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Weil sie sich liebten (German Edition)

Weil sie sich liebten (German Edition)

Titel: Weil sie sich liebten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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vorn, über meinen
Pullover, und kämmte es mit den Fingern. Und dabei dachte ich: Ich kann es jetzt beenden.
    Das war der Moment, als ich es geschehen ließ.
    Ich ging die Treppe hinauf, mein Rock schwang um meine nackten
Beine. Ich hatte die Tür zu unserem gemeinsamen Schlafzimmer geschlossen, aber
ich hatte vergessen, Silas’ Zimmertür zu schließen. Vielleicht sah er Silas’
ungemachtes Bett, das Poster von LeBron James an der Wand. Ich führte ihn ins
Gästezimmer. Ich wartete, während er sich alles ansah, das Doppelbett mit der
geblümten Steppdecke, die Kommode mit dem Spitzendeckchen, das meine Mutter
gehäkelt hatte. Ich sah mich flüchtig selbst im Spiegel über der Kommode und
straffte die Schultern. Dann drehte ich mich herum, trat hinter ihn und schloss
die Tür.
    Ich zog Rock und Pulli aus. Ich trug ein weißes Unterkleid. Ich sah
zum ersten Mal das gleiche Verlangen in seinem Gesicht, das in meinem gelegen haben
muss.  Als ich zum Bett ging, begann er,
sich auszukleiden.
    »Ich habe Sie vom ersten Moment an gemocht«, hatte er am Telefon
gesagt.
    Unter der Steppdecke näherten wir uns einander. Ich drückte
meinen Kopf an seine Schulter, froh, dass er mein Gesicht nicht sehen konnte.
Unsere Beine fanden ihren Ort wie bei lange 
Verheirateten. Anfangs bewegten wir uns langsam. Er schob den Träger
meines Unterkleides herunter und streichelte meine Brust. Schnell und
messerscharf schoss es in mir empor. Er berührte mich zwischen den Beinen und
als er sich auf mich legte, berührte ich ihn auch. Kann sein, dass er leise
aufschrie.  Vielleicht war das aber auch
an einem anderen Nachmittag. Manchmal überraschte er mich, wenn er in mich
eindrang, und dann war ich die, die aufschrie. Es ging alles ganz leicht.
    Wenn er später, die Arme um meinen halb bekleideten Körper,
zwischen Wachen und Schlafen lag, zog ich ihm die Decke über die Schultern.
Manchmal war es kalt im Zimmer. Es war September, es wurde Oktober, November,
Dezember, und dann waren wir im Januar. Durch das Dachfenster sah ich das
Geflecht dicht belaubter Äste, später sah ich es kahl und von Schnee bedeckt.
In der Ecke stand eine Nähmaschine, die meiner Mutter gehört hatte. Ich hatte
immer die Zeit im Kopf. Ich war Ehefrau und Mutter und mir ständig bewusst,
wann du und Silas nach Hause kommen würdet. Immer wenn er nachmittags da war,
achtete ich darauf, dass er wieder weg war, bevor einer von euch auf den Hof
fuhr. Ich brauchte Zeit, um das Bett zu machen, ein Bad zu nehmen. Ich achtete
darauf, mir die Haare nicht nass zu machen; du solltest dir keine Gedanken
darüber machen, warum ich am späten Nachmittag geduscht hatte.
    Mein Verrat kannte keine Grenzen. Keine Grenzen. Ich wusste, wie
hinterhältig ich mich verhielt, trotzdem siegte immer wieder das Begehren.
Manchmal dachte ich an seine Frau, aber ich stellte ihm nie eine Frage. Ich
wollte ihn nicht ihren Namen sagen hören. Früher oder später hätten wir über
dich und über seine Frau reden müssen, aber die Zeit lief uns davon. Die Zeit
stellte uns ein Bein und bestrafte uns.
    Ich höre deinen Laster in der Auffahrt. Gleich wirst du
hereinkommen und den geöffneten Brief auf dem Küchentisch bemerken. Du wirst
ihn schnell wegstecken. Ich höre deine Schritte hinten an der Tür. Ich öffne
den Mund und beiße fest in das Kopfkissen. Ich verstopfe mir den Mund mit dem
Kissen, damit du mein Schreien nicht hörst.

Mike
    S päter war ihm klar geworden, dass er
eingenickt sein musste. Er war nach jenem Tag, an dem sie zum ersten Mal
miteinander geschlafen hatten, gut ein Dutzend mal bei Anna gewesen. Manchmal
glaubte er, es seien die wichtigsten Tage seines Lebens. Ja, er war eingenickt;
er erinnerte sich, dass ein ungewohntes Geräusch ihn aufgeschreckt, aus dem
Schlaf gerissen hatte.
    »Mike«, sagte Anna neben ihm.
    Das Geräusch war nur ein kurzes Klirren, wie von Schlüsseln, die in
einem entfernt liegenden Raum auf eine Ablage geworfen wurden, aber Anna, die
in seinem Arm lag, erstarrte. Dann hörte er das widerstrebende Seufzen einer
Kühlschranktür, die geöffnet wurde.
    Mike war sicher, dass jedem, der je Kinder im Teenageralter gehabt
hat, der Ablauf vertraut war. Der Junge, der das Auto des Schulleiters auf dem
Hof kaum wahrgenommen hat, stürmt in die Küche, wirft seine Schlüssel in
dieselbe Glasschale wie immer. Er öffnet den Kühlschrank und sucht etwas zu
trinken, einen Karton Milch oder Saft. Nach dem Training hat er immer Durst.
Und auch wenn das

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