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Weil sie sich liebten (German Edition)

Weil sie sich liebten (German Edition)

Titel: Weil sie sich liebten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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Kinder.
Ein Sporttrainer, dessen Namen ich nicht weiß, kommt vorbei und starrt uns an.
Er hat die Hände in den Taschen und geht mit hochgezogenen Schultern, aber ich
sehe, wie er im Weitergehen vor sich hin lächelt. Ich schiebe Silas weg, ich
muss Luft holen.
    Silas bleibt an seinen Wagen gelehnt stehen. Er möchte etwas sagen,
weiß aber nicht, wie. Ich glaube, dass er  Angst hat, es könnte zu früh sein, und ich
möchte ihm gern sagen, dass es das nicht ist.
    »Noelle«, sagt er.
    Ich warte.
    Er lacht vor sich hin und dreht sich weg, schlägt mit der Faust
leicht an den Wagen.
    Ich lächle. Es ist alles so einfach, so unkompliziert.
    Er dreht sich wieder um, legt seine Arme über meine Schultern und zieht
mich an sich. Er glüht richtig. Diesmal küsst er mich nicht. Er hält mich nur
fest.
    »Bis dann«, sagt er, steigt ins Auto und bleibt sitzen. Ich warte,
während er den Wagen rückwärts aus der Lücke manövriert, wendet und wegfährt.
Ich warte auf sein Winken. Er beugt sich ein wenig vor, damit er mich durch das
Fenster auf der Mitfahrerseite sehen kann. Ich winke lächelnd zurück.
    Ich renne zur Kantine und überlege, ob ich es meinen Freundinnen
erzählen oder ob ich dieses Neue lieber noch eine Weile für mich behalten soll,
damit ich es allein genießen kann.
    Ehe ich auf der Anhöhe bin, ruft Silas an. Ich krame mein Handy
heraus.
    »Hey«, sagt er.

Daryl
    U nd wer hat Ihnen gesagt, dass ich
derjenige war? Aus den Zeitungen haben sie’s rausgehalten. Ich war froh drüber.
Aber Scheiße, wenn Sie mir jetzt erzählen, dass Sie nicht von der Presse sind,
muss ich Ihnen das wohl glauben. Na ja, jetzt interessiert das wahrscheinlich
sowieso keinen Schwanz mehr, oder?
    Ja, stimmt, ich verkauf den Kids den Fusel. Na und? Ich weiß acht
Typen, die meinen Job gern hätten. Manche von den Kids haben ihre eigenen
Ausweise und brauchen mich nicht. Sie kaufen die Fake- ID s
bei diesem Typen im Ort, sein Name braucht Sie nicht zu interessieren. Er
knöpft ihnen zweihundert Dollar pro Stück ab. Diese Kids haben doch Kohle, dass
sie ihnen zum Arsch rauskommt. Sie erzählen ihren Eltern, sie brauchen
zweihundert Dollar für Stollenschuhe und haben die Kohle noch am selben
Nachmittag. Für mich ist das ein ganzer Wochenlohn.
    Diese Typen kommen mit einer unheimlichen Arroganz daher, dabei sind
sie nichts als lauter kleine Schwuchteln. Jeder weiß, wer ich bin und was ich
tu, und die Kids, die wollen so cool sein, als würden sie jeden Tag ’nen Kasten
Bier kaufen, aber wenn ich ihnen das Zeug gebe, dann kriegen sie diesen – ich
weiß auch nicht – diesen Ausdruck im Gesicht. Als
hätten sie gerade das erste Mädchen abgeschleppt. Ja, genau so.
    Ich hab keinen von den Kids gekannt. Ich frag nicht nach den Namen.
Wozu auch? Macht doch nur ’s Geschäft kaputt. Mir ist es egal, wer sie sind.
Meinetwegen kann’s auch die beschissene Präsidententochter sein. Ich verkaufe
eine Ware, und ich verlange meinen Preis. Diese Kids sind doch so geil drauf,
sich endlich mal richtig volllaufen zu lassen, dass die gern das Doppelte vom
Normalpreis bezahlen.
    Das ist so ’ne Art Ritual, verstehen Sie – wenn man den ersten
Kasten Bier kauft, gehört man zu den Erwachsenen.
    Mädchen kaufen selten was. Meistens sind es die Kerle. Aber ich
weiß, dass die Mädchen mittrinken, ich seh manchmal welche bei den Saufereien
im Wald. Total besoffen. Ehrlich, es gibt nichts Schlimmeres als eine besoffene
Frau. Ein besoffener Kerl? Das kann komisch sein. Aber an einer Frau, die nicht
mehr gerade stehen kann und sich die Seele aus dem Leib kotzt, und das Zeug
dann auch noch in die Haare kriegt, kann ich nichts Komisches finden. Das ist
das Ekligste, echt abstoßend, eine Frau mit Kotze in den Haaren.
    Ja, stimmt, nebenbei handle ich auch mit Zigaretten. Drogen rühr ich
nicht an. Dafür sollen die mal ruhig zu anderen Leuten gehen. Wenn man hier
beim Alkoholverkauf erwischt wird, gibt’s ein paar auf die Finger. Aber wenn du
mit Drogen dealst, landest du gleich vor Gericht. Da bist du am Arsch.
    Ich mach das jetzt seit fünf, sechs Jahren. Ich wohn bei meinem Vater,
das spart Kosten. Da kann ich einiges zurücklegen. Ich kenn ein paar Typen
unten in Florida, wir wollen uns zusammen eine Eigentumswohnung kaufen. Ich
brauch achttausend für die Anzahlung und dann noch mal acht für die Unkosten in
den ersten sechs Monaten oder so. Ich will für immer da runter.
    Ich kann nichts Unmoralisches an dem finden, was ich tue. Ich mein,
was

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