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Weil ich Layken liebe

Weil ich Layken liebe

Titel: Weil ich Layken liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Hoover
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ignoriert einfach, was ich gerade gesagt habe. »Kakao on the Rocks.«
    »Danke.« Ich trinke einen Schluck und schweige erschöpft.
    Die Avett Brothers laufen immer noch im Hintergrund. Als die CD zu Ende ist, gehe ich zur Anlage, wähle wieder meinen Lieblingssong an und drücke auf Repeat . Ich lege mich auf den Boden, starre an die Zimmerdecke und atme tief durch.
    »Kannst du das Licht ausmachen?«, bitte ich Will. »Ich möchte einfach eine Weile zuhören.«
    Er geht zum Lichtschalter, kommt dann im Dunkeln zu mir zurück und streckt sich neben mir aus. Tanzende grüne Wellen werden im Rhythmus der Musik von der Anlage an die gegenüberliegende Wand geworfen und meine Gedanken wandern, während wir bewegungslos daliegen. Als der Song verklingt und gleich darauf wieder beginnt, erzähle ich Will, was mich im Moment am allermeisten bedrückt.
    »Meine Mutter will nicht, dass Kel bei mir bleibt. Er soll bei ihrer Freundin Brenda aufwachsen.«
    Im Dunkeln tastet er nach meiner Hand und hält sie. Und ich lasse ihn einfach einen guten Freund sein, der mir Trost spendet.
    Plötzlich wird es hell. Ich fahre hoch und blinzele gegen das Licht an. Will liegt neben mir und schläft fest.
    »Hey«, flüstert Eddie. »Ich hab geklopft, aber das habt ihr anscheinend nicht gehört. Deine Mom hat mir gesagt, dass ihr hier drüben seid.« Sie kommt auf Zehenspitzen herein, setzt sich auf die Couch und betrachtet Will, der leise schnarcht.
    »Und das an einem Samstagabend.« Eddie schüttelt den Kopf. »Hab ich nicht gesagt, dass er ein Langweiler ist?«
    Ich lache. »Was machst du hier?«
    »Ich hab mir Sorgen gemacht und wollte wissen, wie es dir geht. Du bist den ganzen Tag nicht ans Handy gegangen und hast auch nicht auf meine SMS reagiert.«
    »Ich weiß gar nicht, wo mein Handy ist.«
    Wills Schnarchen wird lauter. Wahrscheinlich ist er nach dem Tag mit den Jungs völlig am Ende.
    »Warum bist du hier und wieso schlaft ihr auf dem Boden? Lief das Gespräch mit deiner Mutter nicht gut?«
    »Am Anfang schon.«
    »Aber dann?«
    Ich stehe auf und setze mich zu ihr auf die Couch. Sie hat ihre Stiefel ausgezogen und drückt sich ein Kissen an den Bauch. Wenn man über so viele Jahre lang kein richtiges Zuhause gehabt hat wie Eddie, entwickelt man wahrscheinlich die Fähigkeit, sich überall schnell heimisch zu fühlen. Ich ziehe die Beine an und kauere mich in die Sofaecke.
    »Weißt du noch, als wir letzte Woche blaugemacht haben und du mir das von deiner Mutter erzählt hast? Was sie gemacht hat, als du neun warst?«
    »Ja, klar«, sagt sie und sieht zu Will rüber.
    »Ich musste in dem Moment an Kel denken, der auch erst neun ist. Und ich dachte, was für ein Glück es ist, dass er so behütet aufwachsen darf, aber jetzt … Ich meine, was hat sich das Schicksal dabei gedacht, Eddie? Warum unsere beiden Eltern? Hat es nicht gereicht, dass mein Vater gestorben ist? Mir kommt es so vor, als hätte der Tod beschlossen, uns so richtig eins in die Fresse zu hauen.« Mir steigen wieder Tränen in die Augen.
    Eddie nimmt den Blick von Will und sieht mich an. »Das ist nicht der Tod, der euch eins in die Fresse haut, sondern das Leben, Layken. Das Leben ist nun mal so, dass einer Menge Leute verdammt viel Scheiße passiert. Zu vielen Leuten zu viel Scheiße.«
    Ich nicke. Von der anderen Sache, die mich zutiefst getroffen hat, erzähle ich ihr nichts. Ich bringe es nicht über mich zuzugeben, dass meine eigene Mutter mir nicht zutraut, die Verantwortung für meinen Bruder zu übernehmen.
    Sobald Will unruhig wird, greift Eddie nach ihren Stiefeln und zieht sie eilig an. »Der Lehrer wacht auf, ich verschwinde lieber«, sagt sie und umarmt mich kurz, dann ist sie auch schon weg.
    Als ich wieder zu Will schaue, hat er sich aufgesetzt und sieht mich an, als wollte er mir gleich einen Verweis erteilen. »Was zum Teufel hatte Eddie hier zu suchen?«, fragt er wütend.
    »Sie hat sich Sorgen um mich gemacht«, sage ich kleinlaut. »Sie wollte nur schnell nach mir sehen.« Vielleichtmacht er kein Drama daraus, wenn ich es so klingen lasse, als wäre es keine große Sache.
    »Verdammt, Layken!«
    Irrtum. Er macht ein Drama daraus.
    Er springt auf und sieht mich fassungslos an. »Das gibt’s doch einfach nicht! Legst du es etwa darauf an, dass ich gefeuert werde? Bist du so egoistisch, dass dir die Probleme anderer völlig egal sind? Weißt du, was passiert, wenn sie in der Schule rumerzählt, dass du die Nacht hier verbracht hast?« Er

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