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Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Verschwiegenheit mitgeteilt, dass er auch eine Einladung hat, aber ich solle mich nicht um ihn kümmern, er möge das nicht, wenn die Chefs im eigenen Medium abgefeiert würden. Ist mir eher neu, aber soll mir recht sein. Unsere Dienst habende Fotografin wird selbstständig arbeiten. Sollte ich etwas Spezielles brauchen, erreiche ich sie am Mobiltelefon, haben wir ausgemacht, viel zu viele Menschen hier, um sich darauf verlassen zu können, einander in der Menge zu finden. Fünfhundert? Achthundert?
    Im Eingangsbereich wird meine Einladung noch einmal geprüft und mit einer Liste verglichen, beinahe habe ich den Eindruck, ich müsste meinen Pass herzeigen, bevor ich zur erlauchten Gesellschaft vordringen darf. Dahinter: Gräfin Andau, sie gibt jedem persönlich die Hand, ich stelle mich also an. Sie sieht verdammt jung aus für vierzig, das muss ich zugeben. Aber sie hat wohl auch nicht viel anderes zu tun, als sich um ihr Aussehen zu kümmern. Ich würde trübsinnig werden bei so einer Hauptbeschäftigung. Hätte sicher auch niemand etwas dagegen, wenn sie etwas Vernünftiges tun würde – so vernünftig wie Reportagen über die High Society zu schreiben? Jedenfalls wird sie von zwei Scheinwerfern perfekt ausgeleuchtet: Wahrscheinlich hat es lange Lichtproben gegeben, um sie so frisch aussehen zu lassen. Ich bin schon gespannt, wie sie in dem Licht wirkt, das auf uns gewöhnliche Sterbliche scheint. Das heißt: Gewöhnlich ist da heute wirklich niemand. Oder zumindest will es niemand sein.
    Ich gebe ihr die Hand, lächle, wünsche ihr alles Gute. Es ist völlig klar, dass sie mich nicht erkennt. Wir hatten bisher ein einziges Mal miteinander zu tun, bei so einem Charity-Turnier zugunsten alter Pferde. Pferdeleberkäse wird es hier wohl keinen geben. Ich gehe weiter, sehe mich um. Alles ist perfekt organisiert: In der Mitte des Hangars wurde eine Art riesiger Boxring errichtet, da soll das Programm über die Bühne gehen. An den Rändern der Halle ist das Büffet aufgebaut. Zwanzig, dreißig Stationen mit Leckerbissen aus allen Ländern. Daneben Sektstände, Bars. Schwarz gekleidete Oberkellner tänzeln mit Tabletts voller Gläser durch die Menge. Sie brauchen gute Nerven und eine noch bessere Balance.
    Leise südamerikanische Musik, ein Teil der Familie Andau hat mit Südamerika zu tun, erinnere ich mich. Ich schaue nach oben, über allem schweben tatsächlich alte Flugzeuge, ich hoffe, die Seile sind stark genug. Mira, du alter Feigling, ich starre weiter nach oben, stoße mit jemandem zusammen, setze zu einer Entschuldigung an und sehe neben dem breitschultrigen Mann einen, den ich ganz gut kenne: Manninger, Starkoch und Wirt vom Apfelbaum. Er freut sich sichtlich, umarmt mich, stellt mich seinem Begleiter, einem Gastronomiejournalisten aus der Schweiz, vor. Wir gehen an den Rand der Halle, hier ist es zwar noch immer voll, aber zumindest nicht mehr lebensgefährlich.
    „Was machst du denn da?“, stellt er die obligatorische Frage.
    „Reportage. Und du?“
    „PR. Wenn ich schon eingeladen bin und Zeit habe, muss ich fast kommen. Das da ist eine ziemlich gute Klientel, und das eine oder andere Medienhäppchen kann dem Apfelbaum auch nicht schaden. Vielleicht entdeckt mich ja eine Kamera.“
    „Wie geht’s?“
    „Kann nicht klagen, meistens sind wir ausgebucht.“
    „Ich bin in letzter Zeit einige Male ganz in der Nähe unterwegs gewesen – der Mord an Berthold.“
    Manningers Gesicht wird ernst. „Ich habe die Reportage gelesen. Ich habe gehofft, du schaust einmal vorbei. Eine schlimme Sache, ich habe ihn natürlich gekannt.“
    „Und?“
    „Und was? Wie er … war? Ein netter Kerl, Selfmademan, ein harter Arbeiter, aber mit Charme und einer Menge Intelligenz. Einer, wie man ihn selten findet. Vielleicht war er manchmal ein wenig kleinlich, aber das musst du in diesem Geschäft sein. Ich habe schon im Chez Trois einige Weine von ihm gehabt, damals haben ihn noch wenige gekannt. Hier im Weinviertel ist er der Lokalmatador. Ich habe Gäste, die trinken ausschließlich seine Weine. Das wusste er leider auch, er ist in den letzten Jahren ganz schön mit den Preisen nach oben gegangen.“
    „Du wahrscheinlich ebenso.“
    „Na – so nicht. Aber die Leute zahlen auch etwas für seinen Wein, das stimmt schon. Gewinn mache ich mit dem Schankwein aber mehr als mit seinen Spitzensorten.“
    „Sie haben ganz groß ausgebaut.“
    „Weiß ich, ich habe die Eröffnung gecatert, war ein tolles Fest. Nicht so

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