Weil wir glücklich waren - Roman
leicht an die Stirn. Kein Problem, meinte er. Dann lächelte er und fixierte mich dabei mit einem harten Blick. Wir könnten in beide Geschäfte gehen. Wir hätten keine Eile, oder?
Ich zuckte die Achseln. Wenn das alles war ... Wenn Jimmy in zwei Läden einkaufen wollte, würde ich ihn zu zwei Läden fahren. Ich hatte mir für den Abend Gretchens Auto geliehen. Als ich sie angerufen hatte, saß sie gerade in der Bibliothek und lernte. Sie hatte gesagt, die Autoschlüssel lägen in ihrem Zimmer und ich solle versuchen, mich zu beruhigen. »Dann verzichtest du eben auf die Bezahlung«, hatte sie geflüstert. »Das reicht. Lass dich nicht von ihm schikanieren.«
Jimmy zog seine Jacke an. Er schaute mich immer noch an und stand immer noch sehr nah bei mir.
»Ich muss das Handy meiner Mutter haben«, sagte ich.
Auch ohne die blöden Kontaktlinsen sahen seine starren, grünen Augen ein bisschen wie die einer Katze aus. »Sicher, Veronica.« Er lächelte, aber seine Augen blieben unbewegt. »Nachdem wir unsere Einkäufe erledigt haben.«
Zuerst fuhren wir zum Co-Op-Markt. Während Haylie ihre Einkäufe erledigte, setzte ich mich auf eine Bank neben der Tür und sah zu, wie Käufer mit ihren Stoffbeuteln und Lebensmitteltüten kamen und gingen. Ich versuchte, nicht zu Jimmy zu schauen, der unruhig auf und ab ging. Jedes Mal, wenn er über die Matte vor der Tür lief, öffnete und schloss sie sich - nur um erneut aufzugehen, wenn er kehrtmachte und wieder auf die Matte trat. Er hing am Handy und erzählte mit sehr lauter Stimme jemandem namens Degraff von der blöden Kuh, die am Wochenende sein Auto zu Schrott gefahren und seine Wohnung zugemüllt hatte. Ich schaute ihn nicht an, und er schaute mich nicht an.
Er war immer noch am Handy, als Haylie ihre Einkäufe zur Kasse brachte. Sie rief seinen Namen, lief zu ihm, und er gab ihr ein paar Geldscheine aus seiner Brieftasche, ohne auch nur aufzublicken. Nachdem sie gezahlt hatte, steckte sie das Wechselgeld ein und setzte sich auf die Bank, um mit mir - oder zumindest neben mir - auf ihn zu warten. Sie saß ganz still da, mit ihrer Papiertüte voller Lebensmittel auf dem Schoß. Ich warf ihr aus dem Augenwinkel einen langen Blick zu. Obwohl sie sich mit ihrem gefärbten Haar und dem schwarzen Eyeliner so sehr verändert hatte, sah sie mehr oder weniger immer noch wie das Mädchen aus, mit dem ich in der vierten Klasse Prinzessin gespielt hatte. Ihre Mutter hatte uns Snacks gemacht. Meine Mutter hatte uns Snacks gemacht. Als Haylie schließlich auffiel, dass ich sie anstarrte, schien es sie nicht sonderlich zu berühren.
»Das hast du echt versaut«, kommentierte sie achselzuckend. »Ich habe heute mit ein paar Leuten geredet. Du hast es zugelassen, dass deine Freundinnen meine Schuhe angezogen haben. Meine Klamotten.« Sie zog einen Handschuh aus und begutachtete einen Fingernagel. »Du tust mir kein bisschen leid.«
Beim nächsten Halt, dem regulären Supermarkt, meinte Jimmy, dass ich mich vielleicht lieber wieder irgendwohin setzen sollte. »Ich fühle mich heute Abend ein bisschen langsam.« Er zog mit hartem Griff einen Einkaufswagen heraus. »Ich schätze, wir werden eine ganze Weile hier sein.«
Ich fand einen Sitzplatz beim Videoverleih und wünschte, ich hätte wenigstens daran gedacht, mein Chemiebuch mitzunehmen. Aber ich hatte nun mal nicht daran gedacht, und deshalb blieb mir nichts anderes übrig, als einfach dazusitzen, der leichten Rockmusik aus der Stereoanlage zu lauschen und Leuten beim Einkaufen zuzuschauen. Ich versuchte, an nichts zu denken, das deprimierend oder belastend war.
»Veronica? Bist du es?«
Als ich aufblickte, sah ich, dass Rudy - Tims Mitbewohner - mit seinem komischen, federnden Gang, die Zehen leicht nach innen zeigend, auf mich zukam. Er hatte gerade an der Kasse gezahlt und trug in einer Hand eine Dose Suppe und in der anderen die neue PC-Welt. Ich begrüßte ihn so herzlich, wie ich konnte. Tim hatte mir einmal erzählt, dass ich außer seinen Schwestern und Cousinen das einzige Mädchen war, mit dem Rudy reden konnte, ohne sichtbare Schweißausbrüche zu bekommen. Und sogar das hatte eine Weile gedauert. Die ersten paar Male, die ich in ihre Wohnung kam, war Rudy in seinem Zimmer geblieben.
Aber heute Abend hatte ich angesichts der Tatsache, dass ich mich in einem Supermarkt auf einem Stuhl herumdrückte, das Gefühl, die Seltsame von uns beiden zu sein.
»Was machst du denn hier?« Er klemmte die Dosensuppe unter seinen
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