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Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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mir jetzt aus, dabei ist er heuer unser Spitzenwein, und vom Rosé wollen sie überraschend viel. Der ist allerdings nicht gerade teuer. Auch die Japaner schauen offenbar ziemlich aufs Geld. Sie wollen den Preis noch drücken, aber beim Riesling ist da gar nichts drin. Jetzt haben sie ihn auch so genommen.“
    Na also, es scheint weiterzugehen mit den Bertholds. Ob sein Tod jemals …
    Die Gala findet in einem neuen Wiener Stadtpalais statt, weiß gedeckte runde Tische, Weinreben als Schmuck.
    „Woher haben sie die wohl? Sicher nicht aus Österreich“, flüstert mir Eva zu. Sie trägt ein elegantes schwarzes Kleid, es unterstreicht, wie schlank sie ist. Von hinten könnte man sie für eines der jungen Mädchen halten, die Broschüren des Spritzmittelkonzerns verteilen. Ohne Sponsoring und Werbung geht heute eben gar nichts mehr.
    „Von wegen naturnah“, flüstere ich Eva zu.
    Sie sieht mich irritiert an. „Wenn du nicht spritzt, kannst du die Reben vergessen. Hängt nur davon ab, was, wann und wie viel.“
    Bald ist klar, dass mir die kurze Rede recht gut gelungen ist. Eva, die weniger wie eine Weinbäuerin als wie eine Schauspielerin aussieht, geht zum Podium, Beifall, sie räuspert sich, nimmt den Zettel aus ihrer Handtasche, liest mit ihrer deutlichen Volksschullehrerinnenstimme:
    „Sehr geehrte Juroren von Spirits of Wine, sehr geehrte Festgäste! Was ist der ‚Spirit‘ des Weines, sein Geist, seine Seele? Mag sein, dass man für einige Augenblicke glaubt, ihn zu erkennen, beim Duft eines Weines in der Nase, bei einem Schluck, beim Nachklang des Weines am Gaumen, aber in Worten ausdrücken kann man es kaum, kann ich es jedenfalls nicht. Ich fühle diesen Geist, wenn ich in unseren Weingärten nahe bei Wien bin; der Wind geht, die Reben treiben aus, öffnen sich dem Jahr, so wie ich es immer wieder versuche. Wir lernen aneinander und Sie können sicher sein, ich tue es mit Respekt vor der Tradition, vor dem Wein, vor der Natur. Und manchmal habe ich den Eindruck, der Wein weiß unsere Bemühungen auch zu schätzen, er respektiert uns, und wie wir ihn erziehen – wie es im Fachjargon heißt.“
    Kurze Pause.
    „Wie Sie wohl alle wissen, ist mein Mann, Hans Berthold, vor kurzem ums Leben gekommen. Ich widme diesen Preis ihm. Ich will in seinem Sinn weitermachen.“ Sie räuspert sich, blickt kurz auf, fährt fort: „Und was mich tröstet: Wenn ich in meinen Weinhügeln bin, dann ist sein Geist bei mir, seine Seele. Danke.“
    Frenetischer Applaus, ich sehe, dass einige ein Tränchen zerdrücken. Der letzte Satz war nicht von mir, zu Pathetisches ist meine Sache nicht. Aber er hat zum Augenblick gepasst, mehr noch, er hat Eva Berthold viele Herzen zufliegen lassen. Wein ist seit Jahrtausenden ein Geschäft. Und womit verkauft man besser als mit Emotion? Eva steht auf dem Podium, verbeugt sich, lächelt beinahe etwas scheu. Ob sie an ihn denkt? Oder daran, dass der heutige Abend ein wichtiger Schritt in die Zukunft ist? Wenn die Bankleute ihr jetzt den Kredit sperren, sind sie unten durch. Aber wie lange erinnert man sich an die Preisverleihung? Was, wenn uns der Alltag wieder eingeholt hat?
    Sie haben tatsächlich einen Kran auf mein Dach gestellt. Ein großer Kran hat einen kleineren Kran hinaufgehievt und der steht jetzt exakt über meinem Badezimmer. Ich bin nicht besonders neurotisch, aber ich dusche nur mehr kurz, putze mir schneller als sonst die Zähne, habe keine Lust, ausgiebig zu baden. Ich traue den Statikern nicht. Oskar kommt schon heute Abend, wir fahren zu den Bertholds, ausgiebige Weinverkostung, der Gasthof Herbst hat Zimmer, die ganz in Ordnung sein sollen. Arme Gismo, sie muss hier bleiben.
    Es dauert ganz schön lange, bis ich herausfinde, bei welcher Stelle ich Vesnas Arbeitsgenehmigung als Putzfrau beantragen kann.
    „Privathaushalt?“, sagt die Stimme am Telefon, „Was sagen Sie, für zwanzig Stunden im Monat?“
    „Ja.“
    „Nicht zwanzig Stunden die Woche?“
    „Nein.“
    „Das ist ein Witz, oder? Oder …“, der Ton wird vorsichtig, „sind Sie vielleicht gar der Callboy, der die Leute reinlegt, und dann ist alles im Radio?“
    Ich atme durch: „Noch einmal: Ich hätte gerne eine Arbeitsgenehmigung für die bosnische Staatsangehörige Vesna Krajner, die legal in Wien wohnhaft ist. Zahl der Stunden: Zwanzig im Monat. Beschäftigung: Putzfrau oder Bedienerin, wenn Ihnen das lieber ist. Eine vergleichbare inländische Arbeitskraft finde ich nicht. Wohin muss ich mit den

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