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Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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vor dem TV-Gerät hocken, klopfe an die Tür, keine Antwort. Okay, dann eben so. Ich trete ein, brülle: „Herr Wächter“, er dreht sich, ohne sichtbar überrascht zu sein, zu mir um. Ein Spannteppich, der schon bessere Zeiten gesehen hat. Eine Sitzgarnitur aus einem Billigmöbelhaus, der Fernseher: ein Flat-TV, groß, supermodern – und entsetzlich laut. Herr Wächter fingert an der Fernbedienung herum, schaltet leiser.
    „Ich bin Mira Valensky, eine Bekannte von den Bertholds“, erkläre ich.
    „Ich bin etwas schwerhörig“, erwidert Wächter.
    Das habe ich mir schon gedacht.
    „Den Fernseher habe ich von meinen Kindern zum Achtziger bekommen.“
    Ich nicke und rede langsam und laut. „Sie wollten den Bertholds einen Weingarten verpachten, Ried Ziriberg.“
    Er nickt. Das war es. Mehr nicht.
    „Aichinger war sauer.“
    Er nickt wieder. Offenbar störe ich ihn beim Fernsehen. Es läuft das allnachmittägliche Familienprogramm.
    „Wo liegt der Weingarten?“ Ich muss herausfinden, ob er mich tatsächlich verstanden hat oder ob er bloß so tut.
    „Was? Sie müssen lauter reden.“
    Ich seufze.
    „Ich hole mein Hörgerät.“
    Na das ist ja was. Der alte Herr Wächter erhebt sich, geht ins Nebenzimmer, kommt schnell wieder zurück, fummelt an seinem fleischigen Ohr herum. „Jetzt passt es.“
    Ich sage laut und deutlich: „Es geht um den Weingarten, den Sie den Bertholds verpachten wollten.“
    Er sieht mich vorwurfsvoll an. „Sie dürfen nicht so schreien, das tut mir im Ohr weh, wenn ich das Gerät dran habe. Ich hab den Bertholds einige Weingärten verpachtet, tüchtige Leute sind das, wir können stolz auf sie sein in Treberndorf. Und sehr tragisch, das mit dem Hans. Aber wissen Sie: Jagdunfälle hat es bei uns immer schon gegeben. Leider. Wenn ich Ihnen erzähle: Im Nachbarort, also in Großhofing, haben sie sogar einmal einen Elch erlegt. Der ist zugezogen aus der Tschechoslowakei, wie das damals noch geheißen hat, alle waren ganz stolz darauf, dass wir einen Elch im Revier haben. Natürlich: Abschussverbot. Und der Jagdleiter aus Großhofing, man hat gewusst, dort schießen sie auf alles, was sich bewegt, er hat den Elch dann trotzdem zur Strecke gebracht. Bei der Untersuchung hat er angegeben, er habe ihn in der Dämmerung für eine Wildsau gehalten.“
    Ich lächle und denke mir, schwer möglich, dass jemand Hans Berthold für ein Wildschwein gehalten hat. Aber unmöglicher als bei einem Elch?
    „Man hat ihm nicht geglaubt, er ist abgesetzt worden, aber den Jagdschein haben sie ihm nicht weggenommen, das wäre zu hart gewesen.“
    „Berthold und Aichinger haben um Ihren Weingarten gestritten.“
    „Die Familien mögen einander nicht, seit ich denken kann.“
    „Was … Kann man sich an den ersten Anlass erinnern?“
    „Niemand, auch nicht der alte Aichinger, auch nicht der alte Berthold, ich meine den Vater vom Gottfried Berthold. Sie sind einfach zu nah aneinander gelegen.“
    „Sie wollten den Weingarten Berthold geben. Warum?“
    „Er hat mich darum gebeten. Er liegt genau zwischen zwei Berthold-Weingärten, und außerdem: Er wollte mir mehr Pacht zahlen.“
    „Aichinger sagt, sie hätten mündlich eine viel längere Vertragsdauer vereinbart.“
    „Haben wir nicht, zumindest nicht ausdrücklich. Es stimmt schon, dass ich gesagt habe, wahrscheinlich kann er ihn für länger haben, aber eben nur wahrscheinlich. Es kann ja auch sein, dass ich sterbe und dass meine Kinder etwas anderes mit den Weingärten vorhaben.“
    „Das hat den Streit zwischen den beiden wieder angeheizt.“
    „Ich weiß, das ist ein gutes Ried. Und viel braucht es nie, um die wieder zum Streiten zu bringen. Ich habe die Entscheidung hinausgezögert, damit sie wieder abkühlen.“
    „Und wem hätten Sie den Weingarten gegeben?“
    „Berthold. Der braucht ihn dringender bei seinen ganzen Investitionen … Sie sind eine sehr tüchtige Familie. Nicht dass ich etwas gegen die Aichingers hätte, mit seinem Vater, Gott hab ihn selig, war ich sogar gut befreundet, wir waren beide Sänger, wissen Sie. Aber Hans hätte aus dem Ried Ziriberg das Beste gemacht.“
    „Und Eva?“
    „Ich weiß nicht … Halten Sie mich nicht für altmodisch, ich weiß schon, dass Frauen viel leisten können, sie haben immer schon sehr viel gemacht im Weinbau, aber … ob sie es ohne Hans schafft?“
    „Muss man ihr dann nicht besonders helfen?“
    „Da haben Sie schon Recht. Aber wenn sie zu wenig Hände hat, um die Weingärten zu

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