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Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Kellergasse begleitet, hat niemand etwas dagegen. Zumindest wird es nicht laut ausgesprochen. „Sie wird erwachsen“, seufzt der Großvater.
    Ab und zu, vor allem, wenn ich nicht zum „Magazin“ muss, reiße ich mich zusammen und stehe ebenso früh auf. Der Verein der Kinder der Natur soll heute in den Weingärten am Waldrand unterwegs sein und helfen Netze zu spannen. Ich will sie beim Weinstockumarmen fotografieren, keine Ahnung, ob ich die Bilder je brauchen kann oder verwenden darf, aber mir ist danach, auf der Lauer zu liegen und abzudrücken. Wie eine Jägerin, nur mit der Kamera eben. Ich verzichte auf das Frühstück, arbeite mich schon bei Sonnenaufgang mit meinem kleinen Fiat auf dem Feldweg entlang, milchiges Orange am Horizont, kaltes Hellblau, passiere den Hochstand, an dem es damals geschehen ist, parke mein Auto, gehe den Hügel hinauf. Inzwischen kenne ich mich hier deutlich besser aus. Was, wenn Hans Berthold nicht einfach beim Joggen erschossen worden ist, sondern sich mit jemandem getroffen hat? Dagegen spricht, dass man vom Hochstand herunter auf ihn gezielt hat. Aber: Demnach, was ich über Hans gehört habe, war er bereit, sich jeder Konfrontation zu stellen. Er hat als harter Verhandler gegolten, als einer, der sich von unten heraufgearbeitet hat und der um seinen Betrieb gekämpft hat. Was, wenn schon damals jemand versucht hätte, ihn wegen des riskanten Kredits in die Enge zu treiben? Vielleicht hat es schon einmal ein Übernahmeangebot gegeben? Aber dann hätte wohl eher Hans Berthold denjenigen erschossen als umgekehrt. Und was, wenn er jemandem gedroht hat? Man trifft sich im Morgengrauen, Hans ist nicht bereit zurückzuziehen, er will gehen, der andere klettert auf den Hochstand …
    Ich bin auf der Hügelkuppe angekommen, sehe die Kinder der Natur mit zum Himmel gestreckten Armen, sie stoßen seltsame Laute aus, die mich an brünftige Hirsche erinnern, vielleicht auch an Wildschweine, denen sehr übel ist.
    Clarissa Goldmann gibt ihnen irgendeinen Befehl, den ich nicht verstehe, und sie gehen wie in Trance auf die Rebstöcke zu, streicheln sie tatsächlich. Ich stelle mein Teleobjektiv ein, fotografiere eine Frau ganz in Lila, wie sie ein Weinblatt küsst. Dieses Foto glaubt mir keiner. Die flach stehende Sonne zaubert Muster auf die Erde zwischen den Rebzeilen, ich drücke noch einmal ab, nehme einen ins Visier, der am Boden kniet und offenbar mit den Wurzeln spricht. Ich schleiche mich noch etwas näher heran. Die Naturkinder sind derart versunken, dass sie mich nicht so schnell bemerken. Nur auf Clarissa Goldmann muss ich aufpassen, die scheint mir gar nicht in Trance, sieht auf die Uhr. Vielleicht ist sie bloß eine geschickt getarnte Geschäftsfrau. Immerhin zahlen ihre Schützlinge gar nicht wenig und verpflichten sich auch noch, an der Renovierung des alten Gutshofes mitzuwirken. „Eigener Hände Arbeit“, oder wie das heißt, davon haben die meisten der Kinder der Natur noch nicht viel erfahren. Ich auch nicht, gebe ich zu. Trotzdem falle ich auf solche Schmähs nicht herein. Einer kniet vor einem Rebstock, umarmt ihn innig, er wendet mir den Rücken zu, ich drücke ab, Sonnenreflexe auf seinem braunen Haar, dahinter am Waldrand steht tatsächlich ein Reh. Ich bleibe dran, vielleicht ändert er seine Position, vielleicht zeigt er mir sein Gesicht. Und wirklich, er rutscht um den Rebstock herum, küsst die Rinde, ich drücke wieder ab, und da erkenne ich, wen ich gerade aufgenommen habe: meinen Chefredakteur. Ich muss ein Geräusch gemacht haben. Wie ein erschrockenes Wild fährt er hoch, starrt mich an und galoppiert in Richtung Wald davon. Jetzt wenden sich mir auch einige andere zu, es gelingt mir, die Kamera in meiner Windjacke zu verstecken, ich gehe wie zufällig in ihre Richtung. „Guten Morgen“, rufe ich dem aufgestörten Rudel zu, „Eva Berthold und ihre Arbeiter kommen gleich!“
    Und so ist es dann auch.
    Am Nachmittag werde ich ins „Magazin“ bestellt. Der Chefredakteur wirft mir vor, ich hätte ihm aufgelauert. Habe ich nicht, zumindest nicht ihm persönlich. Die Fotos, so erkläre ich, seien für mein Privatarchiv.
    Er verlangt die Negative und ich mache ihm klar, dass ich längst digital fotografiere. Ich müsse alles löschen. Und ich dürfe niemandem gegenüber ein Wort verlieren. Fast tut er, als hätte ich ihn bei einem Verbrechen, zumindest aber bei einer schlimmen Perversion ertappt. Mir gefällt die Situation. „Sie haben ja keine schmutzigen

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