach so kurzer Zeit zu diesem Aussichtspunkt zurückgeführt hatte. Hier würden lauter wehmütige Erinnerungen in ihr erwachen.
Aber sobald die Sonnenstrahlen die Täler und Hügel vergoldeten, dachte sie nur noch an den Mann, der empfunden hatte, was bei dem schönen Anblick jedes Mal ihr Herz bewegte.
Viele Menschen würden die Magie gar nicht bemerken.
Gewiss nicht, wenn sie jemals unfähig waren, irgendetwas zu sehen.
Bin ich blind gewesen, fragte sie sich. Wäre es so schlimm, wenn mich jemand lieben und beschützen wollte? Auf Kosten meiner Unabhängigkeit? Und würde meine Unabhängigkeit
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