Weil Ich Euch Liebte
persönlich brachte.«
»Sie?«
»Die Lieferanten. Ich glaube nicht, dass Ann oder Darren je einen von ihnen getroffen haben, aber es gab einen Kontaktmann. Ich bin mir nicht sicher, wie er wirklich heißt, aber –«
»Sommer? Groß, schwarzes Haar? Schicke Schuhe? Gefälschte Rolex?«
»Das könnte er sein. Wenn ich das Geld überbrachte, fuhr ich nach New York und warf es normalerweise in einen Briefkasten oder so. Wenn Ann es brachte, dann übergab sie es ihm manchmal persönlich. Aber am Tag, bevor ich nach New York fahren sollte, riefen mich zwei, drei Leute an, die sich am nächsten Tag ein paar von meinen Objekten ansehen wollten. Und da habe ich Sheila gefragt, weil sie sich ja auch dafür interessierte und sie an dem Tag eh zu ihrem Kurs musste, ob sie das Geld nicht abliefern könnte.«
Ich schloss die Augen. »Und sie hat ja gesagt.« Sheila hatte immer ja gesagt, wenn Freunde sie um Hilfe baten.
»Genau. Also gab ich ihr den Umschlag mit einer Telefonnummer drauf, falls es Probleme geben sollte.«
»Sommers Nummer«, sagte ich. »Sheila hat da angerufen. Einmal. Um zu sagen, dass ihr was dazwischengekommen ist. Das Geld hat unser Haus nie verlassen. Warum hat sie es nicht übergeben?«
»Ich schwöre Ihnen, ich weiß es nicht. Glen, die haben gesagt, wenn ich das Geld nicht bald auftreibe, dann passiert was. Wir haben einiges davon zurückzahlen können. Ich habe meine Kreditlinie ausgeschöpft und Darren und Ann siebzehntausend gegeben, sie haben noch mal acht draufgelegt, das macht insgesamt fünfundzwanzig. Damit fehlen aber immer noch siebenunddreißigtausend, und wenn wir die nicht bald auftreiben, müssen wir horrende Zinsen dafür zahlen. Ann hat mir gesagt, vor ihrem Tod natürlich, dass sie eine Lebensversicherung abgeschlossen hat, aber es kann Monate dauern, bis die ausgezahlt wird. Und diese Leute warten nicht gerne.«
»Vielleicht sollten Sie zur Polizei gehen«, schlug ich vor.
»Nein! Nein, hören Sie, wenn ich denen das Geld jetzt bringe, dann ist die Sache erledigt. Ich will keine Polizei. George – er hat keine Ahnung, dass ich das mache. Er flippt aus, wenn er erfährt, dass ich da mitgemacht habe.«
»Was, zum Teufel, ist da passiert?«, fragte ich mich genauso wie Belinda. »Sie ist nicht nach Manhattan gefahren oder wenn doch, dann hat sie das Geld nicht mitgenommen. Und in ihrem Kurs war sie auch nicht oder –«
»Dieser Kurs«, sagte Belinda. »Anfangs ist sie da so gern hingegangen, aber dieser Lehrer – der ging ihr langsam auf die Nerven.«
»Reden Sie von Allan Butterfield? Hat er sie oft angerufen?«
»Ja. Und ich glaube nicht, dass es um Hausaufgaben ging. Wenn Sheila seine Nummer sah, ist sie nicht rangegangen.«
All diese entgangenen Anrufe auf Sheilas Handy. Die sie entweder nicht hörte oder nicht annahm. »Das könnte der Grund sein, warum sie den Kurs geschwänzt hat«, sagte ich. »Aber wo war sie dann?«
»Vielleicht … vielleicht ist sie irgendwo hingegangen, um was zu trinken«, sagte Belinda vorsichtig. »Ich meine, anscheinend hat es sich ja so abgespielt. Vielleicht, weil sie so viel um die Ohren hatte, weil sie so fertig war, wollte sie einfach nur irgendwo sitzen und in Ruhe was trinken. Gott, mir geht’s gerade genauso.«
Ich schwieg.
»Glen, es tut mir so leid. Alles, was passiert ist. Es tut mir leid, dass ich Sheila da mit reingezogen habe. Aber ob das etwas mit dem zu tun hat, was dann passiert ist, das wissen wir doch nicht. Vielleicht … vielleicht hat sie Angst bekommen. Vielleicht sind ihr Bedenken gekommen, wegen dieser Medikamente, und vielleicht ist sie in eine Bar gegangen und –«
»Halten Sie den Mund, Belinda. Ich habe gehört, was ich hören wollte. Was sind Sie bloß für eine Freundin. Erst ziehen Sie Sheila da mit rein, und dann helfen Sie den Wilkinsons. Eine schöne Freundin sind Sie.«
»Glen«, wimmerte sie. »Ich habe Ihre Fragen beantwortet. Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß. Ich … ich muss dieses Geld haben.«
»Schauen Sie in die Post«, sagte ich und legte auf.
Dreiunddreissig
Der Weg zur Autobahn führte mich an Belindas Haus vorbei. Es war niemand zu Hause, also stopfte ich den Umschlag durch den Briefschlitz in der Haustür. Ich hatte tatsächlich kurz überlegt, ein paar Marken draufzukleben und es dem Wohlwollen der amerikanischen Post zu überlassen, ob Belinda ihr Geld zurückbekam oder nicht. Sauer genug war ich, aber schließlich siegte der gesunde Menschenverstand.
In Anbetracht
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