Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi
„Geben Sie mir die Latte“, keucht Aichinger.
„Können Sie haben, Idiot.“
Schritte, die sich eilig entfernen, ich bleibe noch stehen, lausche.
„Mira? Du bist da?“, höre ich dann von hinter den Fässern.
„Klar. Es hat funktioniert.“
„Alles aufgenommen?“
Ich gehe zu meinem Rekorder, spule ein Stückchen zurück: „Unsinn, ich wollte sehen, ob er auch ohne Computer Wein …“ – Aichingers Stimme klingt durch den Keller, als ob sie nicht vom Band käme. Alles im Kasten. Mir ist klar, dass man das Band nicht als Beweis vor Gericht verwenden kann, aber darum geht es nicht. Wir wissen, dass Kaiser eine Menge unternommen hat, um Evas Geschäft mit dem deutschen Großhändler zu sabotieren. Und wir wissen jetzt auch, wer die Fässer ins Rollen gebracht hat.
„War es Kaiser oder war es Frankenfeld?“, fragt Vesna. Wir sitzen in meinem Zimmer und haben das Band noch einmal abgehört. „Habe ich Fehler gemacht, hätte ich genau fragen müssen.“
„Frankenfeld hat er nie erwähnt. Andererseits: Was immer im Weingut Kaiser geschieht, scheint von ihm auszugehen. Bis hin zu den Kontakten in der Sponsoring-Sache. Das wäre nun wirklich nicht die Angelegenheit eines Kellermeisters.“
„Attentate auch nicht“, ergänzt Vesna.
Wir beschließen, Eva im Moment noch nichts von unseren neuen Erkenntnissen zu erzählen. Wenn es um Frankenfeld geht, ist sie nach wie vor keinem noch so guten Argument zugänglich. Zu sehr macht ihr die Idee Spaß, den Kaisers ihren Kellermeister ausgespannt zu haben.
Ich will gerade nach Wien fahren, als Jirji zu mir kommt. „Wo Vesna?“
„Ich glaube, sie hilft beim Weinverpacken.“
„Muss reden. Vesna übersetzen.“
Wir finden sie in einem der Wirtschaftsräume, um die schaurigen Haare hat sie ein buntes Tuch gebunden, den Knoten nicht unter dem Kinn, sondern am Hinterkopf, sie sieht aus wie eine Piratin.
Jirji redet auf Slowakisch auf Vesna ein, sie scheint nicht alles zu verstehen, fragt ein paarmal nach.
„Jirji meint, würde dich interessieren: Polizei ist in Weingarten unterwegs.“
„Vielleicht noch einmal die Spurensicherung.“ Noch gibt es weder ein Ergebnis der Obduktion noch der Spurenauswertung, zumindest hat Zuckerbrot das mir gegenüber behauptet. „Im Cabernet-Weingarten?“, frage ich.
Das hat Jirji auch ohne Übersetzung verstanden. Er schüttelt den Kopf. „Nein, in einem der Weingärten beim Wald“, übersetzt Vesna. Und zu Jirji: „Du bist sicher, das ist Polizei?“
Ja, er habe das Team von der Spurensicherung beim Graben gesehen, er habe sie damals zurückbegleitet, übersetzt Vesna wieder.
„Zeig mir, wo sie sind“, bitte ich ihn. Er nickt und ich hetze hinter ihm her.
Zuckerbrot kniet zwischen Waldrand und erster Rebzeile. Er sieht ungehalten auf, als ich neben ihm stehe. „Es gibt etwas Neues, nicht wahr?“, sage ich.
„Sie werden rechtzeitig davon erfahren“, antwortet der Chef der Mordkommission.
Die anderen drei sehen interessiert von ihrer Arbeit auf.
„Was machen Sie hier?“
„Bodenproben, ist das schwer zu erkennen?“
„Und seit wann rutschen Sie selbst mit einem Team der Spurensicherung auf dem Boden herum?“
„Seitdem sie mich aufs Land verschleppt haben.“
„Was wollen Sie hier finden?“
„Von wollen ist keine Rede.“
„Was ist bei der Autopsie von Franjo herausgekommen? Hat es damit zu tun?“
Zuckerbrot seufzt, richtet sich auf, kommt zu mir herüber. „Ich werde Sie ohnehin nicht los. Also: Bei der Autopsie hat es deutliche Anzeichen gegeben, dass er möglicherweise vor seinem Tod bewusstlos geschlagen worden ist. Und man hat an seinem Körper Erd- und Moosspuren gefunden, die nicht zum Tatort passen. Sie könnten von einem Gebiet am Waldrand stammen. Eva Berthold hat uns erzählt, dass Franjo den Auftrag hatte, hier die Netze zu kontrollieren. Die Ermittler vor Ort sind gar nicht so übel, wie Sie denken.“
„Denke ich gar nicht. Wahrscheinlich haben sie genug Fernsehserien über forensische Medizin gesehen.“
„Nur dass die Fälle in der Realität nicht so spektakulär sind. Ein ermordeter Landarbeiter … Jetzt brauchen wir nur noch den Beweis in Form von Bodenproben. Dass wir den exakten Ort finden, an dem sich die Sache abgespielt hat, ist allerdings unwahrscheinlich. Wir haben Traktorspuren entdeckt, aber davon gibt es zu viele. Sie haben ihn gut gekannt, oder?“
„Gut? Ich weiß nicht.“
„Wer könnte ein Interesse an seinem Tod gehabt haben?“
„Ich habe es
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