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Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Bank.“
    Der Großvater zeigt da weniger Verständnis. Die beiden steigen aus, weiche offene Wollmäntel über den gut geschnittenen Anzügen. Er eilt auf sie zu, hinkt ein bisschen, aber seine Stimme ist laut: „Sie haben wohl gar keinen Genierer. Kaum ist Hans unter der Erde, stehen Sie schon da! Dabei –“, er wendet sich an den Jüngeren, „ich kann mich erinnern, wie du mit Hans Räuber und Gendarm gespielt hast. Hat schon einen Grund, dass du immer der Räuber warst, Kainbacher!“
    Eva zupft den Großvater am Ärmel. „Lass gut sein.“ Zu den beiden gewandt: „Kommen Sie bitte mit, und Entschuldigung. Es geht ihm nicht so gut.“
    Der vom Großvater Attackierte murmelt: „Wir wollten zumindest das Begräbnis vorübergehen lassen, aber … Direktor Brunnhuber war heute in der Gegend und hatte keinen anderen Termin frei.“
    Der ältere Banker sieht drein, als würde ihm die halbe Entschuldigung seines Begleiters um eine halbe zu viel sein. „Können wir?“, fragt er kurz. „Es wird nicht lange dauern.“
    Eva ist, ich hätte es nicht für möglich gehalten, noch bleicher geworden, nickt aber entschieden. Sie sperrt das Tor auf, Reblaus hetzt uns entgegen, bellt, ist außer sich. Aber das ist er häufig. Seit den letzten Tagen frisst er auch wieder normal, hat mir Martina erzählt. Der Bankdirektor aus Wien weicht zurück, das gefällt Reblaus, er hält es für ein Spiel, springt ihn an. Der Bankdirektor glaubt wohl, er versucht ihn zu beißen, schreit auf, taumelt, will ihn abwehren. Reblaus, gekränkt, dass er den Herrn im feinen Wollmantel nicht abschlecken darf, hüpft zwei Schritte davon, bellt, schüttelt sich.
    „Hierher, Reblaus“, brüllt Eva.
    Er ist so überrascht, dass er tatsächlich zu ihr läuft und sich hinsetzt.
    Der Bankdirektor keucht, hält sich die Hand ans Herz. „Ihnen wird das Scherzen schon noch vergehen“, presst er heraus, „Reblaus, nicht zu glauben.“
    „Der soll sich nicht aufführen mit der Hand am Herz“, sagt der Großvater viel zu laut, „der hat gar keines, was soll ihm weh tun?“
    Die Ankunft der beiden wichtigen Herren hätte reibungsloser verlaufen können.
    Eva zieht sich mit den Bankern ins Wohnzimmer zurück. Der Großvater, die beiden jungen Bertholds und ich sitzen in der Küche.
    „Der alte Kainbacher ist ein klasser Bursch gewesen“, sagt der Großvater, „aber sein Sohn … er war immer schon ein Feigling.“
    Christian seufzt. „Er wird eben auch nicht anders können. Er ist nur Filialleiter, der andere ist Landesdirektor. Er kennt uns nicht, was hätte er für ein Interesse, eine Ausnahme zu machen?“
    „Aber am Tag vom Begräbnis.“
    „Ist das nicht auch schon egal?“, seufzt Christian. „Übrigens: Ich muss morgen wieder nach Zürich. Das Anhörungsverfahren …“
    „Weiß Ihre Mutter schon davon?“
    „Ich dachte, vielleicht könnten Sie …“
    „Das sagen Sie ihr schön selbst.“
    „Ja … Wäre es so schlimm, wenn wir aufhören würden? Mutter packt das doch nicht, sie könnte wieder als Lehrerin arbeiten, vielleicht findet sie auch einen …“
    Martina springt auf, schreit: „Hör sofort auf, so zu reden! Dich braucht da eh niemand, geh nur zu deinen Meeresviechern! Wir machen das schon. Denkst du nur einen Moment an Vater?“
    „Du kannst mich!“
    Ich stehe auf. Das hier geht mich nichts an. Obwohl … Interessant ist es schon, dass Christian bereits morgen weg will. Von ihm ist offenbar wenig Hilfe zu erwarten. Er durfte studieren und jetzt … Mira, brems dich ein, warum sollte er nicht das tun, was ihm liegt? Er versucht gerade eine Forschungsstelle als Meeresbiologe in Harvard zu bekommen. Nicht gerade übel. Warum soll er mit dem Traktor in den Weingärten unterwegs sein?
    Eine Tür geht auf, wir hören, wie sich Eva im Vorzimmer von den Bankmanagern verabschiedet. „Sie bekommen umgehend Bescheid. Und: Danke.“ Ihre Stimme klingt fest. Noch scheint nicht alles vorbei zu sein.
    Sie öffnet die Tür zur Küche, vier Augenpaare sehen ihr erwartungsvoll entgegen.
    „Ich muss ihnen eine Aufstellung liefern über Umsatz, Ausgaben, Einnahmen, Entwicklungsperspektiven. Sie wollten einen Prüfer schicken, aber den hätte ich zahlen müssen. Ich mache es selbst, habe ich gesagt. Sie geben mir einen Monat Zeit, die Geschäfte unter Dach und Fach zu bringen.“ Sie setzt sich zu uns und plötzlich beginnt sie zu weinen, fast lautlos, aber ohne damit wieder aufhören zu können.
    Vesna ist ernsthaft in Schwierigkeiten.

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