Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi
pflegen …“
„Sie bekommt neue Arbeiter, hat sie gesagt.“
„Ich werde es mir überlegen. Es stimmt schon, Eva ist eine gute Frau, man sollte ihr helfen. Ob sie das zahlen will, was ausgemacht war?“
„Kann ich nicht sagen. Wenn ja, dann … ?“
„Dann hat sie ihn. Auf fünf Jahre. Nicht länger. Zumindest nicht schriftlich.“
„Können Sie sich vorstellen, dass einer der Aichingers Berthold erschossen hat?“
Er sieht mich aus seinen wässrig-blauen Augen listig an. „Vorstellen kann man sich viel, wenn man so alt ist wie ich. Die haben sich nie gemocht.“
Den Weinbaupräsidenten erreiche ich am Mobiltelefon in der Ukraine. „Man muss neue Märkte erschließen“, erklärt er. Ja, er habe die Polizeibehörden gebeten, beim Fall Berthold Druck zu machen. „Ich mag keine Unordnung“, ergänzt er, „und ich mag die Bertholds. Harte Arbeiter, sie haben es von ganz unten herauf geschafft.“
„Und die Aichingers?“
„Er hat immer wieder einen guten Wein. Ein guter Funktionär ist er außerdem, Obmannstellvertreter der Bezirksbauernkammer. Keine Ahnung, warum sich die Familien nicht mögen, das gibt es bei uns eben. Aber man darf es nicht zu ernst nehmen.“
Es könnte jemand todernst genommen haben.
Droch spottet: „Arme Mira, von der Lifestyletante zur Chefreporterin befördert, und was macht sie? Eine Reportage über das Jetset. Der Chefredakteur weiß eben, wo du dich auskennst, und deine ehemaligen Freunde werden sich sicher freuen, dich wiederzusehen. Schick, schick, so eine Party im Flugzeughangar. Ich hoffe, du erkennst noch alle Designerklamotten. Oder hast du auf Tracht umgesattelt?“
Ich grinse müde. „Was soll’s, ich werde der Story schon etwas Pfeffer geben. Komm doch mit heute Abend.“
„Weil ich da etwas verloren habe!“
„Ich stelle dich einfach als Hollywoodschauspieler vor, der vom Pferd gefallen ist.“
„Sehr witzig. Ich werde heute Abend lesen und früh ins Bett gehen.“
Klingt auch nicht gerade nach einem befriedigenden Programm, zumindest nicht für mich. In gewisser Weise freue ich mich auf die Party sogar. Abwechslung zum Weinland, und außerdem: Nächste Woche kommt Oskar zurück, ich werde mir mein Leben anders einteilen müssen, damit ich genug Zeit für ihn habe. Ich will genug Zeit für ihn haben, aber … irgendetwas bleibt wohl auf der Strecke. Andererseits: In den letzten Monaten hat es genug Abende gegeben, die ich allein vor dem Fernseher verbracht habe. Nicht unbedingt das, was mir Freude macht.
Gräfin Andau wird vierzig. Und ich habe eine Einladung. Nicht als Mira Valensky, sondern als Reporterin vom „Magazin“, versteht sich. Man hält bei den Andaus offenbar nicht viel davon, im intimen Rahmen zu feiern. Rund um den alten Hangar, der jetzt häufig für Events vermietet wird, ist alles abgesperrt. Eine Mischung aus Security-Männern und Parkwächtern in dunkelblauer polizeiähnlicher Uniform sieht sich die Einladungen genau an, weist die Gäste ein. Mein Auto ist offenbar zu wenig repräsentativ, um nahe beim Eingang parken zu dürfen. Dort reihen sich Bentleys, Mercedes-Coupés, Jaguars und andere Nobelmarken aneinander. Mir stehen mindestens fünf Minuten Fußmarsch bevor. Warum habe ich mein einziges Paar Schuhe mit hohem Absatz angezogen? Ich stöckle die Straße entlang, dort drüben geht die alte Soubrette, die bei keiner Veranstaltung fehlen darf. Meine Güte, wie kann man sich die Haare nur so hoch auf den Kopf türmen? Wahrscheinlich kauft sie ihren Haarspray im Großhandel. Sie muss mindestens siebzig sein, ihre beiden Begleiter sind auch nicht viel jünger. Die Gruppe vor mir … den Mann kenne ich, der Finanzminister. Steht auf alles, was glitzert.
Allein zu kommen ist eindeutig nicht schick. Fast schon ein Eingeständnis, dass man eben … niemanden hat, der einen begleiten möchte. Ich hätte Droch breitschlagen sollen. Dann wäre wenigstens für bissige Kommentare gesorgt gewesen, gar nicht schlecht. Das Tor des Hangars ist mit roten und weißen Fähnchen geschmückt, links und rechts vom Eingang stehen riesige Palmen in Töpfen. Sie sehen aus, als würden sie sich vor dem kalten Maiwind fürchten. Oder sind es die Gäste, die sie erschrecken …? Mira, Palmen fürchten sich nicht. Das wäre eigentlich ein schöner Titel für die Reportage: „Palmen fürchten sich nicht.“ Fast schon literarisch. Der Chefredakteur würde mich köpfen. Ich bin gespannt, ob ich ihn entdecke. Er hat mir unter dem Siegel der
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