Weihnachtszauber 02
glauben zu wissen, warum? Darauf müssen Sie nicht antworten, Mr Carter.
Was Sie argwöhnen, ist offensichtlich.“ Isabella erhob sich und ergriff den kleinen Geldbeutel. Für sie versinnbildlichte er alles, worauf sie in den letzten Jahren verzichtet hatte, um ihre Unabhängigkeit und ihren Stolz zu bewahren. „Er ist weder mein Verwandter noch mein Freund.“ Mit etwas leiserer Stimme ergänzte sie: „Auch ansonsten entspricht er nicht Ihren Vermutungen.“
Nein, er ist einfach nur ein Narr, der sich in alles einmischt – viel zu sehr daran gewöhnt, seinen Willen durchzusetzen ...
„Nun wünsche ich Ihnen einen guten Tag, Mr Carter“, fuhr sie fort, blieb noch eine Weile vor dem breiten Schreibtisch stehen und blickte auf den Kaufmann hinab. „In Zukunft bedenken Sie bitte, dass mein Konto nur mich allein betrifft, sonst niemanden. Und Sie werden es vermeiden, jemand anderen darüber zu informieren
– ganz egal, wie einflussreich oder distinguiert diese Person Ihnen vorkommen mag.
Oftmals trügt der äußere Schein. Und wie immer Sie die Beweggründe des Gentleman beurteilen, ich versichere Ihnen, sie sind ebenso aus der Luft gegriffen wie alles, was Sie von mir halten.“
Dann ging sie zur Tür und achtete nicht auf seine gestammelten Beteuerungen. Was er sagte oder dachte, interessierte sie nicht. Wenn sie ihn auch verachtete, in diesem Fall war er nicht der wahre Schurke. Den kannte sie gut genug.
„Eine Dame möchte Sie sprechen, Mylord, eine Mrs Stowe. Und sie ist sehr beharrlich, wie ich betonen möchte.“
Dank seiner tüchtigen Dienerschaft hatte Guy sich sehr komfortabel im Wren’s Nest eingerichtet. Deshalb störte es ihn nicht, dass die nächste Begegnung mit Isabella Stowe in dieser Suite stattfand – schon nach so kurzer Zeit. Es verblüffte ihn, wie schnell sie herausgefunden hatte, was geschehen war. Allerdings hätte er damit rechnen müssen, weil sie in einem ziemlich kleinen Dorf wohnte.
„Natürlich. Und – Andrews ...“
„Ja, Mylord?“
„Etwas mehr Licht, bitte.“
„Sehr wohl, Mylord.“ Während der Kammerdiener Kerzen entzündete, spürte Guy, wie seine gespannte Erwartung wuchs. So lange hatte er gebraucht, um Isabella zu finden. In den letzten Tagen hatte er überlegt, ob die Enttäuschung über die erfolglose Mühe – jahraus, jahrein – irgendeine Rolle bei der Wirkung spielte, die sie auf ihn ausübte. Selbst wenn es so wäre ...
„Sind Sie bereit, Mylord?“
„Kein Adelstitel, wenn Sie so freundlich wären. Die Dame hält mich für Mr Wakefield.“
„Ja, ich verstehe, Mylord.“ Wie Andrews Tonfall deutlich bekundete, verstand er überhaupt nichts. „Wie Sie wünschen, Mylord.“ Dann wandte er sich ab, um Mrs Stowe hereinzuführen.
Belustigt hatte Guy die Verwunderung seines Kammerdieners beobachtet. Dass er seinen Stand als Viscount verleugnete, schien dem Mann gründlich zu missfallen. Vor allem, weil dadurch sein eigenes Ansehen gefährdet wurde, das der Titel seines Herrn ihm normalerweise verschaffte.
„Mrs Stowe, My ... Sir.“
„Danke, Andrews, das war alles.“
Isabella wartete, bis der Kammerdiener im angrenzenden Schlafzimmer verschwand.
Dann durchquerte sie den Raum und nahm ein gefaltetes Blatt Papier aus ihrem Retikül. „Was bedeutet das?“
„Verzeihen Sie mir, Mrs Stowe ...“ Guy betrachtete das Dokument, das sie ihm unter die Nase hielt. „Aber ich habe keine Ahnung, was das ist.“
„Oh, das wissen Sie sehr gut, Mr Wakefield. Eine Rechnung für die Waren, die ich für meinen Haushalt benötigt habe – und die bezahlt wurden. Allerdings nicht von mir .“
„Ah.“
„Bestreiten Sie, dass Sie meine Schulden beglichen haben, Sir?“
„So sehr ich es auch hasse, eine Dame zu verbessern – ich glaube, ich habe gar nichts bestritten.“
„Wie Sie soeben erwähnten, hatten Sie keine Ahnung, was das für ein Papier ist.“
Die kleidsame Röte in ihren Wangen, die ihm aufgefallen war, schien sich zu vertiefen. Um ihm das Beweismaterial zu präsentieren, stand sie dicht vor ihm. So nahe, dass er sogar den schwachen Duft ihres Parfüms wahrnahm. Irgendetwas Sinnverwirrendes. Und so ungewöhnlich wie sie selbst.
„Das wusste ich wirklich nicht, Mrs Stowe. Wegen des Schadens, den meine Augen erlitten haben, kann ich leider nicht lesen.“
Um die nächste Anklage vorzubringen, hatte sie den Mund geöffnet. Doch nun schloss sie ihn wieder, als die Bedeutung seiner Worte ihren Zorn durchdrang.
Krampfhaft schluckte
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