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Weil wir glücklich waren - Roman

Weil wir glücklich waren - Roman

Titel: Weil wir glücklich waren - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Veronica, ich habe versucht, cool zu bleiben, als du mir erzählt hast, dass du mein Auto zu Schrott gefahren hast. Falls du dich erinnerst, galt meine Sorge nur deinem Befinden.« Seine Stimme bebte vor Zorn. Ich schloss leise die Tür hinter mir und setzte mich auf mein Bett. Das war's. Das waren die Konsequenzen. Es gab kein Entkommen.
    »Und dann komme ich nach Hause, und meine Nachbarn sind stinkwütend, weil jemand hier anscheinend am Freitag eine Riesenparty geschmissen hat. Jede Menge Betrunkener. Typen, die auf die Straße pinkeln, auf das Eis in diesen schönen Vorgärten. Nicht cool, Veronica. Überhaupt nicht cool.«
    »Jimmy«, versuchte ich es. »Es tut mir leid. Ich habe mich wirklich bemüht, alles sauberzu ...«
    »Mir fehlen etliche CDs.«
    Ich schloss die Augen. Ich hatte seine CDs selbst wieder einsortiert, jede einzelne in der richtigen Hülle. Aber er konnte auch einfach behaupten, dass alles Mögliche fehlte. Ich war jedenfalls nicht in der Lage, das Gegenteil zu beweisen oder auch nur zu beurteilen, ob er log.
    »Ich würde sagen, ungefähr im Wert von dreihundert Dollar.«
    Die Zahl schien astronomisch hoch und willkürlich gewählt zu sein. »Jimmy, ich habe keine dreihundert Dollar.«
    »Dann überleg dir lieber, wie du sie bekommst. Ich habe gute Lust, die Polizei zu rufen. Meine Nachbarn sind Zeugen. Ich habe dir vertraut. Ich habe dich für eine Dienstleistung bezahlt, und du hast mein Eigentum beschädigt.«
    Jemand klopfte an die Tür. Ich ignorierte es.
    »Ich weiß nicht, was du von mir willst«, sagte ich schließlich. »So viel Geld habe ich nicht. Wenn dir irgendetwas einfällt, womit ich es wiedergutmachen kann ...«
    »Also, fürs Erste kannst du sofort deinen verlogenen Scheißhintern in Bewegung setzen und herkommen. Dank dir ist unser Auto in der Werkstatt, und wir haben nichts zu essen im Haus. Wir müssen einkaufen.«
    Ich hielt das Handy an mein Ohr. Er klang nicht im Geringsten wie der Mensch, der mir vor zwei Tagen seine Farne und Orchideen gezeigt hatte. Es war etwas ganz Neues für mich, dass jemand so mit mir sprach. Er brüllte nicht. Wenn mein Vater wütend oder aufgeregt war, wurde er normalerweise viel lauter. Aber in Jimmys Stimme lag eine Härte, die mich noch viel mehr aus der Fassung brachte.
    »Ich habe kein Auto«, sagte ich.
    »Das ist nicht mein Problem.« Seine Stimme war immer noch leise und sehr ruhig. »Wenn du weißt, was gut für dich ist, bist du in einer halben Stunde hier.«
    Jimmy packte die Aloe vera neben der Spüle und schleuderte sie in den Mülleimer, der auf der anderen Seite der Küche stand, gut zwei Meter entfernt. Der Tontopf zerbrach beim Aufprall. Haylie und ich zuckten beide zusammen.
    Sie erholte sich zuerst und legte eine Hand an ihre Brust. »Muss das wirklich sein?« Sie lachte nervös. »Sie sah gar nicht kaputt ...«
    »In der Erde war Asche.« Er stand mit gespreizten Beinen und verschränkten Armen mitten in der Küche. »Du weißt schon, von Zigaretten, die wir von Anfang an nicht im Haus haben wollten. Setz das mit auf die Rechnung.«
    Ich blickte langsam auf und suchte auf der Arbeitsfläche nach dem Handy meiner Mutter. In der Küche roch es nach Zitronen.
    »Wie viele Leute waren eigentlich hier? Hey, ich habe dich etwas gefragt!«
    Seine Augen waren ein bisschen gerötet und an den Rändern geschwollen. Er trug eine Chicago-Bulls-Strickmütze und hatte den gestreiften Rand tief in die Stirn gezogen.
    »Ich weiß nicht«, antwortete ich. »Nicht besonders viele.«
    »Da haben meine Nachbarn aber etwas anderes gesagt.« Er trat einen Schritt zurück, als ob er mich besser sehen wollte.
    Haylie schaute auf ihre Uhr. »Können wir jetzt vielleicht gehen? Das Merc schließt in einer halben Stunde.«
    Jimmy schüttelte den Kopf. »Oh nein, Süße. Wir gehen nicht in den Supermarkt. Diese Woche werde ich mehr brauchen als Müsli. Ich will Mountain-Dew-Limonade. Ich will gutes Fleisch.« Er hob eine Hand und berührte leicht seinen Nasenring.
    Haylie schnalzte mit der Zunge. Sie trug bereits ihren knallroten Lackmantel und die schwarzen Stiefel, in denen sie fast genauso groß war wie Jimmy. Sie beugte sich vor und zupfte etwas, das - wie ich fürchtete - ein Hundehaar war, von ihrem Knie. »Aber nur bei Merc gibt es organische Sojawaffeln.« Ihre Stimme war hoch, ein bisschen kleinmädchenhaft. Sie hielt den Kopf gesenkt und hob nur den Blick. »Woanders bekommt man sie nicht.«
    Jimmy wirkte auf einmal erfreut. Er schlug sich

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