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Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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sind also quasi vom Fach. Schreiben Sie öfter über Wein?“
    „Ja, die Reportage war von mir. Kannten Sie Berthold?“
    „Natürlich. Ich meine – es ist eine andere Liga, Sie verstehen? Wir managen ein Unternehmen. Er war Weinbauer. Aber wirklich tüchtig. Soll sich von ganz klein hinaufgearbeitet haben.“
    „Die Kauf-Gruppe scheint das mit der Liga nicht so zu sehen.“
    „Wie meinen Sie das?“
    Ob Nicole Kaiser gar nichts vom Großauftrag weiß? Oder ist es für Kaiser gar kein Großauftrag?
    „Sie sind Konkurrenten bei einem Auftrag für eine neue Weinlinie.“
    Der Weindynastiesprössling schüttelt den Kopf. „Keine Ahnung, mit so etwas habe ich nichts zu tun, das macht mein älterer Bruder. Attraktiv war er, der Hans Berthold. Ewig schade um ihn.“
    „Ist Ihr Bruder auch hier?“
    „Wo denken Sie hin? Er mag solche Veranstaltungen nicht. Mein zweitältester Bruder, Stefan, der ist da. Aber der hat sich komplett aus dem Geschäft zurückgezogen.“
    Ich treibe mich noch zwei Stunden auf dem Geburtstagsfest herum, erlebe das Geburtstagsständchen der Soubrette, koste von den mit Tandoori eingelegten Kürbissen – die Gläser sind übrigens von Manninger signiert, also hat er offenbar doch auch ein kleines Geschenk mitgebracht. Leider sehe ich ihn nicht mehr und kann es ihm nicht unter die Nase reiben. Aber demnächst im Lokal … Stattdessen laufe ich meiner Fotografin über den Weg, sie ist von der Veranstaltung deutlich mehr genervt als ich. Ich rede mit ein paar fast echten Jetsettern und einigen, die es gerne wären, amüsiere mich über den Versuch der Besitzer einer bekannten Wurstfabrik, auf der Bühne einen Sketch wiederzugeben, und verlasse noch vor Mitternacht den Hangar. Das Wetter hat sich beruhigt, Sterne am Himmel. Der rechte Fuß tut mir verdammt weh, sicher bekomme ich eine Blase. Ich ziehe die Schuhe einfach aus, der Asphalt fühlt sich kalt, trocken und sehr angenehm an, ich gehe Richtung Auto. Irgendein Freund der Gräfin brüllt auf der Bühne des Hangars: „Volare, oho, cantare, ohohoho“, außer mir ist nur ein Pärchen zu sehen, es steigt in einen dunkelgrünen Jaguar, einer der Security-Typen hält ihr die Wagentür auf, er bekommt das erwartete Trinkgeld. Wo mein Wagen steht, ist keine Security mehr, niemand hält mir die Tür auf, und ich kann wunderbar damit leben.
    Am Wochenende kommt Oskar zurück. Ich bin erstaunt, dass er nicht mehr als zwei große Koffer in seinem Flughafentrolley hat, immerhin war er Monate weg. Ich winke, freue mich, noch hat er mich nicht gesehen, er blickt in eine andere Richtung, winkt dorthin, etwas unsicher. Mir schießt das Blut in den Kopf, da holt ihn noch jemand ab. Oskar schaut vorsichtig herum, sieht mich, zuckt mit den Schultern. Was … Ich lasse die langstielige orange Rose sinken. Ausgebremst, Mira, schon wieder.
    Er geht auf eine höchst attraktive rothaarige Frau zu, sie kann nicht viel älter als dreißig sein, viel zu jung für ihn – und lässt sich von einer etwa siebzigjährigen Dame umarmen. Die Rothaarige küsst jemand ganz anderen. Die Dame ist seine Mutter. Hätte er mir auch sagen können. Ich habe keinen besonders engen Kontakt zu seiner Verwandtschaft, es wimmelt dort von Hofratswitwen und ehemaligen Lehrerinnen. Seine Mutter gehört zur ersteren Kategorie, und außerdem findet sie, dass für ihren großartigen Sohn keine Frau – außer ihr – gut genug ist. Ich weiß nicht … Soll ich hinübergehen? Oskar redet auf seine Mutter ein, dann steuern beide auf mich zu. Lächeln, Mira, lächeln.
    Ich muss mit zu Kaffee und Kuchen, seine Mutter hat spontan beschlossen, ihren Sohn abzuholen, sie wollte ihn überraschen. Wir machen freundliche Konversation und Oskar freut sich sichtlich, dass wir uns verstehen. Wie naiv Männer manchmal bloß sind. Als uns der Gesprächsstoff ausgeht, erzähle ich von der gräflichen Geburtstagsparty und meiner Unterhaltung mit Nicole Kaiser.
    Außerdem habe ich noch ein kleines Attentat auf Oskar vor, aber das geht erst, wenn wir alleine sind. Seine Mutter macht sich allen Ernstes erbötig, ihm das Gästezimmer, „dein ehemaliges Jungenzimmer, mein Lieber“, herzurichten. Oskar murmelt, dass er sich sehr auf seine eigenen vier Wände freue, und sie sieht mich an, als müsste sie ihn vor mir und meinen sexuellen Übergriffen schützen. Gerade dass sie nicht fragt, ob ich denn bei ihm übernachte.
    Oskar hat mir aus Frankfurt wunderschöne Ohrringe mitgebracht: Weißgold mit ganz

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