Weil ich Layken liebe
schrubbe die Toilette, die Dusche und das Waschbecken und wische zuletzt auch noch den Boden, bis alles glänzt und strahlt.
Danach mache ich Wills Bett, lege seine Klamotten zusammen und staple die Bücher auf, die am Boden liegen. In Caulders Zimmer sieht es aus, als wäre eine Bombe explodiert, und es dauert eine Weile, bis ich alles aufgeräumt habe. Anschließend sauge ich den Flur und wische in der Küche und in der Gästetoilette den Fliesenboden. Zum Schluss schrubbe ich die Edelstahlflächen und spüle die beiden Gläser, die Eddie und ich benutzt haben. Dann suche ich mir eine neue Beschäftigung.
Es ist fast sieben, als ich Wills Auto in der Einfahrt höre. Er und die beiden Jungs kommen zur Tür herein und bleiben erstaunt stehen, als sie mich auf dem Wohnzimmerboden sitzen sehen.
Caulder betrachtet mich stirnrunzelnd. »Was machst du denn da?«
»Sortieren«, antworte ich.
»Darf man fragen, was du sortierst?«, erkundigt sich Will vorsichtig.
»Alles. Einfach alles. Ich habe mit den DVDs angefangen und dann mit den CDs weitergemacht. Caulder? Die Bücher in deinem Zimmer habe ich alphabetisch ins Regal gestellt. Mit den Computerspielen hab ich es auch versucht, aber das war schwieriger. Ich habe sie jetzt sowohl nach Namen alsauch nach Herstellern geordnet. Na ja, das siehst du dann ja selbst.« Ich zeige auf den Stapel Zeitungsausschnitte vor mir. »Das sind Kochrezepte. Die habe ich in einer Schachtel auf dem Kühlschrank gefunden und bin gerade dabei, sie nach Kategorien zu ordnen. Also erst nach den einzelnen Zutaten wie Geflügel, Lamm, Rind, Schwein oder Gemüse und dann innerhalb der einzelnen Kategorien nach …«
»Jungs, geht zu Kel rüber, damit seine Mutter weiß, dass ihr wieder zurück seid«, befiehlt Will, ohne den Blick von mir zu nehmen.
Die beiden rühren sich nicht von der Stelle.
»Sofort!«, sagt Will streng, worauf sie widerstrebend zur Tür gehen.
»Ich glaub, deine Schwester ist ein bisschen verrückt«, höre ich Caulder leise zu Kel sagen.
Will setzt sich auf die Couch und sieht mir zu, wie ich Zeitungsausschnitte auf einzelne Häufchen lege.
»Was meinst du?«, frage ich. »Soll ich ›Ofenkartoffeln‹ unter Beilage oder als Hauptgericht einordnen?«
»Hör auf damit«, sagt er.
»Ich kann jetzt nicht aufhören, Will. Ich hab doch gerade erst angefangen. Wenn ich jetzt aufhöre, weißt du nicht, wo du …«, ich greife mir willkürlich einen Zettel heraus, »das Rezept für Zitronenhähnchen finden sollst.«
Will schaut sich im Wohnzimmer um, dann steht er auf und geht in die Küche rüber. Ich sehe, wie er mit dem Zeigefinger über die Oberflächen fährt. Gut, dass ich daran gedacht habe, alles noch einmal abzustauben. Er verschwindet im Flur und kommt ein paar Minuten später wieder zurück.
»Du hast meine gesamte Kleidung nach Farben sortiert?«
Ich bin ein bisschen enttäuscht, dass er so entgeistert klingt. Eigentlich hätte ich gedacht, er würde sich freuen.
»Na ja, das war nicht besonders schwierig. Die meisten von deinen Sachen sind blau, grau oder grün.«
Er kniet sich neben mich hin, sammelt die Rezepte zusammen und legt sie in die Schachtel.
»Nicht!«, rufe ich. »Sonst war ja alles umsonst!«
Will nimmt mich an den Handgelenken und versucht, mich auf die Füße zu ziehen, aber ich wehre mich und schlage um mich.
»Lass mich los«, kreische ich. »Ich war noch nicht fertig!«
Er richtet sich wieder auf, stemmt die Hände in die Seiten und sieht kopfschüttelnd auf mich herab. Ich leere die Schachtel mit den Rezepten auf dem Boden aus und beuge mich seufzend darüber. Na toll. Jetzt kann ich wieder ganz von vorn anfangen! Verdammt, wo war das Rezept für das Hähnchen? Ich wühle gerade in den Zeitungsausschnitten, als mir plötzlich kaltes Wasser übers Gesicht läuft.
»Hey!«, brülle ich. Will steht mit einem leeren Glas in der Hand vor mir. »Was soll das?« Ich springe auf, balle die Fäuste und schlage auf ihn ein, aber er weicht mir geschickt aus, packt meine Arme und drückt sie mir auf den Rücken. Ich versuche, ihn zu treten, während er mich erst in den Flur und dann ins Bad schiebt, wo er den Duschvorhang zur Seite reißt. Ehe ich begreife, was er vorhat, hat er mich auch schon mit einem Ruck in die Duschkabine gehoben und dreht jetzt das Wasser auf. Ein eisiger Strahl spritzt mir ins Gesicht. Ich schnappe nach Luft.
»Warum machst du das, Will? Was hab ich dir getan? Du bist echt so ein Arschloch!«
Er dreht am Hahn,
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