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Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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ausgerechnet Ihnen erzählen.“
    „Ich bin Journalistin. Ich schreibe über Fakten, wenn Sie welche haben …“
    „Er hat meinen Vater bedroht. Das war schon regelrechte Erpressung. Wenn wir ihm nicht die Lage neben dem Ried Hüttn geben, dann geht er mit der Sache mit dem Computerkabel an die Öffentlichkeit. Und mit den aufgestochenen Reifen.“
    „Also waren Sie es doch.“
    Er brüllt. „Nein! Aber er wollte uns in den Dreck ziehen.“
    „Wann?“
    „Na am Wochenende, bevor … Ach, was rede ich mit Ihnen!“
    Jetzt dürfte es auch ihm dämmern, dass er gerade dabei ist, mir ein Mordmotiv zu liefern, das über eine alte Familienfehde hinausreicht.
    „Warum hätten Sie Ihren Weingarten hergeben sollen?“

„Das ist eine Toplage, die will heute jeder. Wir haben den Weingarten bloß gepachtet, er gehört dem alten Wächter. Aber der kann nichts mehr bearbeiten, seine Kinder sind in der Stadt. Der Berthold hat sich hinter den Wächter gesteckt und der hat uns den Pachtvertrag gekündigt. Aber wir haben das nicht akzeptiert, wir haben den Großteil der Lage neu ausgepflanzt. Er hat uns einen langfristigen Vertrag versprochen.“
    „Gibt es nichts Schriftliches?“
    „Das ist nur so ein Wisch. Da steht nur etwas von fünf Jahren, aber das Mündliche gilt. Wir geben den Ziriberg nicht her. Sicher nicht. Mit dem Wein von dort haben wir vor zwei Jahren unseren Salonwein gemacht. Den hätt’ der Berthold gern, das ist klar.“
    „Hans Berthold ist tot, schon vergessen?”
    „Glauben Sie, sie ist anders?”
    „Wie lange haben Sie den Weingarten schon gepachtet?“
    „Neun Jahre, ausgemacht war eine Pachtdauer von dreißig Jahren oder so, mündlich. Und weil der Wächter auch nicht mehr gewusst hat, für wen er sich jetzt entscheiden soll, hat der Berthold meinen Vater bedroht. Alle haben es gehört, ich lüge nicht. Es war beim Hüttenzauber der Jäger, der ist immer im Frühling, Begehung des Reviers und nachher gemütliches Beisammensein in der Forsthütte draußen. Sie können fragen, wen Sie wollen.“
    Werde ich, werde ich mit Sicherheit.
    „Kümmern Sie sich lieber um diese Eva Berthold, statt uns zu beschuldigen. Wissen Sie, was die macht? Sie hat schnurstracks alle seine Sachen hergegeben, und das Auto hat sie auch schon verkauft. Und allen erzählt sie, dass sie jetzt die Chefin ist. So als ob es sie freuen würde. Er hat sie betrogen, und das mehr als einmal. Keine Träne soll sie bisher geweint haben. Seltsam, nicht?“
    Ich habe genug. Und genug Material, dem ich nachgehen kann. Vor allem aber sollte ich schleunigst mit Hans Bertholds Jagdkollegen reden.
    Doch es kommt anders. David Zen kommt nach Wien. Er ist zur Zeit der Filmregisseur in New York, so eine Kreuzung aus Woody Allan, Robert Altman und Stephen Spielberg. Wir haben bei seiner Europa-Agentin um einen Interviewtermin angefragt. Ich liebe seine Filme, habe aber kaum geglaubt, dass es klappen würde. Jetzt habe ich in letzter Minute die Zusage bekommen. Ich bin ganz aus dem Häuschen, vergesse beinahe auf meine Winzer. Vesna meint trocken: „Toter Weinbauer war aber schöner als David Zen.“
    Na ja, schön ist er tatsächlich nicht, dreißig Kilo Übergewicht, dünnes blondes Haar. Dafür ist er witzig. Besser noch, ironisch. Dem Leben, New York, den Frauen, den Männern und der Gesellschaft gegenüber. Sein letzter Film, „How to say it“, war ein Hit, jetzt ist David Zen in Europa, um seinen neuen, „Fish with Feathers“, zu bewerben. Ich treffe ihn im Imperial, kein Ambiente, das zu ihm zu passen scheint. David Zen ist leicht genervt, wahrscheinlich hetzt man ihn von einem Termin zum nächsten. Aber er ist freundlich, verbindlich – und geschäftsorientiert. Ich versuche ihm keine allzu stereotypen Fragen zu stellen, frage wohl trotzdem in etwa dasselbe, das er schon viele Male gefragt worden ist, er kommt immer wieder auf seinen neuen Film zu sprechen. Trotzdem wird es ein brauchbares Interview. Am besten gefällt mir die Passage, in der ich ihn nach seinem Zugang zu „Sex and the City“ frage. „Warum nur in der Stadt?“, hat er geantwortet.
    Das Interview ist fertig. Für die Nachfolgereportage über den Berthold-Mord bekomme ich eine halbe Seite, nicht mehr. Außer ich finde etwas wirklich Neues heraus. Auf ein Interview mit dem Nachbarn habe ich keine Lust. Er würde es ohnehin verweigern. Und falls nicht: Eva Berthold hat schon genug Sorgen am Hals.
    Freitagmittagsstau in Wien, ich werde zunehmend nervös, das

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