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Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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einer Aufklärung interessiert ist.“
    „Du meinst, weil sie selbst …“
    „Unsinn.“ Ich ziehe die Suppe vom Herd, die Blätter dürfen nur ganz kurz aufkochen, fertig machen werde ich sie, wenn alle da sind. „Nur weil der Nachbar böse Gerüchte streut?“
    „Dieser Hans Berthold scheint ein ganz schöner Tyrann gewesen zu sein.“
    „War er nicht.“
    „Na“, Oskar wirft mir einen prüfenden Blick zu, „attraktiv war er, das habe ich auf den Fotos gesehen. Jedenfalls scheint Eva sich in ihrer jetzigen Rolle wohl zu fühlen.“
    „Was bleibt ihr übrig? Außerdem: So gut kenne ich sie auch nicht, dass ich wüsste, was sie wirklich empfindet.“ In der Zwischenzeit stelle ich einen Topf mit der klaren Hühnersuppe zu. Oskar bitte ich, Zwiebel klein zu schneiden. Auch wenn er es selten tut, an sich kann er sehr gut kochen.
    „Irgendjemand muss es gewesen sein“, beharrt er.
    „Entweder ein Unfall oder Mord“, ergänze ich. „Es ist aber eher außergewöhnlich, dass einer so früh auf die Pirsch geht, das sagen sie zumindest im Wirtshaus. Zur Zeit darf man Wildschweine schießen, am Wald soll es genug davon geben, aber üblicherweise gehen die Jäger am Abend hinaus und lauern ihnen auf.“
    Oskar grinst. „Das heißt nicht auflauern, sondern ansitzen oder so ähnlich.“
    „Wenn ihn einer beim Joggen …“
    „Ein Weinbauer, der joggt, das ist jedenfalls außergewöhnlich.“ Ich schwitze die Zwiebeln und zwei klein gehackte Knoblauchzehen in Butter und Olivenöl an. „Das ist gar nicht mehr so außergewöhnlich. Wir sind nur ein paar Kilometer von Wien entfernt. Wie glaubst du, dass Winzer leben? Ihre Arbeit hat inzwischen viel mit Business zu tun, da muss man sich entspannen, einen Ausgleich finden.“
    „Ach, Mira, die Illusionslose“, spottet Oskar.
    „Ist jedenfalls ein ziemlich harter Job.“
    „Das war es aber schon immer.“
    Ich rühre die Rollgerste ein, schwenke sie durch, bis sie glasig ist. Inzwischen kocht auch die Hühnersuppe.
    „Aber heutzutage musst du auch noch Verkaufsexperte sein, Marketing drauf haben, Präsentieren, was von Finanzen und Verwaltung verstehen, Fremdsprachen beherrschen – und trotzdem in aller Früh aufstehen und im Weingarten arbeiten.“
    „Zumindest wenn man so hoch hinaus will wie die Bertholds.“
    Das klingt fast wie von den Nachbarn. Ich sage es Oskar.
    „Ist es ein Wunder, dass sie neidisch sind? Und wenn es wahr ist, dass Berthold ihnen Kunden und Weingärten abjagen wollte …“
    Ich gieße die angeröstete Rollgerste mit einem Achtel DAC-Veltliner auf.
    „He“, sagt Oskar, „ich dachte, das wäre mein Aperitif.“
    Nachdenklich rühre ich um. „Ich habe Eva darauf angesprochen, sie meint, das seien ganz normale Geschäftspraktiken, zumindest habe das Hans so gesehen. Wahrscheinlich muss man in dieser Liga ganz schön tough sein. Außerdem: So war es nicht, dass er versucht hat, Aichinger seine Kunden abzujagen. Die Bertholds haben eine Aussendung an alle Lokale der weiteren Umgebung gemacht, da waren eben einige dabei, die bis dahin beim Aichinger den Wein bezogen haben.“
    Thymian dazu, der Wein ist einreduziert, ich gieße wie beim klassischen Risotto immer wieder mit einem Schöpfer kochender Suppe auf, rühre um, die Flüssigkeit soll gerade etwas über der Rollgerste stehen.
    „Und der Berthold hat nicht gewusst, dass da Kunden seines Nachbarn darunter waren?“, wundert sich Oskar.
    „Keine Ahnung. – Kannst du etwas Stärke mit kaltem Wasser abrühren?“ Die Suppe soll später nur ganz leicht gebunden werden.
    „Und ich hab mir gedacht, wir fahren auf eine Weinkost … Ich frage mich bloß, seit wann du dich von Schnüffeleien abhalten lässt? Gibt mir zu denken, dass du aufgegeben hast.“
    „Sonst hast du mich immer darum gebeten.“ Wieder ein Schöpfer Suppe, umrühren. Der Thymian entfaltet sein Aroma. „Manchmal ist es besser, man lässt etwas ruhen. Wer weiß, vielleicht ist es wie mit dem Wein. Auch der braucht Zeit.“ Ehrlicher wäre es, zuzugeben, dass ich nicht weiter weiß. Außerdem ist die Reportage, an der ich zur Zeit arbeite, auch ganz nett: Das Hilton wird neu eröffnet, ich schreibe über die Hintergründe und die menschlichen Details: den Gast, der schon über fünfzigmal da war und zur Neueröffnung wieder kommen wird, das neue Luxusrestaurant aus der Sicht des Restaurantleiters und der Abwäscherin, Geschichten des alten Portiers, der nun in Pension geschickt worden ist, die Karriere des

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