Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi
schicken Dachwohnung in der Wiener Innenstadt. Die Bertholds haben drei Flaschen Wein auf die Rückbank meines Autos gelegt, den Winzersekt, den DAC und einen Cuvée Lissen. Ich erzähle. Wir feiern meine Beförderung. Oskar findet vor allem den Rotwein phantastisch.
Wir schlafen viel, lesen, gehen am Abend in das kleine italienische Restaurant, dessen Küche beinahe an die von Armando im Veneto erinnert. Zwei Menschen, die einander mögen.
Der Montagmorgen kommt schneller als gedacht, ich bringe Oskar zum Flughafen, Stress, der übliche Stau auf der Tangente, ich küsse ihn, er hetzt ins Abfluggebäude.
Ich gähne, staue zurück in die Innenstadt, suche lange vergeblich einen Parkplatz in der Nähe vom „Magazin“. Dicke graue Wolken am Himmel. Es ist immer noch winterlich kalt.
In der Redaktion hat man von meinem Aufstieg schon gehört, es war wohl die Ressortleiterin vom Lifestyle, die ihren Mund nicht halten konnte. Auch kein Problem. Man fragt mich, wo das denn gefeiert werde. Ich hätte bei den Bertholds Wein kaufen sollen – dass ich nie an das Nächstliegende denke! So hole ich im Supermarkt ums Eck vier Flaschen Prosecco und wir stoßen an. Gabi sieht mich mit großen, dankbaren Augen an. Sie hat die besten Chancen, meinen bisherigen Platz einzunehmen. Beförderung von der gelegentlich beschäftigten freien Mitarbeiterin zur ständigen freien Mitarbeiterin. Sie wird ihre Sache gut machen, vielleicht ist sie ein bisschen naiv, aber mit fünfundzwanzig … Heute bin ich großzügig und vergesse, wie oft mich ihre Art genervt hat. Wie war ich mit fünfundzwanzig? Vielleicht besser, dass ich mich nicht mehr so genau daran erinnern kann. Richtig, mit fünfundzwanzig war ich in New York, verknallt in einen Restaurantbesitzer. Und sicher, nicht nur was dieses Muttersöhnchen angegangen ist, reichlich blauäugig. Ich nehme einen Schluck, und für einen Moment tut es mir Leid um meine bisherige Arbeit. Ist doch auch viel Schönes und Spannendes mit dabei gewesen. Chefreporterin. Hört sich großartig an. In der nächsten Ausgabe soll eine Notiz erscheinen, in der es quasi offiziell bekannt gegeben wird. Ich sollte meine Eltern anrufen. Vesna kommt morgen Früh, sie wird Augen machen. Mit ihr sollte ich feiern. Und natürlich mit Droch.
„Mira“, holt mich die Ressortleiterin vom Lifestyle wieder in die Realität zurück, „bis wann kannst du den Schreibtisch räumen? Geht es noch heute Vormittag? Gabi kann dann gleich …“
Meinen Schreibtisch räumen? He, wo soll ich hin? Darüber habe ich mit dem Chefredakteur noch gar nicht gesprochen. Mein Computer. Ich habe mich an ihn gewöhnt. Jetzt nur nicht sentimental werden.
„Ich hab noch keinen anderen Platz“, antworte ich und mache mich auf den Weg zum Chefredakteur.
„Stimmt, der Schreibtisch gehört dem Lifestyle“, sagt er wenig später. „Haben Sie keinen Laptop? Privat, meine ich?“
„Habe ich, aber der ist tatsächlich privat.“
Nach einer halben Stunde haben wir uns darauf geeinigt, dass ich in der Ecke des Großraumbüros, in dem ich schon bisher gesessen bin, einen neuen Schreibtisch bekomme. Auch zwei Grünpflanzen, um meinen Arbeitsbereich von dem der anderen abzugrenzen, werden genehmigt – vorausgesetzt, ich kaufe und pflege sie selbst. Immerhin besser als die bisherige Doppelschreibtischhälfte. Ein Computer wird bestellt, sogar ein leistungsstarkes Modell. Bis er da ist, muss ich mit meinem Laptop arbeiten. Die Verhandlungen waren deutlich zäher als jene über meine neue Funktion und die Bezahlung.
„Und“, setzt der Chefredakteur noch eins drauf, „ab jetzt möchte ich Sie in jeder Redaktionskonferenz sehen. Das ist klar für eine Chefreporterin. Ich werde Ihre Ernennung in der heutigen Sitzung offiziell bekannt geben.“
Na ja. Ich werde die Selbstdarstellungstrips meines Chefredakteurs schon überleben. Und dass ich jeden Montag verlässlich um elf in der Redaktion sein muss, auch. Außer ich bin auf Reportage … Mira, du hast es wunderbar erwischt!
Am selben Nachmittag noch bringe ich den Haustechniker dazu, die Stellagen, die bisher in meiner neuen Büroecke gestanden sind, auf andere Plätze zu verteilen, gerate deswegen kurz mit Kurt aneinander, der seinen Schreibtisch weder nach vorne rücken noch das Regal mit den aktuellen Zeitungen hinter sich haben möchte, fahre zu Ikea, erstehe in der Pflanzenabteilung zwei Palmen, die größer sind als ich, bugsiere sie irgendwie in meinen kleinen Fiat, überrede Gernot,
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