Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi
töten?“
„Dann kann es aber kaum jemand von den Kaisers gewesen sein, woher sollten die den Gang kennen?“
„Klingt nach Aichinger. Der will auch Hof. Aber: Woher hat er Geld? Mira Valensky, wir haben uns ruhig machen gelassen, haben nicht mehr nachgesehen. Das war der Fehler. Franjo kann noch leben, wenn wir hätten genau geschaut.“
Ich schüttle den Kopf, aber da ist schon etwas dran.
„Es war Eva, die gesagt hat, basta, will ich nicht wissen“, fährt Vesna fast wie im Selbstgespräch fort. „Sie hat uns schlafen gemacht. Mit Arbeit und immer weitermachen, tun.“
Ich schüttle den Kopf. Jedenfalls hat Eva nichts davon, wenn Franjo tot ist. Ganz im Gegenteil. Vielleicht war das heute ja doch ein Unfall.
Vesna schüttelt energisch den Kopf und klopft auf ihre Brust. „Da drinnen ich spüre es: Das war nicht Unfall. Vielleicht hat es bei Mord an Hans Berthold einen Zeugen gegeben. Sind viele Weingärten herum, Franjo hat es gesehen oder hat später erst gemerkt, was er hat gesehen.“
Kann ich mir nicht vorstellen. Aber eines stimmt: Wir haben uns ablenken lassen.
Vesna fährt fort: „Ich werde zu Kaiser gehen, Lesehelferin, haben sie viele Helfer, ich lasse mir Haare färben und keiner kennt mich wieder. Und vorher: Ich werde herausfinden, woher Nachbar Geld hat, mit dem er Hof nehmen will.“
„Aichinger hat dich einige Male gesehen.“
„Wer sonst soll es machen? Du? Dich kennt er besser. Polizei? Warum soll er erzählen, wenn Geheimnis dabei ist.“
„Zuckerbrot ist ein guter Beamter.“
„Er hat anderes zu tun. Ich will wissen, was passiert ist.“
Das will ich auch. Wir sind am Ende der Kellergasse angelangt, am Platz, auf dem die Traktoren umkehren können, dahinter beginnen die Rebzeilen.
Vesna sieht grauenvoll aus, ich hätte sie beinahe nicht wiedererkannt. Sie hat sich im Nachbarort die Haare blondieren und eine Dauerwelle machen lassen. Die Schminke stammt aus dem Fundus von Eva, die Anleitungen hat sie von Martina bekommen.
Anstelle der drahtigen, schlanken Frau mit den dichten dunklen Haaren begegnet mir ein aufgetakeltes blondes Monstrum in einem weinroten Kostüm.
„Bin ich slawische Paradepuppe“, sagt sie und wackelt keck mit den Hüften. Ich bin froh, dass sie das mit dem Slawisch selbst gesagt hat.
Jedenfalls ist ausgeschlossen, dass Aichinger sie so erkennt. Eva ist zur Einvernahme nach Mistelbach gebeten worden, sie muss auch alles mögliche Bürokratische abwickeln, das in Verbindung mit einem plötzlichen Todesfall steht. Sie weiß nichts von unserem Vorhaben. Es ist auch zweifelhaft, ob die ganze Aktion etwas bringt, aber wenn es Vesna beruhigt … Außerdem halte ich es auch nicht aus, einfach still dazusitzen und zu warten.
Die ersten Ermittlungsergebnisse weisen eher auf einen Unfall hin: Der Traktor ist in der Mitte des steilen Hanges ins Schlingern gekommen, hat drei Steher gerammt, ist dann gekippt, hat sich überschlagen. Franjo ist aus dem Sitz geschleudert worden, der Traktor ist auf ihn gefallen.
Wir wissen, dass heute der Tag ist, an dem Aichinger gerne im Gasthaus sitzt. Seine Frau besucht jeden Mittwoch ihre Mutter, der Sohn arbeitet halbtags bei der Post, er ist allein und es gibt niemanden, der ihm ein Mittagessen richtet.
Vesna will sich als kroatische Weineinkäuferin einer Hotelkette ausgeben. Sie hat sogar einige Hotelprospekte aufgetrieben, kein Problem, so etwas im kleinen Reisebüro in Wolkersdorf zu bekommen. Hungrig von der Fahrt durch das Weinviertel will sie rein zufällig im Gasthof Herbst mittagessen und, wenn es gelingt, mit Aichinger ins Gespräch kommen – ob dann auch noch alles andere gelingt, steht in den Sternen. Ich jedenfalls soll mit einem Aufnahmegerät beim Barriquekeller warten.
Aber nach Warten ist mir nicht. Eine halbe Stunde nach Vesna – ich habe ihr sogar, damit alles so echt wie möglich aussieht, Oskars großen Audi besorgt – mache auch ich mich auf den Weg. Warum sollte ich nicht beim Herbst reinschauen oder zumindest an seinem Fenster vorbeigehen?
Es scheint, als hätte Teil eins des Planes funktioniert: Ich sehe die beiden mit einem Glas Wein anstoßen, sie sitzen am letzten Tisch im Schankraum. Wenn ich den Weg durch den Hintereingang nehme, könnte ich mich an den ersten Tisch im Speiseraum setzen und versuchen mitzuhören, was sie reden. Eine Zeugin ist sicher nicht schlecht. Die Toiletten befinden sich in der anderen Richtung, Aichinger hat also keinerlei Grund, in den Speiseraum zu
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