Weihnachtszauber 02
vergessen, wie einer Frau zumute war, wenn sie hofiert wurde?
„Was mich zu Ihnen hinzieht?“, vollendete Guy Wakefield ihren Satz.
Jetzt schlang sie die Finger nicht mehr ineinander und streckte ihre Hände aus, die Handflächen nach oben gewandt. „Aber Sie können sich unmöglich zu mir hingezogen fühlen.“
„Warum nicht?“ Diesmal bemühte er sich nicht, seine Belustigung zu verbergen.
„Weil ...“ Sie schüttelte den Kopf. Aus irgendwelchen Gründen widerstrebte es ihr, all ihre Mängel aufzuzählen, die sie sich seit seinem ersten Besuch klargemacht hatte.
„Wir passen nicht zueinander, Mr Wakefield.“
„Glauben Sie mir, Sie passen ganz ausgezeichnet zu mir, Mrs Stowe.“
„Ich bin älter als Sie.“
„Und zweifellos klüger. Daran hätte meine Familie nichts auszusetzen, das versichere ich Ihnen.“ Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen.
„Verspotten Sie mich, Sir?“
„Nur mich selber, Mrs Stowe. Falls Ihr Alter das einzige Hindernis ist, das Sie in meiner Werbung sehen ...“
„Natürlich auch unsere gesellschaftlichen Positionen. Zur Hautevolee gehöre ich nicht. In diesen Kreisen bewegte ich mich niemals. Ich wurde sehr jung verheiratet.
Und welch ein Leben ich seit Williams Tod führe, wissen Sie, Sir.“
In seinen Augen veränderte sich etwas, und er straffte seinen Körper, der bisher entspannt geblieben war. „Verzeihen Sie mir, Mrs Stowe, ich hatte gehofft, fünf Jahre wären lange genug ...“
Seine Stimme erstarb, und sie bemühte sich, seine Gedanken zu vollenden. Als sie schließlich erkannte, was er meinte, überlegte sie, ob das genügen würde, um den Unsinn zu beenden. Aber sie konnte die Waffe nicht benutzen, die er in ihre Hände gelegt hatte – vielleicht wegen ihrer angeborenen Abneigung gegen Lügen.
„Niemand würde mir so inständig eine glückliche Zukunft wünschen wie mein verstorbener Ehemann, Mr Wakefield. Ich liebte ihn von ganzem Herzen. Viel zu innig, um fälschlicherweise zu behaupten, was ich mit ihm teilte, würde mich daran hindern, in späteren Zeiten einen anderen zu lieben. Das Letzte, was William von mir verlangt hätte ...“
„Einen anderen ? Aber nicht mich? Brauchen Sie ein Empfehlungsschreiben von meinem Kommandanten, Mrs Stowe? Ich schwöre Ihnen, ich habe meinem Land nach besten Kräften gedient.“
„Daran zweifle ich nicht. Und das meine ich auch gar nicht. Sie müssten den Ansprüchen genügen, die mein geliebter verstorbener Gemahl an Sie stellen würde.“
„Gewiss eine schwierige Hürde. Deshalb versuche ich ja so eifrig, Ihre Gunst zu gewinnen, Madam. Wenn Sie mir verraten, was Sie an meiner Person oder meiner Werbung unangenehm finden, will ich mich bessern.“
„Mr Wakefield, ich finde Sie keineswegs unangenehm.“ Ganz im Gegenteil, dachte sie, bevor sie dieses Geständnis aus ihren Gedanken verdrängte. „Es ist einfach – wir passen nicht zusammen. Zwischen uns besteht eine zu tiefe Kluft.“ Sie wappnete sich gegen seinen Widerspruch, der zu ihrer Verblüffung nicht erfolgte.
„Darf ich versuchen, diese Kluft zu überbrücken?“, bat er sie stattdessen. Als sie zauderte, fuhr er fort: „Seien Sie versichert, meine heutigen Avancen lassen sich keineswegs mit meinen besten Fähigkeiten messen. Vielleicht sollte ich nächstes Mal ein Bukett aus einem Treibhaus mitbringen?“
Nun hielt er ihr wieder den außergewöhnlichen Blätterstrauß hin.
„Seien Sie vernünftig, Mr Wakefield, Sie können nicht um mich werben.“
„Und ob ich das kann, Mrs Stowe! Auch wenn Sie mich abweisen, Sie dürfen mir nicht verbieten, mein Glück weiterhin zu versuchen. Nachdem Sie mir die Erlaubnis Ihres verstorbenen Gemahls gegeben haben ...“
„Tat ich das?“
„Ja, ich nehme es an. Lassen Sie mich für Sie sorgen, so wie er es gewünscht hätte.“
Am aufrichtigen Klang seiner Stimme gab es keinen Zweifel.
Als sie das erkannte, brannten Tränen in ihren Augen, die sie energisch bekämpfte.
Dieser Lockung durfte sie nicht erliegen. Wenn sie sich diesem Mann hingab – trotz aller guten Gründe, die dagegen sprachen – durfte es nur geschehen, weil sie ihn genauso liebte, wie sie William geliebt hatte.
„Nein“, entgegnete sie frostig. Dann milderte sie die Abfuhr, indem sie einen sanfteren Ton anschlug. „Aber geben Sie mir den Strauß.“
Ihre Forderung wirkte unsicher, sein Lächeln nicht, als Guy ihr den Strauß überreichte. „Damit müssen Sie sich nur begnügen, bis ich ein schöneres Bukett
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