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Weil wir glücklich waren - Roman

Weil wir glücklich waren - Roman

Titel: Weil wir glücklich waren - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Kansas City wäre, war so bestürzend, dass sie bei ihrem ersten Gespräch deprimiert und verdrossen gewirkt hatte, und deshalb, was nicht weiter überraschend war, den Job nicht bekommen hatte.
    Aber bei dem zweiten Vorstellungsgespräch hatte sie sich wirklich Mühe gegeben. Die Fundamente von Bildung und Erziehung, hatte sie zu dem sehr jungen Direktor mit Dreadlocks gesagt, hätten sich in einem Vierteljahrhundert nicht so sehr verändert. Er hatte sie skeptisch über den Rand seiner Nickelbrille hinweg angeschaut. Ein wenig natürlich schon, räumte sie rasch ein, mit all den Computern und wegen der neuen Bundesgesetze. Aber was das anginge, sei sie auf dem neuesten Stand. Sie lese Zeitung. Aber Einsatz und Zuwendung und Kreativität seien die Grundlagen guten Unterrichtens, und all das bringe sie haufenweise mit! Das habe sie jeden Tag als Hausfrau und Mutter eingesetzt! Nein, sie könne kein Spanisch. Aber sie habe es schon immer lernen wollen!
    Der Direktor hatte seine junge Stirn in Falten gelegt und höflich gelächelt, deshalb war ihr nichts anderes übrig geblieben, als weiterzureden. Sie sagte, sie habe versucht, Aufzeichnungen und Empfehlungen aus ihren Jahren der Lehrtätigkeit zu finden, habe aber Probleme, weil die Schule, an der sie gearbeitet hatte, wegen Asbestbelastung abgerissen worden und der Direktor gestorben sei. Nicht wegen dem Asbest, hatte sie rasch hinzugefügt. Er sei eben alt gewesen. Und jetzt tot.
    Sie fand an einem der Hauptwege ein Franchise-Lokal, von dem aus man über den Parkplatz auf die Wohnheime sah. Die Kellnerin war jung, vielleicht noch auf der Highschool. Sie hatte eine niedliche Piepsstimme und blaue Augen, die an die Decke blickten, als sie die Tagesspezialitäten aufzählte. Natalie war es unangenehm, nur eine Nachfülltasse koffeinfreien Kaffee zu bestellen; sie hatte auch als Kellnerin gearbeitet, als sie zur Highschool ging, und sie erinnerte sich daran, was für ein Pech es war, für einen Großteil des Abends an einem ihrer Tische einen Gast zu haben, der nur Kaffee zum Nachfüllen trank. Aber die Kellnerin schien sich nicht zu ärgern. Ihre Augen wanderten über Natalies Zeitung, über das Stellenangebot, das Natalie bereits blau markiert hatte. Sie wirkte verdächtig mitfühlend.
    Natalie starrte auf die Zeitung, bis die Kellnerin wegging. Sie wollte kein Mitgefühl - nicht von jemandem, der so viel jünger war, noch nicht einmal so alt wie Veronica. Das schmeckte zu sehr nach Ablehnung.
    Sie hielt ihren Kugelschreiber in der Hand, um noch mehr Angebote anzukreuzen.
    Die Ironie bestand vielleicht darin, dass Natalie damals, als sie noch Studienanfängerin an der University of New Hampshire war, sich nur deshalb für Pädagogik entschieden hatte, weil es eine praktische Wahl zu sein schein. Ihre Mutter, eine sehr praktische Frau aus Maine, hatte ihr eindringlich dazu geraten. Jobs für Lehrer gebe es immer reichlich, und die Arbeitszeiten seien günstig. Natalie werde ihren Beruf auch noch ausüben können, wenn sie Kinder bekäme. Außerdem lese Natalie gern und habe schon immer gut mit Kindern umgehen können. Perfekt. Dass Natalie nie davon geträumt habe, Lehrerin zu werden, darauf komme es nicht an.
    »Ich erwarte nicht, dass es dein Traum ist. Ich erwarte bloß, dass du deinen Abschluss machst.« Natalies Mutter sprach einen breiten Neuengland-Akzent, unterlegt mit einem wachen Pragmatismus, der die Tagträume ihrer Tochter albern klingen lassen konnte, wenn sie sie aussprach. »Wir wissen beide, was dir am College am besten gefällt. Aber du kannst nicht Studentenverbindungen als Hauptfach nehmen, meine Liebe.«
    Sie verzieh ihrer Mutter die herablassende Haltung. Ihre Mutter war nie aufs College gegangen. Es hatte einfach nicht zur Debatte gestanden, nicht in jener Zeit, nicht in der kleinen Küstenstadt, deren einzige Einkommensquelle Hummer und Touristen waren. Die Brüder ihrer Mutter besuchten das College, sie nicht. Zuerst war das in Ordnung gewesen, weil sie Natalies Vater heiratete. Aber als Natalie acht war, starb ihr Vater.
    »Du willst Träume?«, hatte ihre Mutter gefragt. »Okay. Träum davon, in der Lage zu sein, dich selbst ernähren zu können. Glaub mir, das ist ein Traum, den du so bald wie möglich ernst nehmen solltest, ob du Danny-Boy nun heiratest oder nicht.«
    Aber für Natalie war das ausschlaggebende Argument für Pädagogik gewesen, dass ihr nichts Besseres einfiel. Die Wahrheit sah so aus, dass sie eigentlich keine Träume

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