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Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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einmal. Arbeitshände hat er, aber schmale Finger.
    „Vielleicht ist der Computer abgestürzt“, sage ich leise. Jetzt erst scheint er mich wieder wahrzunehmen.
    „Glaub ich nicht, ich glaube, der Steuerungskasten hat etwas.“ Er hetzt nach draußen, ich hinterher, zum Steuerungskasten, der nicht viel anders aussieht als diese Elektrosicherungskästen. „Ich weiß nicht … Verdammte Technik, manchmal wünsche ich mir, es wäre alles wie …“
    „Früher?“
    Er lächelt. „Nein, Sie haben … du hast Recht.“
    Vom Steuerungskasten führt ein Kabel weg, ich schaue genauer hin, gehe ein paar Meter auf die Stelle zu. Habe ich richtig gesehen? Nicht nur der Großvater sieht schlecht, ich sollte längst eine Brille tragen. Aber ich finde, irgendwie passt das nicht zu mir. Trotzdem: Ich hab mich nicht geirrt. „Komm her“, rufe ich, „da ist das Kabel durchtrennt!“
    Er rennt her, flucht. Ein glatter Schnitt.
    „Wie kann das passieren?“
    Er zuckt mit den Schultern. „Muss jemand durchgeschnitten haben.“
    „Wer? Hast du Feinde?“
    Er lächelt schmallippig. „Keine wirklichen.“
    „Und was ist mit dem Nachbarn?“
    „Wenn der es war, dann … Sinnlos, ich muss unseren Computertechniker anrufen, besser, er tauscht das Kabel aus und schaut, dass alles wieder funktioniert. Verdammter Mist, wo so viel zu tun ist! Ich muss zurück zum Haus.“
    Auf dem Weg stoppt er bei seinen beiden Arbeitern. „Habt ihr irgendjemand in der Halle gesehen?“
    „Niemand, Chef, sicher nicht.“
    „Wie kommt man in die Halle?“, frage ich.
    „Es gibt vorne beim Eingang zum Keller und hinten bei der Presse ein großes Tor, sie sind versperrt, wenn niemand da ist. Man muss sich vor diversen Streichen schützen, man sollte nichts herausfordern, aber …“
    „Aber?“
    „Wenn wir weiter hinten arbeiten, kommt jeder ungesehen herein. Und: Wer sich auskennt und weiß, dass unsere Keller unterirdisch verbunden sind, kann durch den alten Keller in den neuen. Vorausgesetzt, die Verbindungstür, durch die wir gekommen sind, ist offen. Ist sie leider meistens, aber das wird sich ändern. Wenn ich den erwische …“
    „Warum könnte …“
    „Komm, ich muss mich beeilen, zu Mittag soll ich in Baden bei einer Gala meine Weine kommentieren.“
    Und ich sollte zurück nach Wien. Ich sehe auf die Uhr. Oskar kommt in einer Stunde am Flughafen an, beinahe hätte ich auf ihn vergessen. Hastiger Aufbruch, ich hänge die warme Daunenjacke zurück an die Garderobe, hole mein eigenes Übergewand, Hans scheint mich kaum noch wahrzunehmen, er hängt am Telefon, offenbar nimmt niemand ab, er wippt ungeduldig mit dem Fuß. „Typisch Computerleute, sagen, sie haben Service rund um die Uhr, und schon am Samstag Vormittag sind sie verschollen.“
    „Also dann …“, sage ich. „Danke für alles, wenn ich darf, komme ich, wie ausgemacht, Mitte kommender Woche wieder.“
    Jetzt endlich reißt er sich von seinem Ärger los, sieht mir tief in die Augen, seine sind heute ganz hell, fast metallisch blau: „Wir sehen uns, es ist sehr schön, dich kennen gelernt zu haben – und da rede ich nicht von der Reportage.“
    Ich nicke, mehr fällt mir nicht ein. Mira, Abgang, bevor du Blödsinniges faselst. „Bis dann also.“
    Ich hetze gerade in die Ankunftshalle des Wiener Flughafens, als die Maschine aus Frankfurt angesagt wird, atme durch. Dauert wohl noch gut eine Viertelstunde, bis Oskar kommt. Im Café sind alle Plätze besetzt, ich lehne mich an eine Säule und mache mir Notizen. Was soll ich über die Bertholds schreiben? Eine sympathische Winzerfamilie auf dem steilen Weg nach oben? Zu anbiedernd. Big Business Wein. Zu desillusionierend. Ein Hund namens Reblaus. Ist ja keine Tierzeitschrift. Was vor den Toren Wiens wächst. Schon besser. Etwas über die harte Arbeit, über Expansion und Risiko, über Qualität, über die Nähe zu Wien, über Hans … Ob er Eva schon betrogen hat? Mira, darüber wirst du weder schreiben noch nachdenken.
    Oskar taucht früher auf, als ich gedacht habe. Ich freue mich, ihn zu sehen, er ist ein Stück Normalität, aber nicht im langweiligen Sinn, nicht einschläfernd, sondern beruhigend, ein zentraler Punkt in meinem Leben. Ich umarme und küsse ihn, sein Aftershave riecht gut, man könnte die Nase auf Dauer in seiner Halsbeuge vergraben, bei ihm daheim sein.
    Das Wochenende verläuft entspannt. Einen Tag verbringen wir in meiner Wohnung – immerhin hat auch Gismo Recht auf Gesellschaft –, einen in seiner

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