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Weil wir glücklich waren - Roman

Weil wir glücklich waren - Roman

Titel: Weil wir glücklich waren - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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meine ja bloß ... Was ist daran schlecht? Warum wirst du gleich sauer?«
    Kopfschüttelnd starrte ich in mein Buch. Ich wusste nicht, warum ich sauer war. Ich wusste nur, dass ich nicht auf den Test vorbereitet war.
    »Tja«, sagte Gretchen, »da der Freund, der eines Tages vielleicht oder vielleicht auch nicht reich sein wird, am Wochenende nicht da ist, wäre es vielleicht ganz lustig, ein paar Leute einzuladen ... keine Party, sondern bloß so, du weißt schon ...«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich muss lernen. Das ist alles, was ich vorhabe.«
    »Okay.« Seufzend blätterte sie eine Seite um. »Ich bewundere dein Engagement.«
    Ich lächelte schwach. Mein Engagement, wenn man es denn überhaupt so nennen konnte, schien mir nichts Bewundernswertes zu sein. Ich hatte einfach die ganze Zeit Angst. Ich hatte schon allen - meinen Eltern, Elise, Tim - erzählt, dass ich mich um einen Studienplatz in Medizin bemühen würde. Wenn ich aufgab, würden sie natürlich Verständnis haben, aber sich auch denken, dass ich schwach war oder nicht so intelligent wie sie - oder dass ich es einfach nicht konnte. Es ging mir nicht um ihr Verständnis. Diejenige, die ich nicht enttäuschen durfte, war ich selbst. Ich wollte nicht mit dem Wissen durchs Leben gehen, dass ich etwas, was ich mir wünschte, aufgab, nur weil es zu schwierig war. Auch wenn es wirklich wahnsinnig schwierig war.
    So ging es mir schon eine ganze Weile. Als ich in meinem zweiten Jahr Probleme in Infinitesimalrechnung gehabt hatte, hatte ich bei Goodwill eine sprechende Barbiepuppe entdeckt und in ihr sofort die Barbie erkannt, die sagte: »Mathe ist schwer! Lass uns einkaufen gehen!« Sie war auf den Markt gekommen, als ich noch klein war, und es war in den Nachrichten über sie berichtet worden - die Leute ärgerten sich über die Botschaft, die sie vermittelte, und schließlich änderte die Spielzeugfirma den Computerchip, sodass die Puppe nun etwas anderes sagte. Aber die Barbie von Goodwill war die Originalversion. Ich stellte sie auf meinen Schreibtisch. Wenn ich die Nase voll hatte von Mathe, weil ich mich mit Ableitungen und Integralrechnung herumschlagen musste, drückte ich auf den Knopf der Barbiepuppe und starrte in ihre dummen Augen, bis ich motiviert genug war, weiterzuarbeiten.
    Tim hatte gesagt, dass er Barbie gern helfen würde; er machte ihr aus einer Büroklammer eine Nickelbrille und zeichnete direkt auf eine ihrer üppigen Barbiebrüste ein Stiftemäppchen. Gretchen fand sie auch lustig, und Elise wollte eine für sich haben. Nur meine Mutter lachte kein bisschen, als sie meine Barbie sah.
    »Schätzchen. Warum machst du so was?« Sie hielt die verunstaltete Barbie hoch und richtete dann ihren sorgenvollen Blick auf mich. Es war immer eigenartig, wenn sie in meinem Zimmer im Wohnheim war. Auch wenn sie nur ein paar Minuten blieb, fühlte ich mich überfallen, belagert. Das Zimmer war einfach zu klein.
    »Es ist ein Witz«, sagte ich. »Bloß ein Witz.«
    Sie runzelte die Stirn. »Mit den Dingern habe ich dich nicht mal spielen lassen, als du klein warst.« Sie setzte die Barbie wieder auf meinen Schreibtisch. Die Puppe kippte nach hinten um, und meine Mutter knickte sie in der Taille, damit sie richtig sitzen konnte. Wieder schaute sie zu mir. »Veronica, du bist eine nette und kluge junge Frau. Wenn Mathe schwer ist, dann ist das eben so. Das heißt nicht, dass du eine Puppe bist.«
    »Es ist ein Witz«, wiederholte ich.
    Sie wirkte nicht überzeugt. »Diese Puppe hat nichts mit dir zu tun.« Skeptisch musterte sie die Barbie. »Schätzchen. Sie sieht uns nicht mal ähnlich.«
    Punkt zehn Uhr klappte Gretchen ihr Chemiebuch zu. »Das wär's für heute Abend«, sagte sie. »Willst du nicht eine Pause machen? Mir helfen, etwas zum Anziehen auszusuchen?«
    Ich schüttelte den Kopf und ließ meinen Finger auf der Stelle des Kapitels liegen, wo ich gerade war. Die DL-Kennzeichnung steht in keinem Zusammenhang zu (+)/(-). Sie zeigt nicht an, welche Enantiomere rechtsdrehend beziehungsweise linksdrehend sind. »Nein, danke«, sagte ich. »Viel Spaß.«
    Sie stand gerade auf, als die Fahrstuhltüren aufgingen und Clyde-vom-dritten-Stock ausstieg. Gretchen lächelte und setzte sich wieder hin.
    Ich kannte Clyde-vom-dritten-Stock nicht. Ich kannte nur seinen Namen, weil jeder ihn kannte. Er war eine Wohnheim-Berühmtheit, berühmt für sein gutes Aussehen - mit seinem Wuschelkopf und seinen dunklen Augen -, das den Eindruck erweckte, als sollte er

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