Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi
kommen.
Ich schleiche mich durch den Hintereingang, setze mich an den Tisch gleich neben der offenen Tür zum Schankraum.
„Einen weißen Gespritzten“, bestelle ich leise bei der Kellnerin. Sie scheint sich keinerlei Gedanken über mich zu machen, gut so.
„Ihr Wein – köstlich, man sagt so, oder?“, sagt Vesna mit einem deutlich stärkeren Akzent, als sie ihn eigentlich hat.
„Ist auch voriges Jahr in den Salon österreichischer Weine genommen worden, das ist hohe Auszeichnung.“
Aichinger bemüht sich im Gegenzug, Hochdeutsch zu sprechen.
„Ich habe gehört von Ihre Wein. Was für Glück, es gibt ihn hier in Restaurant. Ich wollte kommen zu Ihnen. Man sollte nehmen noch ein Glas.“
Vesna, lege es nicht darauf an, ihn betrunken zu machen, das schaffst du nie.
„Sie sehen Prospekte von einige der Hotels, ich betreue?“
Gemurmel. „Sehr elegant“, sagt Aichinger dann.
„Prost“, erwidert Vesna, „und ich habe gedacht, muss ich arme Frau alleine essen.“
Aichinger räuspert sich. „Sie wollten zu mir?“
„Ja, habe ich getrunken Ihre hervorragende Wein irgendwo.“
„Und Sie wollten nur zu mir?“
So dumm ist Aichinger nicht.
„Ja, jetzt schon“, sagt Vesna, „war ich bei anderem, bei Berthold, aber ich weiß nicht … Ich habe gute Kontakte über Bank, habe gehört … geht nicht so gut, man soll sich zusammenschließen? Prost.“ Offenbar hat sie ihm schon wieder nachgeschenkt.
„Zusammenschließen? Sicher nicht. Ich werde das Weingut kaufen.“
„Da Sie müssen mit Ihre Wein viel Geld verdienen, vielleicht Sie sind zu teuer für arme kroatische Einkäuferin?“, sagt sie kokett.
„Wir werden uns schon einigen über den Preis, als Geschäftsmann hat man heute strategische Partner.“
Offenbar hat sie ihn wirklich schon ganz schön besoffen gemacht.
„Ja, natürlich“, antwortet Vesna, als hätte sie ihr Leben lang nur mit strategischen Partnern zu tun gehabt, „nehme ich an, Bank.“
„Wissen Sie, den Banken vertraue ich nicht so sehr. Es sind … stille Teilhaber, allgemein bekannte Unternehmer, die wollen auch nicht dreinreden. Die Bertholds, die haben es mit der Bank gemacht. Man sieht, was dabei herauskommt.“
„Mord“, erwidert Vesna, „weiß ich, war auch bei uns in Zeitung. Aber stille Partner sind nicht immer still.“
Aichinger lacht. „Die sind sogar so still, dass sie nicht einmal mir gesagt haben, dass einer von ihnen bei den Bertholds angeheuert hat, um den Betrieb zu prüfen, ob er es überhaupt noch wert ist. Aber ich bringe ihn schon wieder in die Höhe.“
„Prost“, sagt Vesna wieder. „Seltsame Sache, wo Sie sagen. Man hat mich bei Berthold herumgeführt durch Keller. Habe ich etwas auf eigene Faust geschaut, mache ich immer, geht es drunter und drüber dort, wenn man so sagt. In Barriquekeller bin ich auf etwas gestoßen …“
„Auf was?“, fragt Aichinger rasch.
„Mein Deutsch zu schlecht, es war Unfall, hat man gesagt, aber … ich habe da etwas gesehen, vielleicht sollte man mit Polizei – weil kann ich nicht noch einmal hinein.“
„Was haben Sie gesehen?“
Offenbar schüttelt Vesna bloß stumm den Kopf. „Täte aber sehr gerne wissen … Prost!“
„Es gibt einen Weg, wenn ich Ihnen helfen kann, tue ich es gerne – für eine künftige Geschäftspartnerin.“
Die beiden stoßen an.
„Man kommt über einen anderen Keller in den Barriquekeller. Ich kenne die Bertholds gut, sie sind ja Nachbarn.“
„Aber … hinten schleichen, ich weiß nicht …“
„Es kann uns niemand sehen“, erwidert Aichinger hastig. „Was haben Sie gesehen?“
„Man muss vor Ort ansehen, vielleicht war Unfall in Keller doch kein Unfall.“
Höchste Zeit für mich, zu zahlen und in den Keller zu verschwinden. Zum Glück habe ich schon heute früh einen Reserveschlüssel eingesteckt, in den letzten Wochen hat Eva darauf geachtet, dass alles versperrt ist und auch keine Schlüssel in irgendwelchen Kellernischen zurückgelassen werden. Aber jetzt soll der Schlüssel zur Kellerküche wie jahrelang zuvor wieder in einer Ausnehmung an der Schmalseite der Wand liegen. Ich lege das Geld für den Gespritzten einfach auf den Tisch und mache mich davon. Einen gewissen Vorsprung müsste ich haben. Alles passt immer besser zusammen. Kaiser ist also der „strategische Partner“, Frankenfeld, wie gedacht, ausgesandt, um bei Bertholds herumzuspionieren. Schade um ihn, er ist mit Sicherheit ein guter Kellermeister.
In der Kellergasse begegnet mir
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